Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
der Menschenaffen erforschen. Leakey hoffte, so Rückschlüsse auf das Verhalten früher Menschen ziehen zu können. Mit derselben Absicht sandte er Fossey 1966 zu den Berggorillas.
Weit über das wissenschaftliche Interesse hinaus entwickelte sie einen enormen Respekt und eine enge emotionale Bindung zu den Affen: »Die Kabara-Gruppen lehrten mich viel über Gorillaverhalten. Von ihnen lernte ich, die Tiere zu respektieren und ihnen nie mehr Toleranz abzuverlangen, als sie bereit waren zu geben. Jeder Beobachter ist ein Eindringling in die Sphäre eines wilden Tieres und muss daran denken, dass das Recht jedes Tieres über seinem eigenen Interesse steht.«
Neben den internationalen Abkommen zum Schutz bedrohter Arten wie der Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (CITES), die den Handel mit Tier-und Pflanzenarten regelt, trugen vor allem Menschen wie Fossey mit ihrer Forschung und ihren Berichten dazu bei, dass heutzutage viel weniger Menschen als noch vor 40 Jahren überhaupt auf den Gedanken kommen, Gorillaköpfe oder -hände als Trophäen oder Souvenirs besitzen zu wollen. Dennoch befreien Naturschützer immer wieder junge Gorillas, die skrupellose Händler ins Ausland bringen wollen, damit sie reiche Menschen als Haustiere beziehungsweise Attraktion im privaten Tierpark halten können. Die Besitz- und Schaulust mancher Menschen täuscht diese darüber hinweg, dass ein Tier in Gefangenschaft – zumal in einer, die nicht im Entferntesten einer artgerechten Unterbringung ähnelt – niemals dasselbe sein kann wie in freier Wildbahn. Hinter Gittern oder Glasscheiben verkommt es vielmehr zur Konserve, die nur schwach das Grandiose der ursprünglichen Anatomie und des natürlichen Verhaltens widerspiegelt.
Trotzdem gehen Wilderer immer wieder in die Wälder des Kongos und erschießen Muttertiere und manchmal noch zahlreiche andere Familienmitglieder, die sich schützend vor den Nachwuchs stellen, nur um an ein Gorillababy zu kommen. Der Schwarzmarktpreis von mehreren Tausend Dollars für einen Affen ist eine enorme Motivation. Nur wenn die Ranger regelmäßig auf Patrouille gehen, ist deshalb der Fortbestand von Kabirizis Sippe gesichert. Nur dann können die Wildhüter verhindern, dass sich Fremde in den Wald schleichen und auf die Affen schießen. Das weiß auch Robert – und deshalb wird er alles tun, um die Parkwächter in die Lage zu versetzen, ihrer Arbeit gewissenhaft nachzugehen. Doch bevor er sich um die Ausrüstung der Ranger kümmert, steht ihm noch ein Erlebnis der besonderen Art bevor – eines, das ihn für den Rest seines Lebens begleiten wird, obwohl oder gerade weil er nicht damit gerechnet hat.
VII
D ie Fahrt geht nach Bukima. Der Rangerposten liegt im sogenannten Mikenosektor, jenem Teil des Virunga-Nationalparks, der sich bis zur ruandischen und ugandischen Grenze erstreckt. In den Wäldern an den Hängen des Mikeno-Vulkans leben die Berggorillas. Es sind etwa 350, eine Zahl, die Biologen anhand der Schlafnester schätzen. Das ist eine ungenaue Methode, denn nicht immer legt ein Affe nur ein Nest an und nicht immer schläft nur ein Tier in einem Nest. Manchmal kuscheln sich zwei, drei Gorillas aneinander, um sich vor der Kälte der Nacht zu schützen.
Die Straße führt durch Bananenplantagen und Gemüsefelder. Immer wieder begegnen ihnen schwer mit Säcken beladene Lkw. Im Vorbeifahren kann man nicht erkennen, womit diese gefüllt sind, aber Robert weiß, dass in vielen Holzkohle steckt. Dies ist für die Berggorillas vielleicht die größte Bedrohung, da für den Brennstoff ihr Lebensraum zerstört wird. Makala heißt Holzkohle in Taabwa, einer der lokalen Sprachen – und im Makala-Business steckt viel Geld.
Robert hätte die richtige Abzweigung von der Hauptstraße ohne die Ortskenntnis des Rangers, der ihn begleitet, nie gefunden. Sofort werden die Bedingungen im Geländewagen ungemütlicher, denn ab hier geht es bergauf und vor allem über eine Rumpelpiste, die den Namen Weg kaum verdient. Immer heftiger werden die Schläge, denen die Federung des Wagens ausgesetzt ist. Robert stößt sich mehrmals empfindlich den Kopf. Seine größte Sorge sind jedoch die Kinder, die – sobald sich das Fahrzeug einem Weiler nähert – kreischend und winkend auf den Geländewagen zulaufen, um ihn ein Stück zu begleiten. Dabei scheinen sie jegliche Vorsicht zu vergessen, berühren die Karosserie mit ihren Händen und kommen den mit groben Stollen bestückten
Weitere Kostenlose Bücher