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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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lernt.“
    „Oh­ne Zwei­fel“, stimm­te Bru­der Paul ihr zu. „Doch die große Mehr­heit der Emi­gran­ten war froh, es ris­kie­ren zu kön­nen … und die meis­ten schei­nen schwim­men zu kön­nen.“
    „Ja.“ Sie zuck­te die Ach­seln. „Nicht der Weg, den ich ge­wählt hät­te … aber die­se Ent­schei­dung ha­be ich auch nicht tref­fen müs­sen. Je­den­falls ha­ben sich die Ko­lo­nis­ten nie­der­ge­las­sen … und dann be­gann der Spaß.“
    „Wei­te­re Ta­rot-Auf­er­ste­hun­gen?“
    „Nein, nicht nur das. Die­se Ani­ma­tio­nen stamm­ten aus dem Him­mel wie aus der Höl­le. Ich mei­ne das Ge­schich­ten­buch Per­len­lü­re, wo En­gel vor­bei­flie­gen und Har­fe­nis­ten auf Wol­ken hocken. Oder an­de­re Ex­tre­me … tie­fe Höh­len, in de­nen ro­te, mehr­schwän­zi­ge Teu­fel mit Ga­beln sa­ßen.“
    „Of­fen­sicht­lich bild­ge­treue Sze­nen re­li­gi­öser Vor­stel­lun­gen“, sag­te Bru­der Paul. „Vie­le Gläu­bi­ge be­sit­zen ein sehr ma­te­ri­el­les Bild vom Im­ma­te­ri­el­len.“
    „Das stimmt. Auf die­ser Ko­lo­nis­ten­welt scheint es ei­ne un­ge­wöhn­li­che Häu­fung von schis­ma­ti­schen Re­li­gio­nen zu ge­ben. Aber es wa­ren recht sub­stan­ti­el­le Vor­stel­lun­gen.“ Sie zog ei­ne Schreib­tisch­schub­la­de auf und zog ei­ni­ge Fo­to­gra­fi­en her­vor. „Skep­ti­ker ha­ben für ein paar Auf­nah­men ge­sorgt … und die ha­ben wir hier.“ Sie brei­te­te sie aus.
    Er­staunt be­trach­te­te er die Bil­der. „Das war kei­ne … äh … Trick­pho­to­gra­phie? Sie se­hen sehr au­then­tisch aus!“
    „Kei­ne Trick­auf­nah­men. Noch et­was: Die Ko­lo­nis­ten ha­ben ein pla­ne­ta­ri­sches Or­che­s­ter auf die Bei­ne ge­stellt – bei ei­ner zu­fäl­lig zu­sam­men­ge­wür­fel­ten Mil­li­on von Men­schen gibt es vie­le Ta­len­te – und sie ha­ben ei­ne Men­ge halb­klas­si­scher Stücke ein­ge­übt. Ei­nes Ta­ges ha­ben sie ein Ton­ge­dicht von Saint-Saens, Dan­se Ma­ca­b­re, ge­spielt und …“
    „Oh nein, nicht die tan­zen­den Ske­let­te?“
    „Doch. Das ge­sam­te Or­che­s­ter ge­riet in Pa­nik, und bei dem Auf­ruhr wur­den zwei Mu­si­ker zu To­de ge­tram­pelt. Ich glau­be, man hat da­nach das Or­che­s­ter auf­ge­löst, und es ist nie­mals wie­der zu­sam­men­ge­tre­ten. Aber als küh­le­re Köp­fe ei­ne Un­ter­su­chung an­stell­ten, ha­ben sie kei­ne Spu­ren von wan­deln­den Ske­let­ten ge­fun­den.“
    „Ich be­gin­ne zu ver­ste­hen“, sag­te Bru­der Paul und ver­spür­te ein un­hei­li­ges Ge­fühl der Her­aus­for­de­rung. „Der Pla­net Ta­rot wird von Geis­tern heim­ge­sucht.“
    „So kann man es auch nen­nen“, stimm­te sie zu. „Wir be­trach­ten es als erns­te­res Pro­blem.“ Sie war­te­te, bis sei­ne Mie­ne einen an­ge­mes­sen se­ri­ösen Aus­druck an­nahm. „Die meis­ten Geis­ter las­sen sich nicht auf Zel­lu­loid ban­nen.“ Sie zog ei­ne Spu­le aus der Schub­la­de.
    Bru­der Paul ver­such­te ei­ne Dop­pel­fra­ge: „Ein Film mit Ske­let­ten?“
    „Rich­tig. Ein Ko­lo­nist hat of­fen­sicht­lich das Kon­zert fil­men wol­len. Er dach­te, die Ske­let­te ge­hör­ten zu der Schau da­zu – bis der Auf­ruhr aus­brach.“
    „Das wür­de ich ger­ne se­hen!“
    „Das wirst du auch.“ Die Pries­te­rin stell­te einen klei­nen Pro­jek­tor auf, knips­te die Lam­pe an und be­dien­te den He­bel. Auf der Wand ge­gen­über dem Schreib­tisch be­gan­nen Bil­der zu tan­zen.
    Es war in der Tat ein To­destanz. Zu­nächst sah man nur die Mu­si­ker, die auf ih­ren gro­ben, selbst­ge­fer­tig­ten Gei­gen spiel­ten. Dann spran­gen die Ske­let­te auf die Büh­ne und be­weg­ten sich im Takt zur Mu­sik. Man hör­te na­tür­lich nichts, das konn­te ein Pro­jek­tor mit Lam­pe und Hand­kur­bel nicht leis­ten. Aber Bru­der Paul sah, wie die Mu­si­ker nach Luft schnapp­ten, sah die Be­we­gun­gen der Hän­de auf den In­stru­men­ten und die Hand­be­we­gun­gen des Di­ri­gen­ten; der Takt war ein­deu­tig.
    Ein Ske­lett glitt dicht vor der Ka­me­ra ent­lang. Der ma­ge­re wei­ße Brust­korb ver­deck­te einen Au­gen­blick lang das Or­che­s­ter. Bru­der Paul blick­te ge­nau hin und ver­such­te

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