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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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sie war. Da war er aber knapp da­von­ge­kom­men.
    Doch un­ver­mit­telt wie­der­hol­te er ih­re Wor­te: „Gott seg­ne Sie.“ Er glaub­te we­der an Gott noch an Schwes­ter Beth, doch die Kraft die­ses un­er­war­te­ten Se­gens er­schüt­ter­te ihn.
    Oh­ne wei­te­re Er­eig­nis­se be­en­de­te Paul sei­ne Rei­se und lie­fer­te den Wa­gen wie­der ab. In dem üp­pi­gen Bü­ro war­te­te er auf sei­ne Be­zah­lung – in Form ei­nes er­höh­ten Kre­dits, der ihm in­of­fi­zi­el­le, aber wert­vol­le Vor­tei­le bei ei­ner Rei­he von un­ge­setz­li­chen Ge­schäf­ten ver­schaff­te, und na­tür­lich in Form ei­nes neu­en Vor­rats an Mnem, ver­bor­gen in der Höh­lung sei­nes Ta­schen­kamms. In dem La­ger­haus dau­er­te es ei­ne Wei­le, bis das Au­to aus­ge­la­den und die Rein­heit und Echt­heit des Stof­fes über­prüft war, und glei­ches galt für die Si­cher­heits­maß­nah­men, die ge­währ­leis­ten soll­ten, daß kei­ne Po­li­zei dem Fahr­zeug auf den Spu­ren war. So­bald sie in ge­schäft­li­cher Ma­nier al­les ge­checkt hat­ten, wür­den sie sich mit ihm be­fas­sen. Das war ei­ne höchst pro­fes­sio­nel­le Or­ga­ni­sa­ti­on.
    Die ge­sam­te Schwarz­markt-Mnem-In­dus­trie war höchst pro­fes­sio­nell or­ga­ni­siert – stär­ker als vie­le recht­mä­ßi­ge Un­ter­neh­men. Paul war all­mäh­lich dort hin­ein­ge­ra­ten; sei­ne Le­bens­phi­lo­so­phie hat­te sich eben­so all­mäh­lich den Be­dürf­nis­sen sei­nes hö­he­ren Le­bens­stan­dards an­ge­paßt. Er hat­te die Uni­ver­si­tät mit ei­nem Ab­schluß der Phi­lo­so­phi­schen Fa­kul­tät ver­las­sen, aber kei­ne ge­eig­ne­te An­stel­lung ge­fun­den. Da er ge­schick­te Hän­de be­saß, hat­te er sich zu Kar­ten­tricks ver­dingt, und das hat­te zu Kon­tak­ten zum le­gi­ti­men Glückss­piel ge­führt. Ei­nes der be­kann­ten Spie­le – ei­gent­lich kein Glückss­piel, son­dern mehr ei­ne Übung für die­je­ni­gen, die sich noch nicht an die här­te­ren Sa­chen trau­ten – war das mit­tel­al­ter­li­che Ta­r­ochi, mit dem fünf­und­sieb­zig Kar­ten um­fas­sen­den Ta­rot­spiel an­stel­le des drei­und­fünf­zig Kar­ten um­fas­sen­den Stan­dard­spiels. Man hat­te den Jo­ker des Stan­dard­spiels zu zwei­und­zwan­zig Trümp­fen aus­ge­baut. Er hat­te das Spiel an­de­ren Spie­len an­ge­paßt, teils mit Glück, teils mit Ge­schick zu spie­len. Ein wirk­lich gu­tes Ge­dächt­nis ver­min­der­te den ers­ten Fak­tor und ver­stärk­te den letz­te­ren, was ihn zum Mnem ge­bracht hat­te. Ein Ka­si­no, das durch sei­ne Sie­ges­se­rie ir­ri­tiert war, hat­te ver­sucht, ihn raus­zu­wer­fen. Das war ein Feh­ler ge­we­sen, denn Paul war in un­be­waff­ne­tem Kampf fast noch pro­fes­sio­nel­ler, als beim Kar­ten­spiel. Der Ge­schäfts­füh­rer des Ka­si­nos, der kein Feig­ling war, hat­te rasch die Tak­tik ge­wech­selt und Paul einen Job an­ge­bo­ten. Nun war Paul fein her­aus, so­lan­ge er nicht durch­dreh­te …
    Gott seg­ne Sie …
    Auf dem Vi­deo­ge­rät er­schie­nen die Nach­rich­ten. Plötz­lich er­reg­te ei­ne In­for­ma­ti­on sei­ne Auf­merk­sam­keit. „Letz­te Nacht be­ging ei­ne jun­ge Frau Selbst­mord, in­dem sie sich aus ei­nem Po­li­zei­hub­schrau­ber stürz­te“, sag­te der Spre­cher. „Man hat sie als Schwes­ter Beth iden­ti­fi­ziert, seit ei­nem Jahr Mit­glied der Sta­ti­on ei­ner re­li­gi­ösen Sek­te, dem Hei­li­gen Or­den der Vi­si­on. Of­fen­sicht­lich war sie de­pri­miert über den Plan, sie mit Hil­fe von Dro­gen we­gen ei­nes Ju­we­len­dieb­stahls zu de­pro­gram­mie­ren …“
    „Sie hat aber die Ju­we­len nicht ge­stoh­len!“ rief Bru­der Paul, merk­te dann aber, was er tat, und fühl­te sich al­bern. Auf dem Bild­schirm fla­cker­te ein Fo­to auf. Es war das Mäd­chen, das er mit­ge­nom­men hat­te, fast ge­nau­so, wie er sie zu­letzt ge­se­hen hat­te, und ihr durch­sich­ti­ges Nacht­hemd flat­ter­te im Wind. Auch Ro­bo­ka­me­ras hat­ten ein schar­fes Au­ge für De­tails, be­son­ders wenn es um et­was rich­tig Mor­bi­des ging wie den Tod.
    „Sie wirk­te so ru­hig“, mein­te ein uni­for­mier­ter Po­li­zei­be­am­ter

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