Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
des feuchten Sandes fühlte er sich noch immer trocken an. Azur klopfte ein paar Körner ab und wagte einen Schritt nach vorne. Dass es hier nichts gab, an dem er sich festhalten konnte, erschwerte seine ersten Gehversuche. Aber mit jedem Schritt klappte es schließlich besser.
Azur stapfte durch den Sand in Richtung Stadt. Schon von Weitem stachen ihm die leuchtend blauen Hemden einiger Matrosen ins Auge. Diese liefen wie Ameisen über einen Steg und beluden ein dreimastiges Segelschiff mit großen Eichenfässern. Von Nahem erkannte er, dass ihre Kleidung löchrig und dreckig war. Als die Männer ihn entdeckten, starrten sie ihn sprachlos an, doch wenn er zu ihnen hinsah, mieden sie stets seinen Blick.
„Seid mir gegrüßt.“ Lächelnd ging er auf sie zu, aber sie verschwanden schnell ins Innere des Schiffes. Offensichtlich waren sie von seiner noblen Erscheinung eingeschüchtert. Nachdenklich runzelte Azur seine Stirn. Kennen sie mich?
In den Straßen der Stadt erging es Azur nicht anders. Die Bewohner mieden ihn und schlugen Türen und Fenster zu, wann immer er sich ihnen näherte. Kinder tuschelten hinter seinem Rücken. Azur blickte an sich hinab. Im Gegensatz zu ihren einfachen Kleidern aus Leinen und Wolle stach er mit seinem imposanten Gewand sehr zwischen ihnen hervor. Das war es. Deswegen fürchteten sie ihn. Er entschied sich, sein Gewand zu wechseln und suchte in den Gassen nach einem Schneider. In einer größeren Straße entdeckte er ein Gildenschild mit einer Schere drauf. Hinter den hohen Fenstern standen Büsten, die Kreationen des Schneiders trugen. Azur ging hinein.
Ein Glöckchen kündigte sein Kommen an. An der Decke hingen bunte Stoffballen aus Seide, Samt und Leinen. Aus dem Hinterzimmer kam ein Mann heraus. Er war größer als Azur und hatte dünnes, blondes Haar, um seinen Hals war ein Maßband gewickelt.
„Seid willkommen in meinem bescheidenen Geschäft, Mylord“, sagte der Schneider mit zitternder Stimme und verbeugte sich demütig.
Azur war von der ehrfürchtigen Begrüßung verwirrt. Sein Gewand verlieh ihm scheinbar das Aussehen eines Lords. Er korrigierte den Schneider vorerst nicht und beschloss herauszufinden, ob der Mann ihn vielleicht vom Sehen her kannte.
„Welch Anlass verschafft mir die Ehre, Euch meine Dienste anbieten zu können?“, fragte der Schneider eingeschüchtert.
Azur lächelte freundlich. „Ehrlich gesagt bin ich gekommen, um dieses Gewand gegen etwas Schlichteres einzutauschen. Etwas aus Wolle und Leinen würde ich bevorzugen.“
Überrascht riss der Schneider seine Augen auf. So oft besuchten ihn Adlige, die sich etwas Schlichtes wünschten, wohl nicht.
„Mylord, ich hätte auch prächtige Gewänder aus Samt und vielen anderen feinen Stoffen für Euch zur Auswahl. Sie werden Euch gewiss gefallen.“
„Um ehrlich zu sein, möchte ich es vermeiden aufzufallen, wenn Ihr versteht.“
„Ahhh, aber natürlich Mylord, ganz wie Ihr wünscht.“ Besonders geschickt heuchelte der Schneider sein Verständnis nicht. Für ihn war Azurs Verhalten demnach alles andere als normal. „Darf ich zunächst Eure Maße nehmen?“
„Natürlich dürft Ihr das.“
Der Schneider trat näher heran, doch statt Maß zu nehmen, ließ er seine Finger sanft über den Stoff gleiten, so, als ob er jeder Unebenheit nachspüren wollte. Besonders die goldenen Nähte weckten sein Interesse. Der Mann ging sogar so weit, dass er ein Stück des Ärmels hob, und fasziniert beobachtete, wie der Stoff hinab fiel, wenn er ihn losließ.
„Das ist ein dick gewobener, schwerer Samtstoff von höchster Qualität. Solch ein schön gearbeitetes Gewand habe ich noch nie gesehen. Wäret Ihr so gut und könntet mir den Namen des Schneiders verraten?“
„Er ist mir im Moment leider entfallen “, gab Azur zurück.
„Wie schade! Er muss ein wahrer Meister seines Faches sein.
„Wollt Ihr es haben? Ich würde dieses Gewand gegen Münzen und neue Kleider tauschen.“
„Ihr würdet es mir wirklich geben?“, fragte der Schneider argwöhnisch.
„So wahr ich hier vor Euch stehe. Es wird Euch gewiss von besserem Nutzen sein als mir.“
Der Schneider seufzte unglücklich „Ich würde es Euch nur zu gerne abkaufen, aber ich glaube nicht, dass ich mir solch ein wertvolles Gewand leisten kann. Mehr als drei Goldstücke und fünf Silbermünzen kann ich Euch dafür nicht anbieten.“
„Das reicht mir. Ich gebe es euch dafür. Habt Ihr etwas, das mir passt?“
Der Schneider schaute ihn
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