Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
Vom Netzwerk:
betatscht.
    Rubigas Töchterchen droht dies nicht. Routiniert drückt die Mutter sie an sich, wendet und dreht den kleinen Körper. Mal liegt sie bäuchlings auf dem kräftigen Arm der Mutter, mal schmiegt sie ihren weißen Bauch an den Leib ihrer Beschützerin. Greift das Weibchen sein Junges und hält es mit den Händen vor sich, quäkt der Nachwuchs ungehalten. Die Mutter antwortet mit beruhigendem Grunzen. Bald wird Rubiga ihre Tochter stillen und Ndakasi wird begierig trin ken. Geschickt stützt das Gorillaweibchen das Kind. Dank Greifreflex findet der Säugling Halt in den langen Haaren ihres Fells.
    Während der ersten Monate eines Gorillalebens besteht die Welt des Neugeborenen fast ausschließlich aus der Mutter. Sie spendet Nahrung, Wärme und vermittelt Sicherheit. Ihre Hände packen zu, wenn es nötig ist. Hin und wieder können die massigen Greifer aber auch lästig sein. Unerfahrene Mütter sind ängstlich, sie sorgen sich sehr um ihre Sprösslinge. Überall wittern sie Gefahren. Lieber ziehen sie ihr Kind einmal zu viel an sich, als zu riskieren, dass der Nachwuchs schlechte Erfahrungen macht. Die Mamas mit Routine kümmern sich dagegen viel weniger besorgt um ihre Babys und lassen den Jungen mehr Spielraum. Deshalb sind erstgeborene Gorillas häufiger ängstlich und zurückhaltend, während später geborene viel unbefangener durch die Wälder wandern.
    Jetzt besuchen auch andere Gruppenmitglieder Mutter und Kind. Besonders Ruzuzi, Kayenga und Janja interessieren sich für ihre neue Schwester Ndakasi. Vorsichtig nähern sie sich und schauen mit weit geöffneten Augen auf ihr Ge schwisterchen. Die erste Aufregung hat sich gelegt, und Rubi ga muss nur noch wenige Mal durch ein mürrisches Husten klarstellen, dass ungestümes Verhalten in der Kinderstube nicht angebracht ist. Rubiga herzt ihre Tochter innig. Sie schnuppert an ihr und betastet sie mit den Lippen.
    Kurz bevor die Sonne hinter dem Horizont versinkt, sich die Gruppe auf die Nacht vorbereitet und einige bereits ein Nest aus Pflanzenteilen zusammengescharrt haben, erscheint Kabirizi bei Rubiga. Die frischgebackene Mutter nimmt eine demütige Haltung ein und birgt ihr Kind dicht an ihrem Körper. Der Silberrücken schnaubt und setzt sich direkt neben Rubiga. Sie weicht ein wenig zurück. In ihren Armen regt sich Ndakasi. Sie dreht sich, und ihr weißer Bauch scheint aus dem dunkeln Fell ihrer Mutter hervor. Misstrauisch beobachtet diese den Gorillamann. Kabirizi blickt gebannt auf das winzige Wesen, das sich vor ihm räkelt. Vorsichtig streckt er seine Hand aus, um die Kleine zu berühren. Beinahe schon stößt die Kuppe seines Fingers an den zarten Körper, da drückt Rubiga ihre Tochter noch fester an sich und zieht sich in eine Hecke zurück. Sie weiß, dass Kabirizi ein guter Vater ist, aber so kurz nach der Geburt ist sie noch sehr nervös. Kabirizi springt auf, grunzt missmutig und richtet schließlich sein Nachtlager her. Er wird noch genug Zeit haben, sich mit seiner neuen Tochter zu beschäftigen.
    In den kommenden Wochen kümmert sich Rubiga intensiv um Ndakasi. Immer anspruchsvoller werden die Spielereien, die sie mit ihr veranstaltet. Die ersten Tage ihres Le bens verschläft Ndakasi zum größten Teil. In der liebevollen Geborgenheit, mit der sie Rubiga umgibt, lässt es sich ausgezeichnet schlummern. Aber schon bald rührt sich in dem Gorillakind der Bewegungsdrang. Zunächst gilt es, den mütterlichen Körper zu erkunden. Der gewölbte Bauch bietet ein hervorragendes Gelände für anspruchsvolle Bergtouren. Die Kleine rudert mit Armen und Beinen, krallt sich in den haarigen Untergrund, aber so recht will ihr die Bezwingung dieses Gipfels nicht gelingen.
    Rubiga leistet ihren Beitrag, um die Extremitäten des Säug lings zu kräftigen und auf künftige Herausforderungen vor zubereiten. Wenn sie auf dem Rücken liegt und sich Ndakasi auf ihrem Bauch räkelt, dann packt sie das Kind immer wieder an Armen oder Beinen und hebt es hoch. Durch ihr eigenes Gewicht dehnt und streckt die Tochter ihre Glieder. Mit großen Augen blickt sie die Mutter an und grinst ihr baumelnd ins Gesicht.
    Bald wagt es Rubiga auch immer öfter, ihr Kind auf dem Waldboden abzulegen. Anfänglich platziert sie die Kleine direkt vor sich und wendet keine Sekunde den Blick von ihr. Schließlich, als Ndakasis Bewegungen koordinierter werden und an Kraft gewinnen, vergrößert sie den Abstand zwischen sich und ihrem Sprössling. Der Versuch, auf die Mutter

Weitere Kostenlose Bücher