Der Gott von Tarot
vergaß.
Schuld! Das war das Ding, das ihn verfolgte. Wie konnte er dem je entkommen?
„Du kannst mir nicht helfen“, sagte er. „Mein Leben ist Scheiße. Mein innerstes Selbst … meine Seele … ist ein dampfender Kackhaufen. Wertlos. Beschmutze nicht deine Hände an mir.“
Bruder John zuckte weder zusammen, noch runzelte er die Stirn. „Fäkalien sind gut für den Komposthaufen“, sagte er. „Ein lebenswichtiger Zustand im Erneuerungszyklus. Erde, das Fundament – ohne das würde fast alles Leben auf diesem und anderen Planeten ersticken und ausgelöscht werden. Es muß Tod und Wiedergeburt geben, und dazwischen liegt die Erde. Deine Seele dient also einem Zweck Gottes, und dafür braucht man sich nicht zu schämen.“
Nicht schämen! Wenn er das nur glauben könne! Aber diese andere Sache, der Tod von … „Ich kann nicht.“
Bruder John hielt ihm ein Kartenspiel entgegen. „Würde das Tarnt helfen?“
Nachdenklich nahm Paul irgendeine Karte heraus. Er drehte sie um. Es war die Stab-Acht: Acht sprossende Zweige flogen durch die Luft und kamen auf dem Boden zur Ruhe. Ihre Kraft war verbraucht. „Meine Kraft ist verbraucht“, sagte Paul.
„Weil du dich deinem Ziel zu rasch näherst, deinem wahren Wunsch?“ fragte Bruder John.
Sein Ziel. Plötzlich war es, als umstrahle ihn ein großes Licht, das ihn blendete. Paul wußte, was er zu tun hatte.
„Starren Sie nicht in die Morgensonne, Sir“, warnte ihn Bruder John. „Das ist für Ihre Augen nicht gut.“
Aber das war egal. Was war schon die Sehkraft, verglichen mit der phänomenalen Offenbarung, die er gerade erfuhr? Er hatte das Leben eines Mitgliedes des Heiligen Ordens der Vision verfolgt und genommen; er mußte dem Orden ein Leben zurückgeben. Sein eigenes Leben. Es hatte Tod gegeben, es würde eine Erneuerung geben. Dazwischen lag Erde. Seine Seele.
Er hatte … nach Hause gefunden. „Gott segne dich, Bruder“, flüsterte Paul.
Anhang Animationstarot
oder das Tarot der Erscheinungen
Das Kartenspiel Animationstarot, das Bruder Paul vom Heiligen Orden der Vision neu erschaffen hat, besteht aus dreißig Triumphen, die grob gesehen den zweiundzwanzig Trümpfen des zeitgenössischen konventionellen Tarots ähneln, zusammen mit fünf unterschiedlich interpretierten Farben, die grob gesehen den vier konventionellen Farben plus Aura ähneln. Jede Farbe zählt von eins bis zehn, dazu kommen noch die vier ‚Bild’-Karten. Die dreißig Triumphe werden durch die Inhaltsaufstellung dieses Romans gegeben; die Schlüssel zu ihren komplexen Bedeutungen und Ableitungen findet man in den entsprechenden Kapiteln. Die Triumphe werden der Bequemlichkeit halber weiter unten noch einmal aufgelistet, zusammen mit ihrer Bedeutung oder ihren Bedeutungsgruppen (für richtige und umgedrehte Lage der Karten); die Symbole werden durch Kursivdruck hervorgehoben. Da die Farben mehr als nur eine Sammlung von Konzeptionen darstellen, folgen dieser Liste fünf Essays über ihren grundsätzlichen Charakter.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt existiert kein derartiges Animationstarot auf dem Markt. Bruder Paul benutzte als Spiel einen Stapel 7x12 cm große Karteikarten, um die hundert Konzeptionen darzustellen, schrieb die Bedeutung jeweils einfach auf die Karte und entwarf die Symbole selber, zusammen mit anderen wichtigen Bemerkungen. Sie waren nicht so hübsch oder bequem wie fertige Karten, reichten aber für Wahrsagung, Studium, Unterhaltung, Geschäft und Meditation. Eine ausführliche Diskussion jeder Karte und der besonderen Zusammenhänge im Hinblick auf das Animationsspiel würde den Rahmen dieses Buches sprengen, aber
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