Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
ausgeschlagen. Aufseufzend ließ Azur sich in die Sitze sinken. Sie waren weich gepolstert und mit Samt bezogen. Sylvanna saß ganz dicht an Numenez geschmiegt und, umklammerte seine Hand, so als ob sie Angst hatte, dass ihr Bruder ihr wieder abhanden kommen könnte.
„Sicherlich seid Ihr verwirrt“, meinte Numenez zu Azur. „Überall seht Ihr das Drachenwappen des Königs.“
„Ja, das stimmt. Wieso habt Ihr mir nicht gesagt, dass Ihr zu einer derart erlauchten Familie gehört.“
Numenez grinste. „Ich dachte, dass allseits bekannt wäre, dass Steer der Name ist, den die Könige dieses Landes ihren Bastarden geben.“
„Aber dem ist doch so.“ Sylvanna kicherte los. „Dein Gefährte beliebt wohl zu scherzen.“
Numenez Augen glitzerten vor Vergnügen. „Verzeih die Unwissenheit meines Begleiters. Er kommt aus einem fernen Land und kennt unsere Traditionen und Gebräuche nicht. Ich versichere dir aber, dass er, von diesem Makel abgesehen, ganz außerordentliche Fähigkeiten besitzt.“
„Oh wirklich? Ihr macht mich neugierig Bruder. Kann er sie mir vorführen?“
„Er ist kein Gaukler, wie du vielleicht denkst, obgleich er geschickt mit den Fingern ist. Lasst es mich so sagen. Er ist eher ein guter Berater.“
„Ein Berater?“, fragte Sylvanna leicht enttäuscht.
Scheinbar hätte sie es lieber gehabt, wenn ich ihr einen Zaubertrick vorführe.
„Hab nur Geduld! Schon bald, wird er nicht nur dich verblüffen.“ Numenez beugte sich ein Stück vor und wandte sich an Azur. „Und nun lasst mich Euch erklären, wieso Lady Sylvanna mich Bruder nennt, wenngleich ich es nicht von Geburt bin. Bereits als Kind, hat mein Vater mich verstoßen. Vielleicht meinten die Götter es ja gut mit mir? Denn der Bruder des Königs nahm mich als Mündel in seinem Hause auf, da ihn das Verhalten des Königs beschämte. Sein Großmut ließ mich oft vergessen, dass ich nur ein Kind ohne Rechte war. Sylvanna und ich wuchsen gemeinsam auf seiner Burg auf. Für mich war es eine schöne und unbeschwerte Zeit.“
„Ja, das war sie“, bestätigte Lady Sylvanna
„Und so nennt sie mich bis zum heutigen Tag Bruder, obwohl ich nur Ihr Bastard-Cousin bin. Glaubt mir, Azur, für die Liebe, mit der mein Onkel mich aufgenommen hat und seine Güte, bin ich ihm für den Rest meines Lebens dankbar. Diese Schuld werde ich ihm und seiner Familie womöglich nie zurückzahlen können.“
„Ist dies der Grund, weshalb Ihr nach Braguhm zurückkehren wolltet?“, fragte Azur.
Numenez nickte. „Es hat sich nichts geändert.“
Er wollte also immer noch das Spiel des Königs gewinnen. Erhoffte er sich so die Aufmerksamkeit seines Vaters zu gewinnen, der ihn verstieß? Was der Grund auch ist, es bleibt ein Spiel mit dem Feuer.
„Doch kaum bin ich zurück, liebste Schwester, wächst meine Verpflichtung deiner Familie noch ein Stück mehr. Mir graut vor dem, was diese Banditen mit uns angestellt hätten, wenn dein tapferer Ritter uns nicht vor ihnen gerettet hätte.“
Sie errötete. „Ihr findet auch, dass Sir Legatio talentiert und kühn ist? Vater wählte ihn unter hunderten von Männern, als meinen Beschützer aus.“
Ihr Strahlen verblasste zu schnell für Azurs Geschmack.
Sylvanna klammerte sich an ihr Kleid, als suchte sie Halt. „Bruder, du sagtest, dass du in der Schuld meines Hauses stehst“, sagte sie. Ihre Stimme wurde ganz leise, kaum lauter als ein flüstern. Ihre Verzweiflung war dennoch deutlich zu hören, was auch Numenez bemerkte.
Er straffte sich. „Es ist mir eine Ehre, dir und deiner Familie zu Diensten zu sein.“ Die Kutsche wackelte vom matschigen Weg. „Aber wie kann ich dir helfen?“ Numenez zog sie an sich.
Sylvanna sah mit jedem vergehenden Augenblick bekümmerter aus. Sie war blass und ihre großen Augen glänzten feucht.
„Ich möchte, dass du mich zur Frau nimmst.“
„Wie bitte?“ Numenez setzte sich kerzengerade auf.
Dies überraschte auch Azur. Wieso wählt sie ihren Bruder? Ich hätte schwören können, dass sie diesem jungen Ritter zugetan ist .
Die Fahrt wurde ruhiger, doch Numenez hatte es immer noch nicht wieder geschafft, sein charmantes Lächeln aufzusetzen. „Liebe Schwester, was soll ich sagen.“ Behutsam nahm er wieder ihre Hand in die seine. „Ich fühle mich überaus geschmeichelt“, erklärte Numenez ihr. „Doch dein Herz gehört nicht mir und das meine nicht dir. Wieso heiratest du nicht den jungen Ritter, denn du liebst, wenn du dich nach einem Gemahl
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