Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
diesmal ohne dabei zu zögern.
Azur musste sich ein Lachen verkneifen als er das überraschte Gesicht des jungen Burschen sah. Das Gesöff schmeckte im ersten Moment leicht süßlich, doch im Rachen brannte es wie Feuer. Noch schien Legatio unschlüssig darüber zu sein, ob ihm das Gesöff nun schmeckte oder nicht. Er nahm einen weiteren Schluck, dem gleich noch einer folgte.
„Seht Ihn Euch an, Azur!“ Numenez klang amüsiert. „Dieser junge Mann erfüllt seine Pflichten wirklich überaus gründlich. Aus dir wird einmal ein stattlicher Ritter, genauso wie Sir Ian Genach!“
„Mylord, ich bin bereits ein Ritter.“
„Umso besser, lasst uns auch darauf trinken!“
Erneut stieß Numenez mit ihm an, doch hörte Legatio damit nicht auf. Er probierte eifrig weiter, bis er auch den letzten Tropfen geleert hatte. Und das in einer Zeit, in der Azur nicht einmal ein Viertel getrunken hatte. Sein Gesicht war mittlerweile stark gerötet. Er hob den Krug in die Höhe und schrie dem Küchenjungen zu: „Bringt mir noch eins von diesem köstlichen Gesöff!“
„Erst ziert er sich und jetzt reicht ihm ein Humpen nicht. Hier, nehmt etwas von meinem, solang Ihr auf den nächsten wartet.“ Numenez hielt ihm seinen Humpen hin
Legatio streckte seine Hände gierend danach aus, aber Azur packte ihn am Arm.
„Es wäre besser für Euch, wenn Ihr es bei einem Krug belasst. Bedenkt, dass Ihr Lady Sylvanna Morgen mit klaren Sinnen gegenübertreten müsst.“
„Lasst ihn ruhig trinken. Er ist noch jung, gönnt ihn eine Nacht der Glückseligkeit.“
„Mit Euch hab ich auch noch ein Wörtchen zu reden“, funkelte Azur ihn an, dass es Numenez gleich die Sprache verschlug.
Legatio hickste. Er sah ganz blass und verzweifelt aus. „Aber wenn man trinkt, fällt es leichter zu vergessen, also lasst mich.“
„Habt Ihr Kummer?“, fragt Azur mitfühlend.
„Was spielt das für eine Rolle? Ich werde sie niemals heiraten können. Egal wie sehr ich mich auch anstrenge, sie wird doch die Frau irgendeines schmierigen Adligen, oder die dieses ekelhaften Lord Ramsey. Ich will zumindest trinken wie ein König, wenn ich schon nicht selbst von hoher Geburt bin. Wo bleibt mein Humpen?“
Er schwankte und fiel. Azur konnte ihn gerade noch auffangen. Legatio war sichtlich nicht mehr in der Lage sich alleine auf den Beinen zu halten.
„Numenez, kommt und helft mir ihn hoch zu bringen. Anschließend können wir dann über den Maskenball und Lady Sylvanna reden.“
Numenez packte Legatio unter die Arme. Gemeinsam trugen sie ihn die Treppe hinauf. Die Welt drehte sich um Legatio, verlor er doch den Boden unten den Füßen. Legatio fragte sich, was sie genau über Lady Sylvanna sagen würden. Es interessierte ihn, doch schlossen sich seine Augen gegen seinen Willen, bis ihn nur noch Dunkelheit ihn umgab.
*****
Die Strahlen der Sonne stachen in Legatios Gesicht, ließen ihn keine Ruhe. Er setzte sich daher auf die Bettkante und versuchte sich zu erinnern, was die Nacht geschehen war. Das einzige das ihm in den Sinn kam der Humpen mit dem Gewürzwein, den er nicht hätte trinken sollen. Noch immer fühlte sich sein Körper schwer an und ebenso schwach. Wieso taten Menschen sich so etwas freiwillig an? Schon kam ihm die Scham, dass er seine Probleme ausposaunt hatte. Das der Alkohol ihm keine Besserung brachte, machte es nur noch schlimmer. Noch immer hatte er Kummer. Er fuhr er sich durch die Haare und starrte unglücklich auf die Holzdielen. So viel stand fest: Er begehrte Sylvanna heute genauso sehr wie gestern, doch zuzusehen, wie sie einem anderen vermählt wurde, diese Bürde war zu schwer. Er ballte seine Faust vor Wut, aber seine Liebste zu verlassen, war ihm unmöglich. Um ihretwillen musste er lernen, sein Begierde zu zügeln, damit er seinen Pflichten weiterhin nachkommen kann. Langsam erhob er sich.
„Ich schwöre bei meiner Liebe zu Lady Sylvanna, dass ich mich fortan voll und ganz auf meine ritterlichen Tugenden besinnen werde. Meine Liebe soll dem Schwert gehören und mein Herz Sylvanna Für sie werde ich kämpfen, für sie werde ich sterben.“
Stille füllte den Raum. Niemand der ihn beipflichtete oder davon abhielt. Er war ganz allein, so wie es sein sollte. Er war ein Schatten, der sich stets im Hintergrund aufhielt, nie dazu bestimmt ins Licht zu treten.
Legatio sah sich im Zimmer um. Die anderen Betten, waren leer. Er berührte die Laken. Sie fühlten sich kalt an. Den Mann, den er schützen sollte, war verschwunden.
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