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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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übernahm schließlich als Ziehsohn dessen Namen. Er behauptete danach, dass er nicht aus dem Ausland stamme.
    Nach ihrem Zusammentreffen schlossen sich Livingstone und Stanley zusammen und erforschten die Ufer des Tanganjikasees. Während Stanley dann nach Europa zurückkehrte, suchte Livingstone weiter nach der beziehungsweise den Quellen des Nils und starb 1873 im heutigen Sambia, ohne fündig zu werden. Durch seine Reisen war Livingstone im Laufe seines Lebens ein anderes Anliegen viel wichtiger geworden als der Ruhm durch geografische Entdeckungen. Er hatte auf seinen Erkundungen die Gräuel, die der arabische Sklavenhandel in Zentralafrika verursachte, gesehen. In einem Brief an den »New York Herald« schrieb er deshalb: »Und wenn meine Ausführungen über die schreckliche Sklaverei in Ujiji zu einem Ende des Sklavenhandels an der Ostküste führen sollten, dann würde ich das als viel wichtiger betrachten als die Entdeckung sämtlicher Quellen des Nils.«
    Stanley, dessen afrikanische Reisebeschreibungen ihn mittlerweile berühmt gemacht hatten, brach 1879 zu einer neuen Expedition ins Kongobecken auf. Im Namen des belgischen Königs Leopold II. erforschte er das Land und gründete zu Ehren seines Auftraggebers die Stadt Leopoldville am Unterlauf des Kongos, das heutige Kinshasa. Mit seiner Reise bereitete Stanley den vielleicht größten Coup eines einzelnen Menschen und gleichzeitig die größte Ungerechtigkeit im an Grausamkeiten reichen 19. Jahrhundert vor. So ließ er sich von zahlreichen lokalen Häuptlingen angebliche Eigentumsrechte an ihrem Land übertragen. Was in den Augen eines Europäers oder US-Amerikaners ein normaler Rechtsakt gewesen sein mag, lag außerhalb der Vorstellungskraft der einheimischen Anführer. Wie viele andere afrikani schen Stammesfürsten ahnten auch die Häuptlinge am Kongo nicht, dass sie ihr Land und ihr Volk der Ausbeutung durch die neuen kolonialen Herren preisgegeben hatten.
    Eine entscheidende Zäsur in der Geschichte der zentralafrikanischen Region erfolgte 1884/1885. Zur sogenannten Kongokonferenz versammelten sich in Berlin die Vertreter des Deutschen Reiches, der USA, der Niederlande, des Osmanischen Reiches, Belgiens, Dänemarks, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Österreich-Ungarns, Portugals, Russlands, Spaniens und Schweden-Norwegens. Am 26. Februar 1885 endete die Konferenz mit der Unterzeichnung der Kongoakte. Sie gewährte den 14 beteiligten Staaten Handelsfreiheit im Kongobecken, regulierte den Erwerb von afrikanischen Kolonien, verbot den Sklavenhandel und gab die Flüsse Niger und Kongo für die internationale Schifffahrt frei.
    Die Konferenz bestätigte außerdem, dass das Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo, also etwa zwei Millionen Quadratkilometer, der Kongogesellschaft gehörte. Eigentlich war diese Gesellschaft als internationale Organisa tion geplant gewesen. Das hätte die Bevölkerung des Kongos zwar nicht zwangsläufig vor den schlimmsten Repressalien durch die Verwaltung dieser Gesellschaft geschützt, hätte aber die Dauer ihrer Schreckensherrschaft eventuell verkürzt. Bei mehreren Eignern wäre jedenfalls die Wahr scheinlichkeit deutlich höher gewesen, dass wenigstens einer Skrupel gegenüber den Gräueltaten gehabt hätte, die sich in den folgenden Jahrzehnten im Herzen Afrikas abspielen sollten – und für deren Beendigung gesorgt. Jedoch kaufte Leopold II. alle Anteile an dieser Gesellschaft über Mittelsmänner auf und wurde damit zum alleinigen Privatbesitzer des Kongos. Der belgische König beutete die Menschen unter seiner Herrschaft mithilfe der Gesellschaft rücksichtslos aus und machte den Kongo-Freistaat zu einem der schrecklichsten Orte der Welt.
    1885 gründete Leopold II. die Force Publique, eine Kolonialarmee zur brutalen Unterdrückung der Einwohner. Die Offiziersgrade nahmen ehemalige belgische Offiziere ein. Ihre Soldaten rekrutierte sie aus freiwilligen oder zwangs verpflichteten Einheimischen. Besonders zwei Rohstoffe ver sprachen reiche Gewinne: das Kupfer in den Lagerstätten im Südosten des Landes in der heutigen Provinz Katanga sowie Kautschuk.
    Im Jahr 1888 erhielt der britische Tierarzt John Dunlop ein Patent auf den ersten Fahrradluftreifen aus Gummi. Angeblich veranlasste ihn der Lärm, den sein Sohn mit den Metallreifen seines Dreirades veranstaltete, zu seiner Erfindung. Auch wenn Gummireifen noch von anderen Menschen erfunden wurden, trug das empfindliche Gehör des Herrn Dunlop seinen

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