Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Ranger lernten, wie man in einer Schützenreihe in leicht versetztem Gänsemarsch im Gelände patrouilliert und wer seine Kalaschnikow dabei in welche Richtung halten muss, um der Truppe optimalen Schutz gegen Angriffe zu bieten. Sie lernten, wie man effektiv ausschwärmt, wenn man einen Wilderer entdeckt hat, anstatt hinter einem Flüchtenden herzuhetzen und ungeordnet in den Busch zu rennen. Sie lernten, wie man sich in Kampfsituationen am besten verhält, wie man sich zu Boden und in Deckung wirft, ohne sich in seiner Ausrüstung zu verheddern, und wie man sich lie gend einbuddelt, um möglichst wenig Trefferfläche zu bieten. Konditions- und Krafttraining gehörten beinahe zum täglichen Programm. Unmengen von Schweiß tränkten den Savannenboden bei Ishango. Für alle sehr interessant war verständlicherweise die Einweisung in Erster Hilfe zum Beispiel bei Schusswunden.
Trotzdem ist die Lage der Ranger verzweifelt, denn die Anschläge reißen nicht ab. Ein Teil des Parks steht unter der Kontrolle von Rebellen, Kämpfer der FDLR und der CNDP. Zusätzlich machen versprengte Trupps der Mai-Mai die Gegend unsicher. Sie sind besonders gefürchtet, denn sie unter stehen keinem zentralen Kommando und handeln willkürlich nach den Launen ihrer jeweiligen Anführer.
Jede Patrouille der Parkwächter ist von tödlicher Bedrohung überschattet. Selbst die Einheimischen greifen einzelne Ranger an, wenn sie sich alleine in die Dörfer wagen. Ihr Zorn richtet sich gegen jene, die ihr vermeintlich gutes Geschäft durchkreuzen. Dabei versucht die Parkbehörde, ihnen immer wieder klarzumachen, dass nichts mehr bleiben wird, wenn der Wald einmal abgeholzt ist. Woher soll dann die Holzkohle kommen? Wird der Boden noch genügend Wasser speichern können und langsam, aber stetig abgeben? Denn dies ist ein wichtiger Grund für die Fruchtbarkeit des Landstrichs. Was wird die Erde an den Berghängen festhalten, wenn heftiger Regen fällt? Schlüssige Argumente. Aber nicht stichhaltig genug, wenn der Hunger in den Mägen rumort.
Paulin kämpft unverdrossen auf seinem Posten. Von Rumangabo aus leitet er die Operationen gegen die Naturzerstörung. Doch es ist wie verhext. Ob reguläre Soldaten oder Rebellen, alle beschützen die illegalen Holzfäller und Köhler. Alle kämpfen gegen die Ranger und lauern den Wildhütern auf. Sie scheinen genau zu wissen, wann wie viel Mann wohin ausrücken. Immer sind sie den Rangern überlegen. Ein effektiver Kampf gegen das Roden der Wälder ist so nicht zu leisten.
Der Parkdirektor wurde ausgewechselt. Jetzt leitet Honore Mashagiro das Reservat. Wie er an seinen Posten gekommen ist, weiß man nicht. Klar ist jedenfalls, dass er keine große Hilfe ist, im Gegenteil. Gibt Paulin seinen Männern den Befehl auszurücken, um nach Schlingen oder Meilern zu suchen, dann beordert er sie zurück. Er droht sogar damit, jeg liche Verantwortung abzulehnen, wenn etwas passieren sollte, da sie nicht in seinem Auftrag handeln, wenn sie ihre Arbeit tun. Und dieses Etwas bedeutet hier schnell Verstümmelung oder Tod. Also bleiben die Ranger da, wobei sie weniger der Respekt vor der Autorität des Parkdirektors zurückhält, als vielmehr die vage Hoffnung auf eine mögliche, wenn auch karge Entschädigung oder Versorgung ihrer Witwen.
Es gibt aber auch Erfolge zu verzeichnen. Der unverdrossene Paulin hat in seiner Truppe Männer ausfindig gemacht, die seine Arbeit sabotieren, und die betreffenden drei Ranger sofort entlassen. Er kam ihnen auf die Schliche, als seine Männer wieder einmal illegale Köhler fingen.
Robert hat die Szenen buchstäblich vor Augen: Augustins Männer vom Posten in Bikenge haben den Fang gemacht. Dass sie jetzt funken und einen Wagen zum Abtransport der Festgenommenen anfordern, ist ungewöhnlich. Von den armen Köhlern selbst ist nichts zu holen. Sie ins Gefängnis zu schicken, ist auch keine Lösung. Die Zerstörung ihrer Meiler ist in der Regel Strafe genug. Paulin wundert sich, schickt aber zwei Fahrzeuge nach Bikenge. Er weiß, dass er sich auf Augustin verlassen kann. Er weiß, dass ihn der Leiter des Postens nicht unnötig anfunken würde. Als die Ranger zurück nach Rumangabo kommen, führen sie die Gefangenen in das Haupthaus. Ihre Hände sind auf dem Rücken mit groben Seilen gefesselt. Paulin betrachtet die beiden in löchrige Hosen und Hemden gehüllten Gestalten. Paulin sieht ihre hageren Gesichter und die teilnahmslosen Blicke. Diese Männer haben Schlimmes gesehen, das
Weitere Kostenlose Bücher