Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Gorilla gorilla ) unterteilt sich in Westliche Flachlandgorillas ( Gorilla gorilla gorilla ) und den Cross-River-Gorilla ( Gorilla gorilla diehli ). Vom Östlichen Gorilla ( Gorilla beringei ) gibt es den Berggorilla ( Gorilla beringei beringei ) und den Östlichen Flachlandgorilla oder Grauergorilla ( Gorilla beringei graueri ). Vom Westlichen Flachlandgorilla leben derzeit noch knapp 100 000 Tiere. Der Cross-River-Gorilla ist in Südostnigeria und Westkamerun mit maximal 300 Individuen vertreten und damit die seltenste Gorillaspezies. Vom Grauergorilla gibt es maximal noch 5 000 Tiere, während es vom Berggorilla nur noch etwa 800 sind. Kein Zoo der Welt beherbergt einen Berggorilla, obwohl diese Unterart die mit Abstand populärste sein dürfte, seit die britische Biologin Dian Fossey in den 1960er-Jahren mit ihrer Erforschung begann. Berühmt durch das Buch »Gorillas im Nebel«, das ihr Leben mit den Affen schildert, fußt ein guter Teil des heutigen Wissens über Gorillas immer noch auf Fosseys Beobachtungen. Die seither legendären Berggorillas wären sicher ein hervorragender Publikumsmagnet und würden noch mehr Menschen in die Tiergärten locken, als ohnehin schon dorthin gehen. Dass sie nicht in Gefangenschaft leben, hat sich einfach historisch so entwickelt und ist mehr ein Zufall der Geschichte. Jedenfalls stünden einer Haltung von Berggorillas keine unüberwindbaren Hindernisse entgegen – anders als beispielsweise beim Weißen Hai, den bislang noch niemand lange in Gefangenschaft halten konnte, weil die Tiere dort rasch verenden.
Wahrscheinlich ist ein Grund dafür, dass vornehmlich Westliche Flachlandgorillas in Zoos gehalten werden, schlicht deren geografische Verbreitung. Sie leben in Regionen, die sich teilweise bis nahe an die westafrikanische Küste erstrecken. Und von dort begann ja auch die Erkundung des Kongobeckens durch Europäer und Amerikaner. So stießen sie zuerst auf die Westlichen Flachlandgorillas und begannen schließlich, sie zu fangen und in Zoos zu halten. Von den Häfen Westafrikas ließen sich die Tiere außerdem leicht nach Übersee verfrachten.
Fossey verhalf den Berggorillas zwar zu weltweiter Popularität, dass sie es jedoch war, die mit der Erforschung dieser Menschenaffen begann, ist ein weitverbreiteter Irrtum, der in der Strahlkraft ihres Buches und vor allem dem daraus resultierenden Hollywoodfilm »Gorillas im Nebel« begründet sein mag. Bereits bevor die amerikanische Biologin mit den Affen lebte, streifte schon der deutschstämmige Zoologe Georg Schaller durch das Gestrüpp im Bergregenwald der Virunga-Vulkane und leistete Bahnbrechendes. Nicht zuletzt auf seinen Beobachtungen und Einblicken baute Fossey auf. Auch Schaller war vom Wesen der Berggorillas fasziniert: »Niemand, der einem Gorilla ins Auge blickt – intelligent, sanft, verletzlich –, bleibt unverändert«, war sein Credo.
Bereits 1959 reiste Schaller nach Afrika und setzte sich auf die Spur der Berggorillas. Von seinem Camp Kabara an einem Hang des Mikeno-Vulkans aus wanderte er durch die Wälder. Bald bemerkte der Forscher, dass sich die Affen von zwei oder mehr Menschen mehr gestört fühlten als von einem einzelnen, dass es aber grundsätzlich möglich war, an eine Gruppe heranzukommen, ohne sie zu verscheuchen oder zu aggressivem Verhalten anzustacheln. Schaller sah, wie die Gorillas miteinander im Spaß rauften, wie Jungtiere Polonaisen veranstalteten oder Fangen spielten, wie sich die Sippe bei vermeintlicher Gefahr um ihren anführenden Silberrücken scharte und wie sich die Mütter um ihren Nachwuchs kümmerten. Er war es auch, der das in vielen Safaribeschreibungen wortreich geschilderte Brusttrommeln als Kommunikationsmittel erkannte, das alle Gorillas einsetzen, und nicht nur der Silberrücken, wenn er sich vermeintlich blutdürstig auf einen Gegner stürzt.
Hatte Schaller damit den Boden bereitet, dass sich das allgemeine Bild von Gorillas drastisch ändern konnte, fuhr seine Nachfolgerin Dian Fossey die Ernte ein. Der britische Anthropologe Louis Leakey traf auf Fossey, als er 1963 in der Erde der tansanischen Olduvaischlucht nach Überresten von menschlichen Urahnen grub. Knochenstück für Knochenstück formte er mit Kollegen das Bild eines Frühmenschen, der schon mit Werkzeugen hantiert hatte. Bereits 1960 hatte Leakey die Biologin Jane Goodall als angehende Verhaltensforscherin auf eine Expedition zu den Schimpansen im Osten Tansanias geschickt. Dort sollte sie das Verhalten
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