Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Sein Instinkt treibt ihn dazu, sie aufzuspüren und zu töten, denn sie halten ihre Mütter davon ab, ihm eigene Junge zu gebären und seine eigene Dynastie zu gründen. Er wird sich mit den Weibchen der Gruppe paaren und so viele Nachkommen wie möglich zeugen.
III
D ie Nationalhymne der Demokratischen Republik Kongo beginnt mit der Zeile »Steht auf, Kongolesen, vom Schick sal geeint«. Kaum ein Satz könnte Glück und Unglück eines Landes treffender beschreiben, das in den vergangenen Jahrhunderten so viel Schreckliches zu ertragen hatte.
Im Oktober 1482 segelte zum ersten Mal ein europäisches Schiff in die Mündung des Kongos und erkundete den Flusslauf einige Kilometer stromaufwärts. Der portugiesische Seefahrer Diogo Cão traf dort auf ein funktionierendes Königreich, das bereits mehr als 100 Jahre existierte. Die Portugiesen begannen sofort mit der Erkundung der Region. Ob Cão auf seiner zweiten Expedition von 1484 bis 1486 tatsächlich vom Nürnberger Kaufmann Martin Behaim bei der Erforschung des Kongos begleitet wurde, ist nicht eindeutig klar. Jedenfalls inspirierten seine Reisen Behaim dazu, 1492 den ältesten noch erhaltenen Globus zu entwerfen.
Das Herrschaftsgebiet der Bakongo, eines Volkes im Mündungsgebiet des Kongos, das sich vor allem über die gemein same Sprache definiert, erstreckte sich über 300 000 Quadratkilometer und umfasste weite Teile der heutigen Demokratischen Republik Kongo, der Republik Kongo und Nordangolas. Der erste nachweisbare Herrscher war Nimi a Nzima. Als die portugiesische Expedition am Kongo eintraf, regierte König Nzinga a Nkuwu. Die Residenz der Könige des Kongos lag 150 Kilometer östlich der Flussmündung auf einer Anhöhe. In Mbanza Kongo, das später in São Salvador umbenannt wurde, thronte der Manikongo, der König der Bakongo, auf einem prächtigen Herrschersitz aus edlen Tropenhölzern und Elfenbein und hielt eine Peitsche aus einem Zebraschwanz als Zeichen seiner Macht in der Hand.
Der König regierte zusammen mit einem zwölfköpfigen Rat namens Ne Mbanda sein streng hierarchisch organisiertes Reich. Dessen Territorium gliederte sich in sechs Provinzen, die je ein Statthalter verwaltete. Die kleinste Einheit war das Dorf; danach kamen die Distrikte, in denen mehrere Siedlungen zusammengefasst waren. Diesen stand jeweils ein Beamter vor, dem auch die Gerichtsbarkeit oblag. Viele Distrikte bildeten schließlich eine Provinz.
Die Hauptstadt war das politische und wirtschaftliche Herz des Reiches. Hier näherten sich die Untertanen ihrem König auf allen vieren und waren darauf bedacht, ihn nicht beim Essen oder Trinken zu sehen, wenn sie ihr Leben behalten wollten. Hier akzeptierte der Ne Mbanda die Ernennung hoher Beamter wie der Provinzstatthalter – oder lehnte sie ab. Hier knüpften Jahre vor einer neuen Königswahl aussichtsreiche Kandidaten mit Mitgliedern des Wahlkomitees familiäre und wirtschaftliche Bande. Hier überwachten Staatsbeamte die Steuereinnahmen, die Erfüllung der Ar beitsdienste auf den Feldern und die Verteilung der Einnahmen an den Königshof. Und hier leisteten einmal im Jahr die Provinzverwalter einen Treueid auf den König, übergaben die Steuern, die ihre Verwaltung eingezogen hatte, und hofften, ihren Herrscher damit so zufriedenzustellen, dass er sie im Amt bestätigte.
Mbanza Kongo war gleichzeitig der zentrale und größte Handelsplatz des Reiches. Auf den Märkten stapelten sich Hirse, Sorghum, Bohnen, wurden Hühner und Ziegen feilgeboten. Elfenbein, kunstvoll verzierte Bastgewebe und Sklaven wechselten ihren Besitzer oder wurden als wertvolle Brautbeigabe überreicht. Als Währung dienten Muschelschalen, die auf einer streng kontrollierten Insel in der Kongomündung gewonnen wurden.
Die Bakongo huldigten ihrem allmächtigen und allwissenden Gott Nzambi, dem Erschaffer der Welt und der Menschen, der die Bösen mit einem schrecklichen Tod bestraft. Um die riesige Schar der Geister und Ahnen zu besänftigen, die ihr Unwesen in der Welt trieben, wurden Fetische angefertigt. Schamanen beschworen sie mit Ritualen und versahen sie mit allerlei Kräutern und Tinkturen.
Vor der Christianisierung durch die Europäer und der damit verbundenen Einführung einer Siebentagewoche folgte der Alltag im Kongo einer Viertagewoche. Ein Monat bestand aus sieben Wochen, von denen der erste Tag jeweils ein Feiertag war. Die Missionierung setzte unmittelbar nach der Ankunft der ersten Europäer ein und erzielte große Erfolge. So ließ
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