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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Teil zu einer schrecklichen Entwicklung im Kongo bei. Die dynamische Industrialisierung der Weltwirtschaft, die Erfindung des Automobils und die damit einhergehende Mobilisierung heizten die Nachfrage nach dem Naturprodukt enorm an. Leopold II. erkannte die gewaltige Chance und erteilte großflächige Konzessionen zur Anlage von Kautschukplantagen im Kongo.
    Die Gewinnung des weißen Milchsafts ist mühsam. Etwa alle fünf Tage muss die Rinde Abertausender Bäume eingeritzt werden, damit sie ihren eigentlich zum Verschließen der Wunde gedachten Saft absondern. Aus der zähen, weißen Flüssigkeit lässt sich Kautschuk gewinnen, der bis heute ein wichtiger industrieller Rohstoff ist und zu zahllosen Produkten verarbeitet wird. Die Palette reicht dabei von Autoreifen bis zum Kondom. Die Eigenschaften von Naturkautschuk sind so herausragend, so behält er zum Beispiel seine Elastizität über einen großen Temperaturbereich, dass aus ihm bis heute im Wesentlichen Flugzeugreifen hergestellt werden und nicht aus synthetischem Kautschuk.
    In der Kolonialzeit pressten die Plantagenbesitzer die benötigten Arbeiter mit Gewalt aus der einheimischen Bevölkerung, um ihre Produktion aufrechtzuerhalten. Ob und wie hoch die Zwangsrekrutierten entlohnt wurden, stand im Ermessen des Plantagenbesitzers. Zur Durchsetzung seiner Interessen konnte der Grundherr auf die Force Publique zurückgreifen. De facto erhielt die Kolonialherrschaft unter dem belgischen König also die Sklaverei in Afrika aufrecht. Leistete ein Dorf Widerstand, führte die Kolonialarmee grausame Strafaktionen durch. Dabei war das Abhacken der Hände der Aufständischen beliebt. Um die Soldaten der Force Publique vom Jagen abzuhalten, wurde in der Armee über die Munition akribisch Buch geführt. Es galt daher die Regel »Für jede Kugel eine rechte Hand«. Das bedeutete, dass die Soldaten für jede Kugel, die sie abschossen, den von ihnen Getöteten die rechte Hand abhacken und sie als Beweis vorlegen mussten. Natürlich kam es auch vor, dass Lebenden die Hand abgehackt wurde, um fehlende Munition zu erklären.
    Doch die ungeheuerliche Grausamkeit in dem riesigen Kongobecken konnte auf Dauer nicht geheim bleiben. Immer wieder schreckten Berichte von den Kongogräueln die Bevölkerung in Europa und den USA auf. Schließlich prangerte 1902 auch die populäre Erzählung »Herz der Finsternis« des Schriftstellers Joseph Conrad die Schreckensherrschaft Leopold II. an und führte 1908 dazu, dass der belgische König seinen afrikanischen Privatbesitz an den belgischen Staat verkaufen musste.
    Historiker schätzen, dass in den 23 Jahren von 1885 bis 1908 etwa zehn Millionen Menschen durch die Grausamkeit der Kolonialherren im Kongo umgebracht wurden.
    Leopold II. hatte sich mit seiner Privatkolonie geschätzt um etwa 220 Millionen Franc bereichert, was heute etwa 1,1 Milliarden Dollar entspräche. Alleine der Verkauf der Kolonie brachte ihm 110 Millionen Franc ein.
    Der belgische Staat, unter dessen Herrschaft die Kolonie Belgisch-Kongo fortan stand, bemühte sich zwar, die allergröbsten Ungerechtigkeiten durch Verbot der Zwangsarbeit zu mildern. Der Staat und die in seinem Namen agierenden Kolonialherren brauchten aber weiterhin billigste Arbeitskräfte, um die Plantagenprodukte Kautschuk, Palmöl und Kaffee, die Erze aus Kupfer-, Blei- und Zinkminen sowie die Edelsteine aus den Diamantvorkommen mit maximalem Profit gewinnen zu können. Deshalb änderten sich die menschenfeindlichen Begleiterscheinungen der Kolonialherrschaft nur schleppend.
    Trotz zahlreicher Aufstände gelang es den Belgiern unter anderem durch den rücksichtslosen Einsatz der weiterbestehenden Force Publique, die Herrschaft im Kongo zu behalten und sogar auszudehnen. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Niederlage des Deutschen Kaiserreiches wurde die belgische Kolonie um die Region des heutigen Ruandas, das Teil der Kolonie Deutsch-Ostafrika gewesen war, erweitert. Im Zweiten Weltkrieg erlangte der Kongo vor allem als Lieferant für die kriegswichtigen Rohstoffe Eisen, Kautschuk und – was zu Beginn des Kriegs noch niemand ahnte – Uran für die ersten amerikanischen Atombomben Bedeutung.
    Der Kampf um den Sieg in Europa band die militärischen Kräfte der europäischen Staaten so sehr, dass überall auf der Welt die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kolonien Auftrieb erhielten. Auch dem belgischen Staat war klar, dass er den Kongo dauerhaft nicht als Kolonie würde halten können. Seit 1954 tobte

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