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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Worten. Paulin ist sehr gläubig. »Ohne das Vertrauen in Gott«, denkt Robert, »hätte er wahrscheinlich schon längst aufgegeben.« Jeder, der hier arbeitet, muss Kraft aus einer Quelle schöpfen können. Und Robert weiß, dass dies für viele der Glaube ist. Seine Sache ist das nicht. Aber wenn es anderen hilft, dann soll es ihm recht sein. Robert hört zu.
    Nachdem Paulin den Oberst zur Rede stellen wollte, hatte der einem seiner Leibwächter gewunken. Der Mann war groß und stark und blickte Paulin böse an. Der Oberst sagte seinem Soldaten, er solle Paulin abführen und ihm eine Lektion erteilen. Er sei unverfroren und undiszipliniert. Er sei ein Schwein, weil er die Bevölkerung davon abhalten wolle, Holzkohle zu machen. Der Oberst forderte ihn auf, sich ihnen anzuschließen. Sein Vorgänger habe das schließlich auch gemacht. Es sei ein lukratives Geschäft. Er könne sehr viel Geld verdienen. Paulin weigerte sich. Er sagte, dass er den Park weiter beschützen werde, dass die Rodungen aufhören müssten. Dann nahm ihn der Leibwächter mit. 75 Schlä ge sollte er bekommen. Draußen regnete es in Strömen. Der Soldat befahl ihm, seine Stiefel auszuziehen, den Gürtel abzulegen und seinen Oberkörper zu entblößen. Dann deutete er auf den Boden. Paulin musste sich in den Schlamm legen. Der Soldat stellte sich über ihn. Dann kamen die Schläge. Der Soldat zählte laut mit. Eins, zwei, drei. Die Lederpeitsche klatschte auf die Haut und schickte feurige Strahlen durch Paulins Körper. Der Schmerz füllte sein Bewusstsein aus und umklammerte ihn mit eisernen Krallen. Er müsse sich entschuldigen, brüllte Paulins Peiniger. Er müsse aufhören, den Holzeinschlag zu bekämpfen. Anderenfalls würde ihm noch Schlimmeres passieren. Sie wüssten ja, wer er sei, wo er wohne. Dass er mit seinen Rangern gegen die Köhlerei vorgehe, müsse aufhören. Endlich war die Qual vorbei. Paulin hatte standgehalten. Dann kam der Anruf des UN-Kommandeurs und zeigte Wirkung. Paulin wurde freigelassen. Glück im Unglück.
    Robert zerreißt es fast das Herz. Er sieht den Mann, der bereit ist, seine Gesundheit und sein Leben für den Schutz des Parks zu opfern. Er versteht, dass nur jemand mit Paulins Durchhaltewillen das Reservat vor dem Untergang bewahren kann. Ein Glück, dass dieser Mensch jenen Dickschädel hat, über den er sich schon so oft geärgert hat. Doch auch die Folter, die Paulin ertragen musste, fügt einen weiteren Teil in das Puzzle, an dessen Lösung sie so mühsam arbeiten. So offen haben Soldaten noch nie zu erkennen gegeben, dass sie direkt an der Abholzung und der Holzkohle verdienen. Es sind einzelne, korrupte Offiziere, die damit ihren Sold, so sie denn überhaupt welchen bekommen, aufbessern. Ein gewaltiges Problem. Selbst wenn Paulins Leute sich militärisch gegen Soldaten durchsetzen könnten, sie dürften die Militärs nicht einfach festnehmen. Das darf nur die Armeepolizei.
    Und noch eines scheint klar. Die Kämpfer, die den Patrouillen der Ranger auflauern, bekommen direkt aus dem Hauptquartier der Parkverwaltung Informationen. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie so genau Bescheid wissen. Paulin und auch Robert haben gehört, dass sich einige Ranger damit brüsten, gute Beziehungen nach ganz oben zu haben. Der Parkdirektor sei ein mächtiger Mann. Er sorge gut für seine Leute, aber nur, wenn das Geschäft gut läuft.
    Das sind keine guten Beweise. Aber sie müssen vorsichtig sein. Mit Paulins Folterung ist eine neue Eskalationsstufe erreicht. Der nächste Schritt könnte ein tödlicher sein. Sie überlegen, was zu tun ist. Sie selbst und ihre Mitarbeiter sind ein Ziel, das ist klar. Wenn sie den Park retten wollen, dann müssen sie das Roden der Wälder stoppen. Dazu müssen sie das Netz der Holzkohlemafia zerschlagen, denn sie organisiert den Raubbau im industriellen Maßstab. Die Produktion der Holzkohle auszutrocknen, ist eine Maßnahme. Aber es muss auch Ersatz für den Brennstoff geschaffen werden. Es gibt zwar Holzkohle von Eukalyptusbäumen, die in Plantagen wachsen. Die hat aber einen viel geringeren Brennwert. Das merkt man schon, wenn man einen Sack davon hochhebt. Er ist viel leichter, man kann ihn mit einer Hand heben. Mit Säcken, in denen die Holzkohle aus dem Hartholz der Regenwälder steckt, geht das nicht. Eine Idee, den Einheimischen Brennmaterial zu besorgen, sind Pressen, mit denen man organischen Abfall und Sägespäne zu Ringen komprimiert, die – einmal in der Sonne

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