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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Sohn Joseph Kabila seine Nachfolge angetreten hatte, zogen sich die ausländischen Truppen 2002 aus dem Kongo zurück. Im Dezember desselben Jahres wurde im südafrikanischen Pretoria ein Friedens abkommen unterzeichnet. Ziel war die Bildung einer Allparteienregierung und die Herbeiführung von freien und gerechten Wahlen. Diese fanden 2006 statt und brachten Jo seph Kabila den Sieg. Zur Stabilisierung des Landes sollte seit Ende 1999 eine immer weiter aufgestockte Blauhelmtruppe der UNO beitragen. Die zunächst als MONUC bezeichnete und 2010 in MONUSCO umbenannte Mission brachte zeitweise mehr als 22 000 Soldaten ins Land und hat bislang 161 Todesopfer in den eigenen Reihen zu beklagen. Dennoch kehrt vor allem im Osten des Kongos kein Frieden ein. Zu viele Akteure profitieren von der Instabilität des Landes und setzen ihre eigenen Interessen mit Waffengewalt durch.
    Zu den wesentlichen militärisch organisierten Gruppen gehört der Nationalkongress zur Verteidigung des Volkes, der Congrès national pour la défense du peuple (CNDP), eine von Tutsi dominierte Miliz, die in der Kivuregion vom ehemaligen General Laurent Nkunda aufgebaut wurde. Die Truppenstärke belief sich zeitweise auf 8 000 Mann. Zwar wurden mittlerweile angeblich 6 000 Kämpfer in die reguläre Armee des Kongos integriert, jedoch sind Anhänger der CNDP immer wieder in Kämpfe und kriminelle Aktionen verwickelt.
    Den Demokratischen Kräften zur Befreiung Ruandas, den Forces Démocratiques de Libération du Rwanda (FDLR), gehören hauptsächlich Hutu an, die maßgeblich am Völkermord in Ruanda beteiligt waren und anschließend fliehen mussten. Wie die anderen Milizen verüben sie nach wie vor zahlreiche Gräueltaten wie Massenvergewaltigungen und beteiligen sich aktiv an der Plünderung von Minen, an der Wilderei sowie der Herstellung und dem Vertrieb von Holzkohle. Ihre Truppenstärke bezifferte sich im Jahr 2002 auf 6 000 bis 15 000 Kämpfer.
    Eine weitere bewaffnete Gruppierung sind die Mai-Mai. Dieser Begriff bezeichnet keine einheitlich geführte, straff organisierte Truppe, sondern lokal beziehungsweise regional agierende Milizen. Mai-Mai bedeutet in der afrikanischen Sprache Lingala »Wasser Wasser«. Dieser Begriff nimmt di rekt Bezug auf das Suaheli-Wort für Wasser »Maji«. Während der deutschen Kolonialherrschaft in Deutsch-Ostafrika kam es 1905 bis 1907 zum sogenannten Maji-Maji-Aufstand, da sich die Einheimischen gegen die zunehmenden Repressalien durch die Kolonialverwaltung wehren wollten. Im Verlauf der Revolte versprachen Wunderprediger den Aufständischen, dass ihr heiliges Wasser sie unverwundbar und für die Kugeln ihrer Feinde undurchdringlich machen wür de. Die Zahl der Toten wird heute auf 75 000 bis 300 000 geschätzt. Dies waren fast ausschließlich Einheimische, während gerade einmal 15 Europäer starben. Die Mai-Mai bekämpfen in der Regel alle anderen Militärs in der Kivuregion, beteiligen sich aber ebenso an Plünderungen, der Produktion von Holzkohle und der Wilderei. Insgesamt schwankt ihre Zahl stark, wird für die zurückliegenden Jahre aber auf maximal 30 000 Kämpfer geschätzt.
    Die offizielle kongolesische Armee, die Forces Armées de la République Démocratique du Congo (FARDC), besteht aus etwa 130 000 Soldaten. Trotz Unterstützung durch ausländische Truppen und UN-Soldaten ist es der Armee bis heute nicht gelungen, die militärische Lage im Osten des Kongos endgültig zu stabilisieren. Auch FARDC-Angehörige waren und sind in Verbrechen verstrickt und beteiligen sich an der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Landes.
    Die Lage beherrscht der Vorteil des Augenblicks. Was gerade opportun erscheint, hängt oft von den Interessen einzelner Kommandeure ab. Dies ist ein grausames Schicksal für jeden, der das Unglück hat, sich gerade dann an einem Ort aufzuhalten, der Schauplatz eines Massakers oder massenhafter Vergewaltigungen ist.

IV
    D er erste Morgen im Kongo. Der Himmel hängt grau und schwer über dem Kivusee. Jobogo Marindi, den der Parkdirektor am Vorabend angekündigt hat, kommt zum Hotel Karibu. Er spricht gut Englisch und wird Robert bei allem helfen, was zu erledigen ist, wenn man in einem fremden Land und einer neuen Stadt Fuß fassen will. Ein Bankkonto zu eröffnen, dauert alleine schon einen halben Tag, denn der Bankangestellte erledigt die Formalitäten mit aufreizender Langsamkeit.
    Robert sitzt währenddessen auf einem Sessel mit brüchigem Leder. Auf dem Tisch stapeln sich

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