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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Grüne Uniformen laufen durcheinander, Mützen und Baretts werden zurechtgerückt. Trappelnde Sohlen wirbeln Staub auf. Wer Stiefel besitzt, wischt sie noch einmal schnell mit einem Lappen blank. Die Aufregung kitzelt einigen der Männer, die sich für den Appell herrichten, ein Lachen aus der Kehle. Die meisten fragen sich, was der Grund für die Anordnung sein könnte. Es muss etwas Ungewöhnliches sein, denn einen Appell für alle gibt es sonst nur, wenn ein sehr hoher Verwaltungsbeamter kommt, etwa der Provinzgouverneur. Noch nicht einmal für den Parkdirektor machen sie das. Aber der lässt sich hier ja sowieso nicht blicken. Der wohnt in Goma und genießt den Swimmingpool seiner Villa. Viele fragen, wie er sich das leisten kann.
    Als sich schließlich lange Reihen von Uniformierten vor den Stufen, die in Paulins Büro führen, aufbauen, huscht ein zufriedenes Grinsen über das Gesicht des Rangers. Das Training der vergangenen Monate zeigt Wirkung. Waren die Wildhüter anfangs noch wie ein verschreckter Hühnerhau fen durcheinandergelaufen und hatte sich das Aufstellen einer geraden Reihe von 20 Männern als beinahe unüberwindliches Hindernis dargestellt, zeigt die Truppe nun, dass sie diszipliniert und planvoll vorgehen kann. Ein militärisches Ritual um seiner selbst willen hätte Paulin niemals interessiert. Aber er kennt den Wert, den ein gewisses Maß an Disziplin für einen Haufen Männer hat, die gemeinsam versuchen, den Nationalpark in einer feindlichen Umwelt vor Chaos und Untergang zu bewahren. Zufrieden registriert er, wie sich seine Männer aufstellen, ohne dass jemand einen Befehl brüllen müsste. Paulin zählt nicht, wie viele Männer angetreten sind. In drei langen Reihen haben sie sich aufgestellt. Es mögen um die 80 sein.
    Paulin bedeutete den beiden Köhlern, dass sie heimlich aus der geöffneten Bürotür schauen sollen, ob sie jemanden erkennen. Dann schreitet er die Stufen des Hauptgebäudes herunter und baut sich in seinem Camouflageanzug vor den Männern auf. Er hält eine kurze Ansprache. Er spricht sehr langsam und deutlich, macht immer wieder lange Pausen zwischen seinen Sätzen, um jedem einzelnen mehr Gewicht zu geben. Er weiß, dass er einen Appell aus heiterem Himmel begründen muss, sonst werden ihm seine Männer nicht mehr vertrauen. Auch in einem an Willkür reichen Land werden Anführer unglaubwürdig, wenn sie als launenhaft wahrgenommen werden. Paulin lobt seine Männer, er sagt ihnen, dass er sehr stolz auf sie ist. Er erzählt von den beiden Köhlern, die gefangen wurden. Er sagt, dass sie ihm von den Passierscheinen erzählt haben und dass er jeden Ranger anweist, künftig solche Papiere sicherzustellen, wenn wieder einmal Köhler gefasst werden. Deshalb sollen noch an diesem Nachmittag drei Patrouillen ausrücken, um zu versuchen, solch einen Zettel zu finden. Paulin lässt abtreten.
    Als er zu seinem Büro zurückgeht, hofft er, dass die beiden Köhler noch da sind, und sich nicht durch die Hintertür davongeschlichen haben. Sie sind noch da. Ihre Augen huschen unsicher durch den Raum. Paulin geht auf sie zu und sieht sie scharf an. Er sieht die tiefen Furchen in der Gesichtshaut der Männer, bei einem hat sich die Hornhaut des linken Auges milchig getrübt, das fällt ihm erst jetzt auf. Vielleicht die Folge einer unbehandelten Infektion. Paulin versucht, irgendeinen Hinweis auf die Gedanken der Köhler zu erkennen, aber die Mienen der beiden bleiben wie versteinert. Nur die Lippen des einen zittern leicht und verraten die innere Anspannung. Paulin ahnt, dass er heute nichts aus den beiden herausbringen wird, und schickt sie nach Hause. Er erinnert sie daran, dass sie übermorgen wiederkommen können, um zu arbeiten – aber nur, wenn sie aussagen.
    Zwei Tage später tauchen die beiden tatsächlich wieder auf. Sie haben drei Männer erkannt. Paulin geht mit ihnen durchs Lager. Sie haben ein Zeichen vereinbart. Wenn sie auf einen der Verdächtigen treffen, dann sollen die Männer das durch ein Husten anzeigen. Niemand darf mitbekommen, dass sie Mitglieder der Holzkohlemafia verraten. Nach kaum einer Stunde kennt Paulin die Männer, die gegen ihn arbeiten. Es sind Unteroffiziere. Paulin handelt entschlossen, aber auch überlegt. Er wartet noch einige Tage, um jeglichen Verdacht von den Köhlern abzulenken, dann ruft er die beschuldigten Männer zu sich. Einzeln. Er erklärt ihnen, dass sie nicht länger für ihn arbeiten können, dass er sie entlassen muss. Auf die

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