Der Gott des Krieges (German Edition)
trug – eine schwarze lodernde Sonne.
„König Elay?“
„Ja“, antwortete der Junge. „Ich bin der König. Der Mann, den du auf dem Thron sahst, präsentiert mich nur in der Öffentlichkeit. Du bist überrascht, einen von uns e rer Art, einen Unsterblichen, hier anzutreffen, nicht wahr? Wir beide wurden geboren, während sich die So n ne das dritte Mal in der Geschichte der Welt verdunkelte. Nur mit dem Unterschied, dass mein Dasein als Sohn der schwarzen Sonne viel früher begann als deines.
Auf meinen Vater, der vor mir König war, wurde einst ein Anschlag verübt. Jemand warf einen Speer nach ihm, doch an seiner Statt wurde ich getroffen und starb. Wie du stand ich jedoch wieder vom Tode auf. Ich lernte me i ne neuen Fähigkeiten kennen und begriff, dass ich kein Mensch mehr war. Kurz bevor mein Vater im hohen A l ter starb und ich König wurde, erlegte er mir einen Eid auf. Jener Eid wurde in unserem Herrschergeschlecht von Generation zu Generation weitergegeben und sollte in mir für alle Ewigkeit erfüllt werden. Die Streitmacht meines Landes ist stärker und zahlreicher als die Welt weiß. Doch sie dient nicht dem Angriff oder der Erob e rung, sondern dem Schutz und der Bewachung. Und mein Eid ist es, über einen ganz besonderen Ort zu wachen – den Berg der drei Stürme.“
Elay deutete in die Ferne, auf eine grauschwarze Wand aus gezackten Bergen. Dahinter erhob sich breit und spitz ein weiterer Berg, der alle benachbarten Höhen bei weitem überragte. Seine Gipfelhälfte war dicht in Schnee und Eis gehüllt. Dunkle Wolkenschwaden zeic h neten sich vor dem Koloss ab und hatten die Bergspitze bereits verhüllt.
„Unter den Kindern der ersten schwarzen Sonne w a ren vier Brüder, die einzig und allein für den Kampf le b ten. Sie zogen durch die Welt, und wo immer sie au f tauchten, entfachten sie einen Krieg. Gemeinsam lösc h ten sie ganze Völker aus. Die beispiellose Verwüstung, die sie hinterließen, brachte ihnen den Namen „Die vier Stürme“ ein. Eines Tages jedoch stellten sie sich einem mächtigeren Gegner. Es hieß, dass einst ein Gott vom Himmel auf die Erde hinabstieg. Die vier Stürme zogen gegen diesen Himmelsgott in den Kampf. Ein gewaltiges Gefecht entbrannte auf dem höchsten Berg des Altory a gebirges, und der Himmelsgott wurde bezwungen, doch auch drei der vier Stürme ließen in dieser Schlacht ihr Leben. Der Name desjenigen, der lebendig von diesem Berg zurückkehrte, lautet: Nordar.
Diese Geschehnisse liegen lange zurück, zweitausend Jahre nach unserer Zeitrechnung. Damals hatte die Ei s zeit die Welt gerade erst aus ihrem kalten Griff entlassen. Seitdem hat Nordar diesen Teil der Welt nicht mehr heimgesucht. Und durch dich gelangt nun dieser schrec k liche Krieg zu uns.“
„Dann weißt du also auch von seiner baldigen A n kunft“, murmelte Larkyen.
„So ist es.“ Elay seufzte. „Nordar, der Gott des Kri e ges, dessen Zorn du durch deine Taten in der kedanischen Taiga geweckt hast, hat den eisernen Berg im hohen Norden verlassen und ist auf dem Weg hierher. Wie me i ne Späher mir berichteten, hat er die Grenzen unseres Landes bereits am gestrigen Abend passiert. Doch seine Ankunft in Kanochien war seit jeher nur eine Frage der Zeit.
Noch immer liegen die Leiber seiner drei Brüder ei n gefroren auf dem Gipfel des Berges und es heißt, sie könnten wieder ins Leben zurückgeholt werden, wenn ihnen fremde Lebenskraft zugeführt wird.“
Der Ausdruck in König Elays Gesicht hätte kaum ernster sein können, als er von Larkyen forderte: „Bitte zeige mir dein Schwert.“
Und Larkyen tat wie ihm geheißen und zog seine Waffe.
Aufmerksam betrachtete der König die in kühlem Blau schimmernde Klinge.
„Unsere magischen Waffen sind aus dunklem Stahl, so dunkel wie die Sonne, unter der wir einst geboren wurden. Eine jede magische Waffe trägt einen Namen. Und ihr Stahl beginnt zu glühen, sobald der Herr dieser Waffe ihren Namen ausspricht.
Doch das magische Schwert, dessen Herr du heute bist, ist anders. Es wurde von Nordar einst zu einem b e sonderen Zweck an Boldar die Bestie weitergegeben. J e der Gegner, der durch das Schwert getötet wird, lässt e i nen Teil seiner Lebensenergie in der Klinge zurück. No r dar wusste um Boldars Kriegs- und Eroberungspläne. Er war sich sicher, dass es sehr viel Energie aufnehmen würde. Dreißigtausend Leben sind notwendig. Und das Nordar in Kanochien ist, bedeutet, dass all diese Leben der blauen Klinge zum Opfer
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