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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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in Algerien ein brutaler Unabhängigkeitskrieg gegen die französische Kolonialmacht, und die Belgier fürchteten eine ähnliche Entwicklung für den Kongo.
    Als 1959 in der Kolonie Unruhen ausbrachen, handelte die belgische Regierung sehr rasch und verkündete, dass man den Kongo bereits 1960 in die Unabhängigkeit entlassen werde. Bereits während der Unabhängigkeitsfeier kam es zum Eklat, als der belgische König Baudouin in seiner Rede seinen Vorfahren Leopold II. als Überbringer der Zivilisation und Befreier der Kongolesen lobte. Der gewählte Minis terpräsident des neuen, unabhängigen Staates, Patrice Émery Lumumba, antwortete ihm mit der Replik: »Wir haben Ironie, Beleidigung und Schläge erlebt, die wir morgens, mittags und abends erleiden mussten, bloß weil wir Neger waren.«
    Lumumba berief nach einer Militärrevolte noch im Jahr der Unabhängigkeit den ehemaligen Oberstabsfeldwebel Joseph-Désiré Mobuto zum Chef des Generalstabes, der aus der ehemaligen Force Publique die offizielle kongolesische Armee formte.
    Die neue Regierung des Kongos zerstritt sich schon sehr bald nach der Unabhängigkeit. Lumumba, der eine Abspaltung der erzreichen Provinz Katanga verhindern wollte, bat die Sowjetunion um Unterstützung. Der Regierungschef des Kongos schürte damit die Befürchtung westlicher Regierungen, dass immer mehr afrikanische Staaten ihre gerade errungene Unabhängigkeit im Zuge des Kalten Krieges dazu nutzen könnten, sich dem Ostblocklager anzuschließen. Wenige Monate nach Ausbruch der kongolesischen Regierungskrise lieferte Mobutu seinen ehemaligen Gönner Lumumba mithilfe des amerikanischen Geheimdienstes CIA an dessen Gegner aus. Der Ministerpräsident des Kongos wurde erschossen. Nach der Niederschlagung mehrerer Aufstände und Abspaltungsbewegungen putschte sich Mobutu schließlich 1965 zum Regierungschef – und behielt dieses Amt bis zu seiner gewaltsamen Absetzung 1997.
    Im Zuge der Kämpfe bis 1965 erlangte auch der Deutsche Siegfried Müller zweifelhafte Berühmtheit unter seinem Spitznamen Kongo-Müller. Der ehemalige Reichswehrsoldat und Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse verdingte sich 1964 an eine internationale Söldnertruppe, die im Auftrag General Mobutus das von Aufständischen besetzte Stanleyville, das heutige Kisangani am Kongo, zurückerobern sollte. Müllers Soldaten, die in der Provinz Équateur operierten, erhielten wegen ihres brutalen Vorgehens bald den Beinamen Les Affreux, die Schrecklichen. Müller schied 1965 im Range eines Majors aus dem Söldnerheer aus. Zurück in Deutschland gab er Reportern des damaligen Fernsehens der DDR ein Interview, in dessen Verlauf er sich zunehmend betrank und sich mit seinen Gräueltaten im Kongo brüstete. Die ostdeutsche Propaganda versuchte, mithilfe dieser Aufnahmen den Beleg dafür zu liefern, dass Westdeutschland imperiale Bestrebungen der USA in Afrika unterstützte.
    Das Anheuern ausländischer Soldaten nutzte Mobutu im Verlauf seiner Diktatur immer wieder, um seine Macht zu sichern. Die Bezahlung der Söldner konnte er sich aufgrund der Gewinne aus den Erz- und Diamantminen des Landes leisten.
    Die Liste der Lagerstätten in der Demokratischen Republik Kongo liest sich wie eine Inventarisierung der Weltwirtschaft. Im Westen liegen Ölvorkommen, im Osten und Süden des Landes gibt es Coltan, Diamanten, Eisen, Gold, Kobalt, Kohle, Kupfer, Mangan, Uran, Wolfram, Zink, Zinn und seltene Erden.
    Trotz dieses Reichtums führte die Politik des Diktators Mobutu letztendlich zu einem totalen wirtschaftlichen Zerfall des Landes, da keine Entwicklung, sondern nur Ausbeutung für individuelle Zwecke stattfand. Wie jedes Gemeinwesen kommen auch der kongolesische Staat und seine Wirtschaft nicht ohne ein Mindestmaß an Idealismus, Solidarität und Gerechtigkeit aus.
    Der Niedergang von Staat und Wirtschaft gipfelte schließlich in einer bis heute nachwirkenden Katastrophe. Dabei tobten zwei Kriege durch das Land und forderten vier bis sechs Millionen Tote. Dieses Desaster wurde durch drei Voraussetzungen ermöglicht: Erstens bietet der Reichtum an natürlichen Ressourcen selbst Anführern vergleichsweise kleiner, militärisch ausgerüsteter Truppen die Möglichkeit, hohe Einnahmen zu erzielen. Dazu kontrollieren bewaffnete Kämpfer schlicht den Zugang zu Minen oder wichtige Verkehrswege und erheben auf alles, sei es Fahrzeuge oder Ladung, Zölle. Wie lukrativ die illegale Ausbeutung der Rohstoffe und der daran geknüpften Abgaben an

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