Der Gott des Krieges (German Edition)
Namen. Es heißt, sie sei die tiefste Schlucht der Welt. Und wer hineinfällt, stürzt über die Länge eines Tages und einer Nacht in ihr hinab, bevor er schließlich an e i nem Ort tiefster Finsternis aufschlägt. Laut einer alten Sage haben in dieser Finsternis alle Schrecken der Welt ihren Ursprung.“
Sie ritten nun über nackten Fels. Und obwohl Larkyen ein guter Fährtenleser war, vermochte er die Spuren des Kriegsgottes immer undeutlicher zu erkennen. Schne e verwehungen sorgten dafür, dass sich die Spuren schlie ß lich verloren. Elay aber wusste über den weiteren Verlauf des Weges gut Bescheid und zeigte Larkyen die Ric h tung.
Sie zogen nach Osten. Im Mondlicht sahen sie die Ausläufer des Berges der drei Stürme jetzt noch näher. Dann gelangten sie auf die von Elay erwähnte Straße, die nun wieder steil nach Norden führte. Einst hatten sich tüchtige Baumeister große Mühe bei der Errichtung di e ses Weges gegeben, heute jedoch waren die Befestigu n gen längst rissig von Eis und Kälte.
„Diese Straße hat ihren Ursprung bei meinem Her r schaftssitz, am Rande der Zeltstadt Deryn“, erklärte K ö nig Elay. „Sie wurde für meine Truppen angelegt, um die Brücke von Dylion und die Festung schneller erreichen zu können.“
Nur unweit vor ihnen sah Larkyen eine hochgewac h sene Gestalt, die sich mit schnellen Schritten vorwärt s bewegte. Nur kurz hielt sie inne, um sich zu Larkyen und Elay umzudrehen. Die Gestalt gehörte weder dem Volk der Kedanier noch dem der Kanochier an.
Das fahle Mondlicht leuchtete in das Gesicht von T a rynaar, dem Gott des Volkes der Kentaren und Sohn der zweiten schwarzen Sonne. Seine Raubtieraugen funke l ten.
Der Gott der Kentaren sah noch immer so aus wie Larkyen ihn von ihrer ersten Begegnung an der Grenze zu Kedanien in Erinnerung hatte.
Die kantigen Gesichtszüge, das weiße, bis zur Brust hinab wallende Haar, der weite Umhang, der seine Rü s tung größtenteils verdeckte, und die ausladenden Schu l terpanzer – auch ein magisches Schwert trug Tarynaar, dessen Knauf die Form eines Wolfskopfes hatte.
Noch ruhte die Waffe in einer metallenen Scheide, doch bald schon, so war sich Larkyen gewiss, würde sich eine Klinge mehr gegen den Kriegsgott richten.
Tarynaar hob die rechte Hand zum Gruß.
„König Elay, Larkyen, es beruhigt mich, euch beide wohlauf zu sehen.“
„Tarynaar“, rief Elay, „Willkommen in Kanochien. Gern hätte ich dich unter anderen Umständen in meinem Land wiedergesehen.“
„Ich komme direkt aus Deryn“, sagte Tarynaar. „In der Zeltstadt hat sich die Bedrohung bereits herumg e sprochen. Die Menschen dort leben in Furcht. Sie haben all ihre Hoffnung in dich gesetzt, König.“
Tarynaar nickte Elay freundlich zu, sah dann wieder lange Zeit nur Larkyen an.
„Es sind viele Tage und Nächte vergangen, seit ich dir an der Grenze zu Kedanien begegnet bin“, erinnerte sich Tarynaar.
„Du hättest mir damals erzählen sollen, welchem Zweck das Schwert in meinem Besitz diente. Denn sicher wusstest du davon.“
„Es gab lediglich Gerüchte, dass Nordar einst ein a u ßergewöhnliches magisches Schwert geschmiedet hatte, das die Leben seiner Opfer auffrisst. Als ich dir begegn e te, wusste ich noch nicht, dass es sich dabei um das Schwert handelte, das du bei dir trugst. Doch hätte ich es dir gesagt, hättest du mir denn geglaubt? Immerhin hast du auch meine Warnungen missachtet.“
„Ich vertraute auf meine Stärke und auf meine Macht. Ich habe den Zorn des Kriegsgottes nie gefürchtet. Und ich habe bereits gegen ihn gekämpft und auch diese B e gegnung überlebt.“
„Zweifellos bist du ein hervorragender Krieger“, lobte Tarynaar. „Die Kampftechnik der Majunay, angewandt von einem Kind der schwarzen Sonne, ist eine tödliche Kombination. Du kannst Nordar ein sehr machtvoller Gegner sein. Die nächste Begegnung aber wird mit einem klaren Sieg enden müssen. Entweder das Unmögliche g e lingt und der Kriegsgott wird vernichtet, oder das Schwert Kaerelys wird zerstört.“
Larkyen schwieg und konzentrierte sich nun einzig und allein auf sein Ziel. Er vertraute auf seine Fähigke i ten. Schon einmal hatte man ihm prophezeit, dass ein übermächtiger Gegner von ihm nicht bezwungen werden könnte. Doch Larkyen hatte vollbracht, was andere für unmöglich gehalten hatten. Er wusste, dass er den Kriegsgott vernichten musste. Ohnehin war es seit jeher das Beste, einen Gegner, ganz gleich ob Mensch oder Gottheit, zu töten. Er
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