Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
wenigen Tagen macht er sich auf die Suche nach den verlorenen gegangenen Weibchen. Es ist ihm nicht verborgen geblieben, dass sein Bruder nun Anspruch auf einige seiner Damen erhebt. Mit solch einer Demütigung gleich zu Beginn seiner Herrschaft will er sich nicht abfinden.
Karatekas Trupp streift nicht weit von Buhangas Verband durch den Wald. Zwar versucht der angehende Silberrücken, seine drei Weibchen von der Sippe seines Bruders fortzutreiben, aber es gelingt ihm nicht. Noch ist das Band zwischen ihnen und ihrer Sippe nicht endgültig zerschnitten. In den kommenden Wochen reißt der Kontakt zwischen den Harems der Brüder nie ab – auf Dauer ein unerträglicher Zustand.
Während Karateka verzweifelt versucht, wenigstens die drei Weibchen, die sich ihm angeschlossen haben, für sich zu sichern, gärt in Buhanga der Verdruss über seinen Verlust. Bis auf zwei, drei Konfrontationen zwischen Buhanga und Karateka, die sich zwar in großem Getöse, aber ohne Kampf auflösen, geschieht einige Zeit nichts Beunruhigendes. Doch nachdem die beiden Trupps mehrere Wochen nahe beieinander durch den Wald gezogen sind, geschieht das Unvermeidliche. Buhanga sucht die Entscheidung.
Der Kampf ist heftig, aber kurz. Bereits einige wenige Schläge seines Bruders zeigen Karateka, wer dieses Duell gewinnen wird. Er kennt die Überlegenheit Buhangas, seit er mit ihm als junger Gorilla im Spiel gerungen hat. Er ahnt seine Niederlage schon, während er versucht, den Bruder mit Imponiergehabe einzuschüchtern. Als ihm die Faust des Gegners brutal auf die Schulter hämmert und gleich darauf ein weiterer Treffer an seinem Kopf folgt, wird diese Ahnung zu Gewissheit und betäubendem Schmerz. Bevor ihn der Bruder weiter verprügeln oder gar sein gefährliches Gebiss einsetzen kann, gibt Karateka auf und sucht das Weite. Seinen vermeintlichen Harem muss er zurücklassen. Fortan streift er alleine durch die Wälder und hofft, dass sich ihm noch einmal die Gelegenheit bieten wird, wie sein Vater eine mächtige Familie zu gründen.
Doch auch Buhanga darf sich nicht allzu lange über seine gerade errungene Position freuen. Denn in seiner Unerfahrenheit hat er einen entscheidenden Fehler gemacht: Er hat den einzigen Gorilla vertrieben, der ihm dabei helfen könnte, seine Familie zu verteidigen. Jedem Angreifer muss er sich nun ganz alleine stellen.
Kabirizi hingegen nutzt die Zeit, in der sich die beiden Brüder beharken, um sich vom Kampf mit Ndungutses Bruder zu erholen. Neue Kraft wächst in seinen Muskeln, neue Zuversicht spornt ihn an, sein Ziel zu erreichen. Er wird Buhanga vom Thron stoßen und sich seiner Familie bemächtigen.
Der Kampf ist heftig. Buhanga wehrt sich ungestüm und verzweifelt. Den Nachteil seiner Unerfahrenheit gleicht er mit Mut aus. Es ist ein mächtiger Feind, den er bekämpft, furchterregend und unerbittlich. So sehr er auch schlägt, so sehr er auch versucht, den anderen durch Bisse zu schwächen oder ihn durch die Wucht einer Attacke umzuwerfen, der Fremde bleibt unüberwindlich. Schon geht er zum Angriff über und Buhanga muss sich verteidigen. Kabirizi kennt kein Erbarmen. Hat er nicht Ndungutses Bruder besiegt? Steht ihm nun nicht der Platz des toten Patrons zu? Von diesem Knilch wird er sich den verlockenden Harem jedenfalls nicht streitig machen lassen. Der Zorn des Silberrückens ist beängstigend. Bald zwingt er seinen Gegner nieder und versetzt ihm die entscheidenden Schläge. Der Rivale ist kaum mehr in der Lage, wenigstens sein Leben zu retten. Erst als sich Buhanga mit letzter Kraft in ein Gebüsch schleppt und dort regungslos liegen bleibt, lässt Kabirizi von ihm ab. Der wird es nicht mehr wagen, ihn anzugreifen.
Nicht lange nach dem Sieg über seinen vorerst letzten Widersacher fällt eine zweite, mindestens ebenso wichtige Entscheidung: Kabirizi gewinnt das Vertrauen der Sippe, die nun die Seine ist. Besonders Rubiga, das erfahrenste Gorillaweibchen, findet Gefallen an ihm. Und wie so oft schließt sich der Rest dem Urteil der First Lady bereitwillig an. Die kommenden Monate wird Kabirizi damit verbringen, die Sippe kennenzulernen. Jedem Einzelnen wird er imponieren. Er wird Streit schlichten und sich mit dem einen oder anderen Gorilla anfreunden. Er wird erfahren, welche Weibchen einen hohen Rang in der Gruppe beanspruchen und sich entsprechend gut mit ihnen stellen. Er wird nach Jungtieren suchen, die ihren dritten Geburtstag noch lange nicht erreicht haben und intensive Pflege benötigen.
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