Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
Numenez die Angelegenheit. „Wir werden Euer großzügiges Angebot dankend annehmen.“
Sie warteten auf den Tross. Legatio war nicht so weit fortgeritten, sodass er sich ihnen schon bald nähern musste. Der Wind brauchte die Blätter über ihnen zum rascheln. Sie saßen noch nicht lange, als aus der Ferne Hufgetrappel zu hören war. Bald schon erhoben sich die ersten Drachenbanner am Horizont. Es war ein gewaltiger Tross, mit etlichen Rittern und Kutschen. Viele Adlige schlossen sich der Reise mit der Königsfamilie an. Azur fragte sich, ob der König selbst unter ihnen war. Eine Gruppe von Reitern kam eilige heran geritten. Wie Legatio trugen auch sie prächtige, in Weißgold gehämmerte Rüstungen. Ihr Anführer stieg vom Pferd und nahm seinen Helm ab. Es war ein Mann im hohen Alter mit langem Bart und faltigem Gesicht. „Sir Legatio, was fällt Euch ein, Lady Sylvanna zu verlassen?“
„Ich habe die Gegend ausgekundschaftet und bin diesen edlen Männern begegnet. Sie wurden von Banditen überfallen.“
„Was kümmern Euch diese Männer? Eure einzige Aufgabe ist es, Lady Sylvanna mit Eurem Leben zu schützen, nicht das von Fremden. Habe ich Euch nicht immer gelehrt, stets Eure Pflichten als Ritter zu erfüllen? Seit unser Abreise habt-“ Er wurde von der Stimme einer Frau unterbrochen.
„Sir Cheval Durag, genug der Belehrung. Zu der Pflicht eines Ritters gehört es, wie Ihr sicher wisst, Unschuldige zu beschützen.“ Eine zierliche Gestalt stieg aus der Kutsche. Ein junge Frau mit einem so ebenmäßigen Gesicht und breiten Hüften. Sie trug ein rotes Gewand, umschlossen von einem hellen Mieder, das mit weißen Spitzen verziert war. Sie wirkte zerbrechlich, doch der Klang ihrer Stimme war unerwartet kräftig. „Sind das die Männer, dir ihr zur Strecke gebracht habt?“
Legatio kniete vor ihr nieder und küsste demütig den Ring an ihrem Finger. „Verzeiht mir, Mylady, dass ich Euch vor ihren unsäglichen Anblick nicht verschonen konnte.“
„Sir Cheval, lasst fünf Eurer Männer hier. Sie sollen ein Steingrab für sie anfertigen.“
„Wir ihr wünscht, Mylady.“ Sir Cheval wand sich seinen Männern zu.
„Und Ihr, erhebt Euch, Sir Legatio.“ Er folgte dem Befehl. „In meinen Augen habt Ihr nichts Falsches getan. Sagt mir, sind dies die Männer, die Ihr gerettet habt? Stellt sie mir-“ Überrascht brach sie ab, als sie zu Azur und Numenez blickte. „Geliebter Bruder!“
KAPITEL 5
SCHWERTTANZ
Hat Lady Sylvanna mich tatsächlich Bruder genannt, wunderte sich Azur. Mit ausgebreiteten Armen lief die junge Frau auf ihn zu. Sie kennt mich und meine Vergangenheit? Überglücklich strahlte er sie an, doch sie rannte an ihm vorbei und warf sich in Numenez Arme.
„Sylvanna, bist du es?“, fragte Numenez.
Sie umschlang ihn so innig als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte. „Du bist es wirklich. Mein geliebter großer Bruder! Wie habe ich dich in all den Jahren vermisst. In deinen einfachen Kleidern hätte ich dich fast nicht wiedererkannt.“
Ein bitterer Zug huschte über Numenez Züge, während er sanft über ihre Wange streichelte. „Und mir geht es genauso. Du hast dich verändert.“ Liebevoll lächelte er sie an. „Wie groß du geworden bist, eine richtige Frau, und hübsch dazu.“
„Ach, du schmeichelst mir, Bruder“, kicherte sie.
Azur beobachtete die beiden. Sie war ein ausnehmend hübsches Geschöpf, lebhaft und fröhlich, doch änderte dies nichts an der bitteren Wahrheit. Sein Traum war zerplatzt. Sylvanna war nicht seine Schwester und dahin schwand seine Hoffnung mehr über sich zu erfahren. Mit einem Schlag flammte Sehnsucht in seinem Herzen auf, denn Sylvannas Lachen erinnerte ihn an seine Geliebte.
Wenigstens würde er durch Sylvanna mehr über seinen Begleiter erfahren, der dem Anschein nach den Anflug von Wehmut inzwischen überwunden hatte.
Lady Sylvanna wies auf ihre Kutsche. „Mein liebster Bruder, würdet Ihr und Euer Begleiter, mir das Vergnügen gewähren, mich nach Braguhm zu begleiten? Es würde mich freuen, euch an meiner Seite zu wissen. Du warst so lange fort. Nur zu gerne möchte ich deinen Geschichten lauschen.“
„Nur zu gern würde ich dich auf deiner Reise begleiten.“
„Kommt, lasst uns zur Kutsche gehen.“ Sylvanna griff nach Numenez Hand und zerrte ihn förmlich zur Kutsche. Azur folgte ihnen still, unter den Blicken der wachsamen Ritter. Ein Diener erwartete sie und half ihnen beim Einsteigen. Innen war die Kutsche mit dunkler Seide
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