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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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wie auch an das kri­mi­nel­le Ver­tei­lungs­sys­tem, ge­bun­den sein und die­sem Ge­fäng­nis konn­te er nur mit Ver­lust sei­nes Ge­dächt­nis­ses ent­ge­hen. War es wirk­lich das, was er vom Le­ben ge­wollt hat­te? Es spiel­te kei­ne Rol­le; so war es nun ein­mal. Sie war, wenn die Ge­schich­te stimm­te, recht­zei­tig ge­flo­hen; für ihn war es zu spät. Al­les, was er tun konn­te, war nun zu schüt­zen, was er be­saß – vor ihr.
    Doch er zö­ger­te, et­was zu tun, an­ge­nagt von Zwei­feln. Sie war ein so ver­dammt at­trak­ti­ves Mäd­chen, schi­en so nett zu sein und stell­te ge­nau das Le­ben dar, das er ge­wählt hät­te, wenn er frü­her klug ge­wor­den wä­re. Wie ei­ne fei­ne Renn­ma­schi­ne mit rich­ti­gem De­sign, ei­nem pas­sen­den Mo­tor, der Leis­tun­gen bis zu Mach 1 er­brin­gen konn­te, wenn er auf­ge­heizt war, aber nor­ma­ler­wei­se be­quem und zahm. Wie konn­te er sie raus­wer­fen, wenn er sich nicht si­cher war? (Und sie dach­te viel­leicht: Wie kann ich ihn als Mnem-Süch­ti­gen fest­neh­men, wenn ich nicht si­cher bin?)
    „Dein Kult … ich mei­ne, dein re­li­gi­öser Or­den … was tun sie? Ist das wie ei­ne Kom­mu­ne oder so?“ (Wur­den die Frau­en un­ter den Män­nern auf­ge­teilt, und nie­mand ver­wei­ger­te sich dem an­de­ren? Aber ge­wiß träum­te er.)
    „Der Hei­li­ge Or­den der Vi­si­on ist ei­gent­lich kei­ne Re­li­gi­on“, ant­wor­te­te sie, und nun be­fand sie sich of­fen­sicht­lich bei ei­nem ver­trau­ten The­ma. Aber na­tür­lich wür­de ih­re Ge­schich­te auch stim­men. „Je­der kann bei­tre­ten, von je­der Re­li­gi­on, und der Or­den hat nichts da­ge­gen. Wir ver­su­chen, das Wohl­er­ge­hen von Mensch und Na­tur zu för­dern, wo im­mer wir nur kön­nen. Vie­le kom­men mit ver­wirr­tem Geist zu uns, und bei ei­ni­gen hilft auch das Ta­rot.“
    „Ta­rot?“ frag­te er. „Die Kar­ten ken­ne ich.“
    „Oh?“ Ihr In­ter­es­se schi­en echt. „Zu wel­chem Zweck?“
    „Ge­schäf­te na­tür­lich. Ich spie­le Kar­ten für ei­ne li­zen­sier­te Spiel­hal­len­ket­te. Die­se zwei­und­zwan­zig Trümp­fe ver­lei­hen dem Spiel viel Glanz, Men­schen wie Bil­der, und na­tür­lich gibt es Son­der­prei­se.“
    „Glückss­piel“, mur­mel­te sie trau­rig. „Das ist al­les, was Ta­rot für Sie be­deu­tet?“
    „Oh nein. Nach­dem ich ein Weil­chen mit den Kar­ten ge­ar­bei­tet hat­te, fand ich, daß sie auch zum all­ge­mei­nen Ver­gnü­gen tau­gen. Es gibt vie­le Spie­le. Manch­mal, wenn ich wie jetzt von ei­nem Stand­ort zum an­de­ren rei­se, stel­le ich den Wa­gen auf Au­to­ma­tik und spie­le mit mir al­lein.“ Das war wich­tig für sei­ne Tar­nung, galt aber nicht viel, wenn sie sei­ne Ar­beits­stel­len über­prüf­ten.
    „Wir be­nut­zen sie zur Me­di­ta­ti­on“, sag­te sie. „Die Kon­tem­pla­ti­on ei­ner ein­zi­gen Ar­ka­ne oder ei­ner Grup­pe von Ar­ka­nen kann be­son­de­re Er­kennt­nis brin­gen, die der Mü­he wert ist. Ich ha­be mei­nen Le­bens­sinn nie­mals rich­tig be­grif­fen, bis ich un­ter An­lei­tung des Ta­rots me­di­tiert ha­be. Wir stu­die­ren auch das Spiel als Gan­zes und ana­ly­sie­ren die Un­ter­schie­de zwi­schen den ein­zel­nen Kar­ten und den Kon­zep­ten der ver­schie­de­nen Ex­per­ten. Es wer­den gan­ze, in sich ge­schlos­se­ne phi­lo­so­phi­sche Sys­te­me er­kenn­bar, die zur Er­kennt­nis der Na­tur des mensch­li­chen Den­kens füh­ren.“
    Paul lä­chel­te. „In­ter­essant, wie man mit ei­nem ein­zi­gen Kar­ten­spiel vier ver­schie­de­ne Din­ge an­stel­len kann“, mein­te er. „Me­di­ta­ti­on und Stu­di­um für Sie, Ge­schäft und Un­ter­hal­tung für mich. Für je­de Per­son das rich­ti­ge.“
    „Stimmt“, mein­te sie mit ei­nem klei­nen, an­zie­hen­den Lä­cheln der Re­si­gna­ti­on. „Ich wünsch­te, ich hät­te mein Ta­rot da­bei. Aber die De­pro­gram­mie­rer ha­ben es mir fort­ge­nom­men und es als ein Hilfs­mit­tel be­zeich­net.“
    Paul hat­te sei­ne Kar­ten da­bei, ent­schied sich aber, das nicht zu er­wäh­nen. Ihm fiel noch ei­ne Nut­zung des Ta­rot ein: Cha­rak­ter­le­sung oder Wahr­sa­ge­rei, und das konn­te ent­ner­vend ge­nau sein.

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