Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
sich bereits Manikongo Nzinga a Nkuwu taufen, und sein Enkel wurde 1518 in Portugal sogar zum Bischof geweiht. Da die Portugiesen ihre Entdeckungsfahrten fortsetzten und um 1500 mit Vasco da Gama ihr eigentliches Ziel erreichten, einen Seeweg nach Indien zu finden, konzentrierten sich die Handelsbeziehungen zwischen Portugal und dem Kongo auf den Menschenhandel. Sklaverei war den Bakongo bereits bekannt, und Kriegsgefangene ereilte oft dieses Schicksal.
Der steigende Arbeiterbedarf in den Plantagen im von Portugiesen kolonisierten Brasilien machte es für Sklavenhändler attraktiv, Menschen von afrikanischen Zwischenhändlern in den Küstenstädten zu kaufen, sie in Ketten und mit Peitschenhieben auf die Schiffe zu treiben und über den Atlantik zu transportieren, um sie in Südamerika mit großem Gewinn zu verkaufen. Im 16. Jahrhundert wurden so etwa 100 000 Menschen nach Brasilien geschafft. Im 17. Jahrhundert schwoll der Strom auf 600 000 Menschen an. In den darauffolgenden 100 Jahren belief sich die Zahl afrikanischer Sklaven, die nach Brasilien kamen, auf 1,3 Millionen. Im 19. Jahrhundert trieben die Menschenverkäufer bis zur offiziellen Abschaffung der Sklaverei 1888 in Brasilien noch einmal 1,6 Millionen Verschleppte von den Schiffen in die Plantagen. Wie viele Menschen auf der Flucht vor den Sklavenjägern, während ihrer Gefangenschaft in Afrika und auf den langen Transportwegen starben, entzieht sich jeder Schätzung. Es waren sicher Millionen. Alleine auf den Sklavenschiffen, die über den Atlantik fuhren, sollen es bis zu 1,5 Millionen gewesen sein.
Innerhalb von gut 350 Jahren wurden insgesamt wohl mehr als zehn Millionen Menschen aus purer Habgier von Afrika nach Amerika verschleppt. Ein unbeabsichtigter, bis heute wirksamer Nebeneffekt des Menschenhandels war die Verbreitung der Malaria von Afrika nach Südamerika. Irgendwann im 16. Jahrhundert kamen die ersten Menschen, die den Erreger Plasmodium falciparum in sich trugen, in die Neue Welt. Mit ihrem Blut sogen die Moskitos des amerikanischen Kontinents auch die Krankheitserreger auf und infizieren bis heute bis zu 700 000 Menschen jährlich mit dem Parasiten.
Die europäisch-kongolesischen Beziehungen waren über viele Jahrhunderte vom Sklavenhandel geprägt. Die territoria len Machtansprüche der Europäer erstreckten sich in diesem Gebiet im Wesentlichen auf Küstenstreifen mit Handels- und Versorgungsstationen. Lediglich Bemühungen zur christlichen Missionierung brachten Europäer tiefer ins Hinterland. Das Kongobecken selbst blieb für sie deshalb lange Zeit ein weißer Fleck auf der Landkarte.
Erst im 19. Jahrhundert, in dessen Verlauf sich die europäischen Großmächte einen Wettkampf um Kolonien auf allen Kontinenten lieferten, weckte auch das Kongobecken vermehrte Begehrlichkeiten bei den Europäern. 1816 unternahm der Brite James Tuckey eine Expedition auf dem Fluss, kam wegen der Stromschnellen im Unterlauf des Kongos aber nicht sehr weit. 480 Kilometer von der Küste entfernt musste er mit seinen Männern umkehren. Die meisten Expeditionsteilnehmer starben während der Erkundung – vor allem an Krankheiten –, und auch Tuckey erlag noch im Oktober 1816 einem schweren Fieber.
Trotz dieses Scheiterns avancierte Afrika zum Ziel vieler Europäer und Amerikaner, die sich nach Abenteuern, Exotik und wissenschaftlichen Pioniertaten sehnten. Einer der bekanntesten Europäer, der Afrika erkundete, war der schottische Missionar und Entdecker David Livingstone. Er suchte unter anderem nach den Quellen des Nils. Da er mehrere Jahre in Afrika verschollen blieb, witterte die amerikanische Tageszeitung »New York Herald« eine gute Story und schickte den britisch-amerikanischen Sensationsreporter Henry Morton Stanley 1871 nach Afrika, um Livingstone aufzuspüren. Tatsächlich gelang es Stanley, den Vermissten zu finden, und im November 1871 kam es zu der legendären Begegnung bei Ujiji am Tanganjikasee, bei der Stanley den Gesuchten mit den Worten »Mister Livingstone, I presume« (»Mister Livingstone, nehme ich an«) begrüßt haben soll. Diese Begebenheit ist nicht belegt und äußerst zweifelhaft. Livingstone jedenfalls erwähnt sie in seinen Tagebüchern nicht.
Stanley nahm es mit der Wahrheit nicht immer so genau. So wurde er zum Beispiel als uneheliches Kind in Wales geboren und trug zunächst den Nachnamen seines Vaters Rowland. Schließlich wanderte er nach Amerika aus, freundete sich mit dem Händler Henry Hope Stanley an und
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