Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Hutu, kleinen Bauern und Landarbeitern.
Bereits 1959 revoltierten die Hutu gegen ihre Unterdrückung und vertrieben viele Tutsi in die Nachbarländer, vor allem nach Uganda. Nach der Unabhängigkeit Ruandas im Jahr 1962 errang die Hutu-Partei einen überwältigenden Wahlsieg und stellte dauerhaft die Regierung. Durch einen Staatsstreich putschte sich der Hutu Generalmajor Juvénal Habyarimana 1973 an die Macht. 1990 marschierte dann aus Uganda eine von Tutsi geführte Rebellenarmee nach Nordruanda ein. Die sogenannte Armée Patriotique Rwandaise wurde bei der Stadt Byumba von der ruandischen Armee mithilfe französischer und kongolesischer Truppen gestoppt. Die auf internationalen Druck hin geltende Pattsituation eskalierte nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens von 1993, dessen Einhaltung eine UN-Blauhelmtruppe namens UNAMIR überwachen sollte.
Radikale Hutu befürchteten, an Einfluss im Staatsapparat zu verlieren, und ersannen ein Komplott: Sie bewaffneten heimlich Männer und bildeten sie aus, Menschen zu töten. Als die Präsidenten von Ruanda und Burundi gemeinsam von einem Krisengipfel in Tansania im April 1994 nach Kigali, der Hauptstadt Ruandas, zurückflogen, wurde ihr Flugzeug abgeschossen. Bis heute ist unklar, wer letztlich hinter dem Attentat steckte. Das Fanal genügte jedoch, um den schlimmsten Massenmord nach dem Zweiten Weltkrieg ein zuläuten. Im ganzen Land fielen Hutu über ihre Mitbürger her. Einfache Bürger rotteten mit Macheten ganze Nachbarfamilien aus. An Straßensperren fielen die Tutsi ihren Hä schern auch deshalb so leicht zum Opfer, weil die Zugehörig keit zu den Volksgruppen im Ausweis vermerkt war. Innerhalb weniger Tage schlachteten die Hutu-Milizen etwa 800 000 Men schen ab, die meisten Tutsi, einige auch gemäßigte Hutu. Weder die ruandische Polizei noch das Militär griffen ein. Teilweise waren sie sogar in den Völkermord verwickelt. Auch die UN-Truppen blieben weitgehend tatenlos.
Die tutsigeführte Armée Patriotique Rwandaise griff kurz nach Beginn des Genozids die ruandische Armee an und rückte kontinuierlich vor, bis sie schließlich im Juni 1994 das gesamte Land unter Kontrolle hatte. Ihr Anführer Paul Kagame, ein ehemaliger ugandischer Offizier, machte sich zum Staats- und Regierungschef von Ruanda, eine Position, die er bis heute innehat.
Etwa eine Million Hutu flüchteten vor der anrückenden Tutsi-Armee in den Osten des Kongos. Teilweise fürchteten sie Repressalien, teilweise wurden sie aber auch von den Hutu-Milizen zur Flucht gezwungen. Die meisten Flüchtlinge ließen sich in den Kivuprovinzen im Osten des Kongos nieder. Ein Großteil der Menschen strömte nach Goma. Die plötzlich einsetzende Wanderbewegung der Menschenmassen zog katastrophale humanitäre Bedingungen nach sich. Viele Menschen starben an Erschöpfung, Hunger oder Krank heiten. Von den Flüchtlingslagern im Kongo aus führten die Hutu den Kampf gegen die Tutsi in Ruanda fort. Der Konflikt mündete unmittelbar im ersten Kongokrieg.
Truppen der Nachbarländer Uganda, Ruanda, Burundi und Angola marschierten im Oktober 1996 in den Kongo ein. Von kongolesischer Seite aus schloss sich die Alliance des Forces Démocratique pour la Liberation du Congo unter ihrem Anführer Laurent-Désiré Kabila dem Bündnis an. Die bereits im Zerfall befindliche Armee des Diktators Mobutu leistete den vorrückenden Soldaten wenig Widerstand und war bereits im Mai 1997 geschlagen. Kabila trat als neuer Staatschef die Nachfolge des geflüchteten Mobutu an. Nachdem zahlreiche Plünderungen durch die verbündeten ausländischen Soldaten heftige Proteste der Bevölkerung auslösten, mussten die fremden Truppen wieder abziehen. Doch bereits im August 1998 brach der zweite Kongokrieg aus. Die Regierungen von Ruanda, Burundi und Uganda unterstützten eine neue Rebellenarmee des Kongos namens Rassem blement Congolais pour la Démocratie. Gemeinsam mit einer weiteren Guerillatruppe, der Mouvement pour la Libération du Congo, die von Uganda gefördert wurde, rückten ihre Truppen in Richtung Kinshasa vor.
Kabila konnte sich nur mithilfe ausländischer Soldaten an der Macht halten. Angola, Namibia und Simbabwe unterstützten ihn und führten schließlich eine Pattsituation herbei, in der die von Osten vorrückende Allianz etwa zwei Drittel des Landes besetzt hielt.
1999 schlossen die Kriegsparteien einen Waffenstillstand. Nachdem Laurent-Désiré Kabila 2001 von einem Leibwächter erschossen worden war und sein
Weitere Kostenlose Bücher