Der Gott des Krieges (German Edition)
König.“
„Ich bin es, der dir zu Dank verpflichtet ist“, sagte König Elay betrübt und verbeugte sich zu Larkyens Überraschung als Erster und viel tiefer als es für den Herrscher eines Landes angemessen war.
Larkyen stieg auf einen Felshügel, der ihm eine einige r maßen gute Sicht auf die Umgebung bot. Wenn der Kriegsgott sich näherte, wollte Larkyen ihn so früh wie möglich sehen können.
Die aufbrechenden Menschenmassen bereiteten ihm Sorge. Die vielen Sterblichen würden für Nordar eine leichte Beute sein.
Auch die Majunay brachen jetzt auf. Flankiert von kan o chischen Soldaten zogen sie gen Osten. Der Leib des t o ten Häuptlings lag in weißes Tuch gewickelt auf einer Bahre und wurde von vier männlichen Nomaden getr a gen. Auch keinen ihrer anderen Toten ließ der Stamm der Oyenki zurück. Erst in der Heimat würden die Verstorb e nen nach altem Brauch in Steppenerde begraben werden.
Die Nomaden stimmten einen Trauergesang an. Die Melodie ließ das Stimmengewirr der vielen Reisenden aus anderen Völkern nach und nach verstummen. Die Menschen lauschten dem Gesang, und so manches Herz wurde schwer an diesem Nachmittag.
Larkyen fühlte sich für eine Zeit lang zurückversetzt in die Weiten der Steppe, wo er dieses Klagelied zum er s ten Mal gehört hatte.
„Herr“, flüsterte eine Frau und riss ihn aus seinen G e danken. Die Mutter Arnyans näherte sich zaghaft und mit geneigtem Haupt dem Unsterblichen. „Mein Sohn ist noch immer nicht zurück, und wir können nicht auf ihn warten. Arnyans Herz ist vergiftet. Wenn du ihm bege g nen solltest, sag ihm, sein Stamm erwartet ihn bei der Grenze Majunays. Ich warte dort auf ihn.“
Larkyen wagte es nicht, der besorgten Mutter zu b e richten, mit wem sich ihr eigen Fleisch und Blut eing e lassen hatte und welches Verderben damit heraufb e schworen werden konnte.
„Ich werde ihm deine Worte übermitteln“, war alles, was Larkyen sagte, bevor die Frau sich wieder zwischen die Nomaden mischte.
Larkyen sah den Nomaden nach und wünschte ihnen im Stillen eine gute Reise in ihre Heimat, wo Fürst Sa n dokar einen Krieg vorbereitete.
Die Nomaden waren längst in der Ferne verschwu n den, als ein nahegelegener Wald Larkyens Aufmerksa m keit erregte. Die kahlen Bäume erstreckten sich über die östlichen Hänge. Da sie so dicht beieinander standen, e r innerten sie an einen hölzernen Wall.
Es krachte und knackte in dem Gehölz. Mehrere Bäume knickten, wie von großer Kraft getrieben, einfach um. Ganz kurz erspähte Larkyen zwischen den Bau m kronen eine riesige Gestalt. Dumpfe Schritte erklangen, rasend schnell kamen sie näher, und sie mussten von j e mandem stammen, der nicht davor scheute, Lärm zu ve r ursachen – einem Feind, der sich offenbarte.
Von der Straße drangen plötzlich laute Schreie, die von Schmerzen, Furcht und Kampf kündeten. Das drö h nende Klirren von Stahl gesellte sich hinzu. Beinahe schwerelos und von gewaltiger Kraft getrieben, flogen zerfetzte Menschenleiber durch die Luft.
Der Terror schien selbst am Ende dieses Bluttages nicht enden zu wollen.
Larkyen eilte zur Straße, und blutiger Regen ging auf ihn nieder. Seine Augen weiteten sich. Inmitten eines fr i schen Schlachtfeldes aus blutigem Menschenfleisch, g e borstenen Klingen und zerschmettertem Rüstzeug stand eine riesenhafte Gestalt. Ihre Muskeln übertrafen selbst jene der Kedanier bei weitem. Ein schwarzer Schopf aus langen seidigen Haaren umrahmte den breiten Schädel wie die Mähne eines Löwen. Die Stirn war niedrig, die Gesichtszüge wirkten primitiv, wie tierähnlich, und die schimmernden Augen waren die eines Raubtieres.
Nordar, der Gott des Krieges, der geboren wurde, als die Sonne in der Geschichte der Welt das erste Mal schwarz wurde, war erschienen.
Die stählerne Rüstung, die seine breite Brust u m schloss und von deren Schulterpanzern wuchtige Eise n spitzen aufragten, triefte vor frischem Blut. Larkyen fi e len die Menschenschädel auf, die, an Ketten angebracht, als Trophäen an seinem Leib baumelten.
Mit seinen großen Händen hielt der Kriegsgott den Schaft einer riesigen Axt umklammert. Der Stahl des wuchtigen Blattes war pechschwarz, begann jedoch plöt z lich auf rätselhafte Weise zu glühen und offenbarte die magische Natur jener Waffe.
Der Kriegsgott verharrte an Ort und Stelle. Der Blick uralter Augen traf Larkyen. Prüfend sah ihn der Krieg s gott eine Zeit lang an, während er beim Atmen schnaufte wie ein witterndes
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