Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
Nicht einmal dazu bin ich in der Lage.
Legatio packte sein Schwert und lief hinunter in den Saal, in der Hoffnung Lord Numenez dort vorzufinden, oder wenigstens seinen Begleiter Azur. Der Raum war nahezu leer. Nur ein paar Männer saßen an den langen Tischen und aßen etwas, das nach den Reste des Vorabends aussah. Auf einer der Bänke lag ein weiterer und schlief seinen Rausch aus. Der Wirt wischte mit einem dreckigen Putztuch über den Tresen, als er Legatio sah, setzte er sein gestelztes Lächeln auf. „Guten Morgen mein Herr, kann ich Euch helfen?“
„Ihr habt nicht zufällig meine Gefährten von gestern Nacht gesehen?“
„Sie sagten mir, dass ich mich gut um Euch kümmern soll. Und das habe ich getan.“ Er wedelte mit seinem Putztuch. „Immer wieder habe ich nach Euch geschaut, doch Ihr habt fest wie ein Troll geschlafen, wolltet einfach nicht wach werden.“
„Sagten sie Euch, wohin sie gingen?“
„Leider nein. Aber sie sagten dass sie in Kürze zurückkämen. Kann ich Euch etwas bringen, um Euch die Wartezeit zu versüßen? Wie wäre es mit etwas Brot und Honig? Auch wenn Ihr keinen Hunger verspürt, solltet Ihr ein paar Bissen zu Euch nehmen, das vertreibt den schweren Kopf.“
Legatio war nicht nach Essen zu mute, doch hatte er Wirt recht. Er musste etwas essen, um wieder zu Stärke zu kommen. „Gut, dann bringt mir bitte etwas davon und einen Becher kühlen Wassers.“
„Ganz wie Ihr wünscht.“
Legatio setzte sich, stöhnte erschöpft und hielt sich den Kopf. Immerhin dauerte nicht lange, bis die Sachen vor ihm standen. Brot und Honig schob er weg. Doch gerade als er sich dazu überwunden hatte, einen Schluck Wasser zu nehmen, ging die Tür auf. Numenez und Azur kehrten zurück. Zu seiner Überraschung waren sie in neuen Gewändern gekleidet.
„Seht Ihr, Azur, Ihr habt Euch ganz umsonst Sorgen gemacht. Der Junge hat seine Sinne schon wieder beisammen. Das nenne ich mir einen wahren Recken.“ Numenez verneigte sich in Legatios Richtung und setzte sich neben ihn auf die Bank „Da ist es doch passend, dass Ihr meiner Schwester Eure Ergebenheit schon sehr bald beweisen könnt.“
.„Ich verstehe nicht, was ihr damit sagen wollt, Mylord.“ Hilfesuchend sah Legatio zu Azur, aber der lächelte nur aufmunternd.
„Ich habe beschlossen, dass Ihr, mein junger Legatio, heute beim Turnier mitkämpfen werdet“, erklärte Lord Numenez feierlich.
„Ich? Aber Lady Sylvanna hat mich gar nicht dafür gemeldet.“
„Das haben wir für sie übernommen“, mischte sich Azur ein und biss ein Stück vom Honigbrot ab.
Legatio war vollkommen verwirrt. „Ihr? Aber wie soll das gehen?“
„Mit den richtigen Mitteln ist alles möglich. Man muss es den Menschen nur gut genug erklären“, antwortete Numenez und zwinkerte.
„Ich danke Euch, Mylord, für Euer vertrauen, doch kann ich nicht am Turnier teilnehmen. Ich bin kein guter Kämpfer. Meinen Ersten verlor ich mit Schimpf und Schande. Ich habe mich sogar verletzt und durch meine Torheit meine Pflichten als Beschützer vernachlässigt!“, protestierte Legatio.
Numenez widersprach. „Das sieht Sylvanna anders. Sie war hocherfreut von Eurer Teilnahme zu erfahren, als wir sie vorhin besuchten.“
Legatio lächelte. Er konnte nicht anders bei der Erwähnung ihres Namens. „Sie war darüber erfreut?“
„Das dürft Ihr glauben“, gab Azur zurück. „Sie war natürlich auch sehr besorgt um Euch, das will ich Euch nicht verhehlen. Aber es geht um einen hohen Preis.“
„Was meint ihr? Um was für einen Preis handelt es sich?“, fragte Legatio.
„Dem Gewinner wird ein Wunsch vom König erfüllt. Wenn ihr gewinnt, könnt ihr um Sylvannas Hand anhalten, trotz Eures Standes“, verkündete Numenez.
Legatios Herz pochte laut, als drohte es ihm aus der Brust zu springen. Es gibt doch noch Hoffnung für mich! Legatio stand auf und schwang seine Faust in die Höhe. „Dann werde ich im Turnier kämpfen und mein bestes für Mylady versuchen, wenngleich es nicht reichen wird“, sagte Legatio und sackte zurück auf die Bank.
„Warum so bescheiden?“ Azur klopfte mit den Fingerkuppen auf den Wirtshaustisch. „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie ihr gegen drei Männer gleichzeitig gekämpft habt und siegreich wart. Ein wenig mehr Zuversicht könntet Ihr ruhig zeigen.“
„Die hätte ich auch, aber waren meine Gegner nur Banditen. Mit einem richtigen Kampf kann man so ein Geplänkel nicht vergleichen. An dem Turnier nehmen viele
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