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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Halt haben, legt er eine Hand oder einen Fuß auf den Boden, damit der Spross dem Ruck genügend Widerstand entgegenbringt und nicht auch ausgerissen wird. Mit dieser Technik gelingt es ihm sogar, Triebe abzuernten, die auf sandigem Terrain wachsen.
    Der Silberrücken stopft sich Brennnesselsandwich auf Brennnesselsandwich in den Mund und beißt mit seinen Zähnen kräftig zu. Eine weitere Lektion, die er verinnerlicht hat: Die Nesselhaare der Blätter brennen bei zarten Berührungen besonders stark auf der Haut. Deshalb darf man beim Fressen nicht zimperlich sein.
    Unweit des Silberrückens schmatzt Rubiga. Sie zupft Labkrauttriebe aus den Zweigen eines Busches. Die Stränge mit den länglich ovalen Blättern sind ebenfalls keine einfache Kost, denn sie sind übersät mit kleinen Borsten. Sie sollen Fressfeinde abschrecken. Außerdem klammern sich die Triebe damit an alles, das sie überwachsen wollen. Diese potenziellen Widerhaken erfordern eine spezielle Behandlung. Ein Gorilla, der sich die Pflanzen allzu gierig und unbedarft einverleiben und einfach herunterschlucken will, läuft Gefahr, dass sich die Haken in seiner Kehle festkrallen. Schlimmstenfalls droht dann der Erstickungstod. Rubiga ist erfahren und verputzt das widerborstige Kraut gefahrlos. Sie zieht Trieb um Trieb aus dem Gestrüpp und wickelt sie in kleine Schlingen. Hat sie genug in der Hand gesammelt, entfernt sie abgestorbene Pflanzenteile und Unrat. Dann quetscht sie die aufgewickelten Stränge zusammen und drückt sie gegen ihr Kinn. Schließlich schneidet sie mit den Backenzähnen kleine Stücke aus der komprimierten Masse und kaut sie sorgfältig. Damit lässt sie den Widerhaken keine Chance, sich in ihren Schlund zu bohren. Geschmeidig gleitet der Pflanzenbrei in den Magen.
    Aus dem Buschwerk neben Kabirizi ertönt plötzlich Gekeife und stört die Mahlzeit des Silberrückens. Seine Kiefer stoppen ihre eintönige Arbeit. Der Gorillamann späht nach der Quelle des unangenehmen Geräuschs. Es sind zwei Weibchen, die sich anschreien, das hat Kabirizi sofort erkannt. Schon wieder kratzen die unangenehm bellenden Stimmen an seinem Trommelfell. Nsekuye und Janja liegen sich in den Haaren. Rubiga, die den Tumult ebenfalls bemerkt hat, zieht sich weiter in den Wald zurück. Sie hat heute keine Lust auf Streit. Sie wird Janja diesmal nicht davon abhalten, sich Kabirizi zu nähern. Das würde sich der Silberrücken ohnehin nicht gefallen lassen. Nsekuye ist noch nicht ganz so abgeklärt. In ihr regt sich vehement die Eifersucht. Janja verströmt schon seit einem Tag diesen eigentümlichen Geruch, den Kabirizi so gut kennt. Hat er ihn doch schon oft bei Weibchen gerochen. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, ihn zu riechen – wie der Widerhall einer Erinnerung.
    Zunächst liegt der Duft immer nur ganz leicht in der Luft, zarter noch als der Morgennebel, und Kabirizi nimmt ihn zuerst gar nicht bewusst wahr. Vielmehr schleicht er sich förmlich in sein Bewusstsein. Doch dann, schnell, in wenigen Stunden, breitet sich der Geruch aus, beansprucht mehr und mehr Raum. Je mehr sich das Aroma verbreitet, desto mehr drängt es sich auch in Kabirizis Wahrnehmung. Die Essenz der Botschaft, die sich an ihn richtet, liegt in der Stimmung, in die sie ihn versetzt. Anfänglich erreichen ihn die Signale nur da, wo das betreffende Weibchen gerade sitzt. Bald weht die Verlockung jedoch hinter ihr wie eine Schleppe her, bis sie schließlich zum Zentrum einer weit ausladenden Duftwolke wird. Die Luft ist erfüllt von diesem Versprechen. Sie flüstert von Herrschaft und Nachkommen, von Kraft und Dominanz. Dieser Fährte kann ein Gorillamännchen nicht widerstehen. Sie ist der eigentliche Sinn seines Lebens. Nur wenn er dieser Spur folgt, kann er an sein Ziel gelangen, kann er Herr über eine Sippe sein, wird er Töchter und Söhne haben, die sein Erbe weitertragen.
    Immer noch streiten sich Janja und Nsekuye. Janja, deren Nachwuchs nun mehr als drei Jahre alt ist, verweigert ihre Brust. Ihr Sohn ist alt genug und zeigt in letzter Zeit auch immer weniger Interesse an der Mutter. Für den Rest seines Lebens wird er sich nur noch von Grünzeug ernähren. Janja ist nun wieder fruchtbar. Ihr monatlicher Zyklus nähert sich dem Eisprung, was der Grund für ihren Geruch ist. Aus ihrem Körper steigen die Signale, die einen Gorillamann rufen. Und die Hormone in ihrem Körper drängen sie, seine Nähe zu suchen.
    Der Platz an der Seite eines Silberrückens ist begehrt. Auch Janja

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