Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
ehe er mit dem Kno­chen­bre­cher fer­tig ge­wor­den war. Pfar­rer Siltz muß­te sich schon auf dem Weg be­fun­den ha­ben, als die Kap­sel lan­de­te. Der Pla­net Ta­rot kann­te of­fen­sicht­lich we­der elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on noch mo­to­ri­sier­ten Trans­port; da­her wa­ren hier Lauf­ver­mö­gen und Be­ob­ach­tun­gen wich­tig, eben­so wie in den bes­se­ren Ge­bie­ten der Er­de heut­zu­ta­ge.
    Ei­ne mäch­ti­ge Pa­li­sa­de aus Holz­p­fäh­len um­gab das Dorf; je­der Pfahl war po­liert und sah gut aus. Bru­der Paul hat­te wäh­rend sei­ner Ar­beit im Or­den ei­ni­ges über Holz­be­ar­bei­tung ge­lernt, doch nie­mals zu­vor ähn­li­ches Holz ge­se­hen. „Das Herz vom Herz­stück der Fich­te“, mur­mel­te er.
    In­ner­halb des Rin­ges be­stan­den die Häu­ser aus dem glei­chen Ma­te­ri­al; aus ge­kerb­ten Bal­ken ge­baut, die man mit Lehm ver­schmiert hat­te. Die Dä­cher be­stan­den aus di­cker Gras­nar­be, auf der zu­wei­len so­gar Blu­men wuch­sen. Hier und dort ent­deck­te er im Schat­ten wei­te­re An­häu­fun­gen je­ner Bla­sen, die er zu­erst bei dem Kom­post­hau­fen ent­deckt hat­te. So wa­ren es al­so nicht aus­schließ­lich Pro­duk­te or­ga­ni­scher Zer­set­zung.
    „Was ist das?“ frag­te Bru­der Paul und bück­te sich, um ei­ne zu be­rüh­ren. Sie zer­platz­te nicht. So nahm er sie al­so vor­sich­tig in die Hand – und dann erst zer­platz­te sie. Of­fen­sicht­lich wa­ren ei­ni­ge der Bla­sen stär­ker als an­de­re.
    „Ta­rot­bla­sen“, ant­wor­te­te Pfar­rer Siltz. „Sie wach­sen über­all, be­son­ders in der Nacht. Sie ha­ben kei­ner­lei Wert, et­wa wie Mehl­tau oder Un­kraut. An be­wölk­ten Ta­gen bau­en ge­schick­te Kin­der dar­aus gan­ze Schlös­ser. Wir hal­ten sie aus den Häu­sern her­aus, da­mit sie un­se­re Nah­rung nicht ver­der­ben.“
    Wie rasch ei­ne hüb­sche Neu­heit zum Är­ger­nis wer­den konn­te! Aber Bru­der Paul konn­te den Wunsch der Ko­lo­nis­ten ver­ste­hen, un­er­wünsch­te Ge­wäch­se von ih­ren Nah­rungs­mit­teln fern­zu­hal­ten; die Res­te moch­ten harm­los sein, aber warum soll­te man ein Ri­si­ko ein­ge­hen. Die meis­ten Bak­te­ri­en auf der Er­de wa­ren eben­falls harm­los, doch die­je­ni­gen, die es nicht wa­ren, hat­ten oft ver­nich­ten­de Wir­kung.
    Im Zen­trum des Dor­fes stand ein Holz­stoß. Um ihn her­um ar­bei­te­ten al­ler­lei Men­schen. Män­ner säg­ten Bret­ter zu­recht – oder viel­mehr, sie ho­bel­ten sie und hin­ter­lie­ßen Hü­gel mit sich zu Spi­ra­len rol­len­den Ab­fäl­len. Die Kin­der sam­mel­ten die­se Holz­lo­cken und leg­ten sie ne­ben den sit­zen­den Frau­en zu Mus­tern zu­recht. Die Frau­en schie­nen die Schnit­te zu glät­ten und ent­fern­ten die Fa­sern, so daß es Tuch äh­nel­te. Das war ein Holz!
    Pfar­rer Siltz blieb ste­hen, und die an­de­ren Mit­glie­der der Grup­pe folg­ten sei­nem Bei­spiel. In stil­ler Ehr­furcht beug­ten sie die Köp­fe. „Baum des Le­bens, Gott von Ta­rot, wir dan­ken dir“, sag­te Siltz förm­lich und ver­beug­te sich vor dem Holz­stoß.
    Baum des Le­bens? Gott von Ta­rot? Bru­der Paul kann­te den Baum des Le­bens als Dia­gramm von Be­deu­tun­gen im Zu­sam­men­hang mit der Kab­ba­la, dem al­ten he­bräi­schen Sys­tem der Zah­len-Al­chi­mie. Und den Gott von Ta­rot, den er ja such­te, hat­te er sich ge­wiß nicht als Holz­stoß vor­ge­stellt. Was hat­te dies zu be­deu­ten?
    Pfar­rer Siltz dreh­te sich zu ihm um, wäh­rend die an­de­ren Män­ner wei­ter­gin­gen. „Wir ha­ben hier vie­le Glau­bens­rich­tun­gen in der Ta­rot-Ko­lo­nie. Doch in ei­nem sind wir uns ei­nig: Der Baum ist die Quel­le un­se­res Wohl­er­ge­hens. Wir ha­ben das Ge­fühl, un­se­re je­wei­li­gen Göt­ter ha­ben nichts ge­gen den Re­spekt, den wir ihm zol­len.“
    „Hat er Ähn­lich­keit mit dem Großen Wel­ten­baum der nor­di­schen Sa­ge, dem Yggdra­sil?“ frag­te Bru­der Paul. „Sei­ne Wur­zeln er­stre­cken sich in drei Be­rei­che …“
    „Es gibt hier nor­di­sche Sek­ten, die viel­leicht die­se Ana­lo­gie her­stel­len“, stimm­te Siltz zu. „Aber die Mehr­heit von uns be­trach­tet ihn als rein

Weitere Kostenlose Bücher