Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
Geschichte vergaß sie ihren Kummer, erstrahlte wieder in ihren eigentlichen Glanze. Sie alle erzählten von kleinen und großen Taten eines Mannes, der schon seit langem ihr Herz erobert hatte. Die Geschichten waren ein Teil von ihr, den Numenez noch nicht kannte. Umso mehr ehrte ihr Vertrauen ihn und sein Wille ihr zu helfen, wurde nur stärker dadurch. Was würde er alles für einen Einfall geben, um sie zu retten. Er sah hilflos zu seinem Reisgefährten, doch Azur rieb sich nur nachdenklich das Kinn, sah bekümmert aus und schien eigenen Gedanken nachzuhängen.
Es war Dunkel, als sie Braguhm erreichten. Aus den roten Backsteinhäusern leuchtete der Schein der Kerzen und erhellte ihren Weg. Anders als in Serdden, waren die Gebäude mehrere Stockwerke hoch und die Dächer mit Schindeln statt mit Stroh bedeckt. In den Häuserschluchten wirkte die Kutsche nahezu winzig. Ob Lords oder einfache Bauern, viele Menschen kamen hierher um den Festspielen beizuwohnen. Selbst in der Dunkelheit herrschte noch ein reges Treiben und die Tavernen platzten aus allen Nähten. Der Tross kam mittlerweile so langsam voran, dass bummelnde Fußgänger ihn überholten.
„Liebe Schwester, es war so schön dich wieder zu sehen, doch mein Gefährte und ich müssen uns beeilen, wenn wir noch einen geeigneten Platz für die Nacht finden wollen“, sagte Numenez bedauernd.
„Ihr kommt nicht mit ins Schloss?“ Sylvanna starrte ihn mit großen Augen an.
„Inzwischen ziehe ich den schlichten Komfort einer Tavernen den Federbett im Schloss vor.“ Bevor sie protestieren konnte klopfte er gegen die Decke und der Kutscher hielt an. „Wir sehen uns bald wieder Schwester.“ Er öffnete die Tür und stieg nach draußen. „Ich danke dir für alles.“
Was für ein schneller Abschied, dachte Azur , dabei sah Numenez so aus als ob er am liebsten wieder in die Kutsche einsteigen würde. Der Abschied muss ihm schwer gefallen sein. Azur verneigte sich vor Sylvanna „Seid versichert, bei allem, was Lord Numenez tut, hat er stets Euer Wohl im Auge. Habt Dank für Eure Güte, Mylady.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, kletterte er hinaus und ging zu seinem Gefährten.
Sylvanna winkte ihnen zu, steckte ihren Kopf aus dem Wagenfenster und befahl einen ihrer Diener zu sich und sagte so laut, dass alle es verstehen mussten, „bring Sir Legatio zu mir!“ Es dauerte nur einen Augenblick, bis der junge Ritter angeritten kam.
Besorgt sah er sie an. „Gibt es ein Problem, Mylady?“
„Wie man es nimmt. Ich möchte, dass Ihr meinen Bruder und seinen Gefährten begleitet. Begleicht auch die Kosten. Es soll ihnen an nichts mangeln.“
„Wie Ihr wünscht.“ Legatio stieg vom Pferd ab.
Ein Diener nahm die Zügel entgegen, während Numenez zur Kutsche herantrat.
„Liebste Sylvanna, du bist zu gütig, doch dies ist nicht–“,
„Von Nöten?“ beendete sie seinen Satz. „Ich weiß, aber ich wünsche es so. Versuche lieber nicht, es mir auszureden. Du weißt, was ich für einen Dickkopf habe.“
„In der Tat.“ Numenez gab kampflos auf.
„Ich freue mich schon darauf, euch beide Morgen in der Früh wiederzusehen.“. Sie wandte sich an den Kutscher. „Fahr weiter zum Schloss. Der König erwartet meine Ankunft. Und nun eilt euch, dass ihr noch einen Platz zum Schlafen ergattert. “
Numenez sah seiner Schwester eine Zeitlang mit sorgenvoller Miene nach. Weder Azur, noch Legatio sagten etwas. Erst als die Kutsche nicht mehr zu sehen war, schritt Numenez los. Azur und Legatio folgten ihm durch die Straßen Braguhms. Es war die größte Handelsstadt in ganz Zantis und ein Wirtshaus reihte sich an das andere, aber die meisten waren wegen des königlichen Maskenballs belegt. Vor einem eindrucksvollen Bau blieben sie stehen. Auf einem Schild, das am Mauerwerk angebracht war, spuckte ein rotes Untier Feuer. Darunter stand mit verschnörkelter Schrift ‚Zum speienden Drachen’ geschrieben.
„Fragen wir nach, ob sie etwas frei haben “, sagte Numenez. „Es mag zwar kein Schloss sein, doch immer hin leben hier auch Drachen.“
„Dann werdet Ihr Euch gewiss wie zuhause fühlen“, gab Azur zurück.
Durch die Fensterscheiben sahen sie bereits, dass es im Inneren brechend voll war, doch würde es ihnen in anderen Wirtshäusern kaum besser ergehen. Drinnen saßen die Menschen dicht aneinander gerückt. Trotz des Platzmangels beanspruchte ein Mann eine ganze Bank für sich und seine Geschäfte. Zu beiden Seiten war er von freizügigen Frauen
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