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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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vorstellt. Er führt kurze, rhythmische Bewegungen aus, sie kauert vor ihm und wartet auf Vollzug. Bei Westlichen Flachlandgorillas wurde eine Paarung beobachtet, die der menschlichen Missionarsstellung entspricht, bei der sich also die Partner von Angesicht zu Angesicht betrachten. Bei Berggorillas kennt man diese Form der Begattung nicht.
    Nach kaum einer Minute ist die Paarung vorüber. So kurz der Geschlechtsverkehr dauert, so klein ist auch der Penis eines Gorillamännchens. Was ein Silberrücken mit seinem muskelbepackten Körper auf die Waage bringt, das spart die Natur an seinem Geschlechtsorgan. Das Glied eines Gorillas ist im Vergleich zu seiner Figur geradezu kümmerlich. Etwa vier Zentimeter ist es lang. Damit rangieren Gorillas unter den Menschenaffen klar auf dem letzten Platz. Auch die Hoden sind kleiner und produzieren weniger Samen als bei allen anderen nahen Verwandten des Menschen. Die Konkurrenz unter den Männchen spielt sich bei Gorillas im Wesentlichen auf dem Kampfplatz ab. Sie entscheiden lange vor einer Paarung, wer sich fortpflanzt. Männchen, die es bis zur Begattung schaffen, haben kaum Konkurrenz und dürfen sich sicher fühlen, dass sie Vater der Neugeborenen sind. Deshalb investiert die Natur nicht in übergroße Begattungsorgane.
    Nach der Paarung blickt Kabirizi unbefangen in Richtung Himmel. Janja kauert vor ihm. Der Silberrücken wendet sich wieder den Brennnesseln zu. Janja trottet davon. Sie wird sich noch mehrmals mit Kabirizi vereinen, vielleicht noch drei bis vier Mal, dann wird sie über neun Monate ein neues Gorillababy austragen. So hat es der Silberrücken schon oft getan, und auch in den Tagen, an denen Kabirizi mit Janja Nachwuchs zeugt, wird ihm ein anderes Weibchen wieder eine neue Tochter schenken.
    Nichts hätte einem Beobachter verraten, was nun bevorsteht. Rubiga, die erfahrene Gorilladame, sollte zum vierten Mal Mutter werden. Ihr Bauch bläht sich straff wie immer und zeugt von der gewaltigen Arbeit, die die vegetarische Kost für den Verdauungstrakt bedeutet. Ihre drei bisherigen Schwangerschaften haben die Bauchdecke zusätzlich gedehnt. Die gewaltige Wölbung bietet genügend Raum für eine äußerlich unauffällige Trächtigkeit. Ihr Sohn Ruzuzi steht in seinem vierten Lebensjahr und hat damit das Alter erreicht, in dem er weitgehend selbstständig sein muss. Da Rubiga eine erfahrene Mutter ist, fiel es ihr leicht, den Sprössling aufzuziehen. Zwar sucht Ruzuzi immer noch gerne ihre Nähe, er kommt von nun an aber auch alleine zurecht. Nicht zuletzt hat er ja noch seine Geschwister Janja und Kayenga sowie seine Nichte Bonane, die sich fürsorglich um den Jüng ling kümmern.
    Vor etwa neun Monaten hat sich Rubiga mit Kabirizi gepaart. Da sie in der Sippe eine hohe Stellung innehat, hat sie niemand belästigt, als sie sich dem Silberrücken anbot. Während der drei Tage, in denen sie empfängnisbereit war, paarten sich die beiden viermal. Während der Schwangerschaft vereinigte sich Rubiga noch zweimal mit Kabirizi. Der Patron sollte keine Zweifel an ihrer Loyalität und an seiner Vaterschaft haben. Auf diese Weise sichert sich das Weibchen die Gunst des Silberrückens und sorgt dafür, dass er dem Nachwuchs wohlgesonnen ist. Während der vergangenen Wochen hat Rubiga ihre Aktivitäten zusehends reduziert. Sie hat sich nicht mehr am Spiel der anderen beteiligt und jedes Handgemenge mit einer Rivalin vermieden. Viel seltener als sonst hat sie sich am Ende der Gruppe aufgehalten, um sicherzustellen, dass niemand zurückbleibt. Behäbig hat sie sich mit dem Trupp bewegt und möglichst oft ausgeruht. Das in ihr wachsende Leben forderte viel Kraft.
    Nun ist es so weit. Rubiga steht vor der Niederkunft. Meist gebären Gorillas im Schutze der Nacht. Diesmal wird die Geburt jedoch am helllichten Tag stattfinden. Ob es sich dabei um eine Laune der Natur handelt oder sich die werdende Mutter nur besonders sicher fühlt und deshalb nicht die Dunkelheit abwartet, vermag niemand zu sagen. Den Morgen verbringt Rubiga wie üblich fressend. Ein Regenschauer lähmt kurz die Geschäftigkeit der Gruppe. Als aber die letzten Tropfen von den Blättern der Bäume zu Boden fallen, kaut und schmatzt der ganze Gorillatrupp wieder emsig.
    Gegen Mittag wird Rubiga unruhig. Entgegen ihrer sonstigen Art wechselt sie ständig ihre Haltung. Mal sitzt sie, dann steht sie wieder auf, legt sich auf die Seite, setzt sich aufrecht, nur um sofort wieder aufzustehen, ein, zwei Schritte zu gehen

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