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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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se­hen.“ Noch ei­ne son­der­ba­re Be­to­nung; ent­we­der hat­te der Pfar­rer ei­ne gan­ze Rei­he son­der­ba­rer Ei­gen­schaf­ten, oder Bru­der Paul maß den un­be­deu­ten­den Nu­an­cen in sei­ner Mie­ne zu­viel Be­deu­tung bei.
    „Ihr Haus ist nach ir­di­schen Maß­stä­ben klein“, sag­te Bru­der Paul vor­sich­tig. „Ich fürch­te, mei­ne Ge­gen­wart wird sie in Be­dräng­nis brin­gen.“
    Der Pfar­rer klapp­te ei­ne Bank von der Wand ab. „Wir kom­men schon zu­recht. Ich be­dau­re, kei­ne bes­se­ren Mög­lich­kei­ten zu ha­ben. Aber wir sind ei­ne Front­ko­lo­nie.“
    „Ich woll­te nicht Ih­re Mög­lich­kei­ten hier kri­ti­sie­ren“, sag­te Bru­der Paul rasch. „Ich bin nicht we­gen der Be­quem­lich­keit her­ge­kom­men, und dies hier wür­de ich kaum als Man­gel be­zeich­nen. Sie ha­ben ein be­wun­derns­wert mas­siv ge­bau­tes Haus.“
    Die Frau stieg auf die Lei­ter und ver­schwand auf dem Bo­den. „Für sie ist jetzt Schla­fens­zeit“, er­klär­te Siltz. „Sie muß bei Nacht hel­fen, den Wald zu be­wa­chen; da­her muß sie sich nun dar­auf vor­be­rei­ten. Das ist der Grund, warum wir Platz ge­nug für Sie ha­ben.“
    „Den Wald be­wa­chen?“ frag­te Bru­der Paul ver­dutzt.
    Pfar­rer Siltz zog ei­ni­ge lan­ge, schma­le Strei­fen Holz her­vor und be­gann sie zu et­was wie ei­ner De­cke zu flech­ten. „Bru­der Paul, Holz ist bei uns von aller­größ­ter Be­deu­tung. Die­ses Haus ist dar­aus er­baut und da­mit iso­liert; wir stel­len Mö­bel dar­aus her, Waf­fen, hei­zen da­mit. Auf un­se­re Wei­se ver­eh­ren wir so Gott, weil un­ser Be­darf dar­an so dring­lich ist. Wir be­kom­men es aus ei­nem ent­fernt ge­le­ge­nen Wald und schla­gen es mit un­se­ren ei­ge­nen Hän­den un­ter Be­wa­chung ge­gen die Raub­tie­re des Ge­bir­ges. Wir wa­gen es we­gen der Ani­ma­tio­nen nicht, un­ser Dorf in der Nä­he des Wal­des zu er­rich­ten; zu die­ser Jah­res­zeit su­chen sie die­se Ge­gend heim, wäh­rend sie hier nur sel­ten auf­tau­chen. Die an­de­ren Dör­fer auf die­sem Pla­ne­ten be­fin­den sich in ähn­li­cher La­ge, da­mit sie fern von der Be­dro­hung sind. Wir trei­ben nur we­nig Han­del mit den an­de­ren Sied­lun­gen. Im Win­ter fällt der Schnee bis zu ei­ner Hö­he von acht Me­tern.“
    „Acht Me­ter!“ wie­der­hol­te Bru­der Paul un­gläu­big.
    „Und iso­liert uns von der mi­nus fünf­zig Grad kal­ten Erd­ober­flä­che. Die­je­ni­gen, die ih­ren Vor­rat an Brenn­holz vor dem Win­ter­ein­bruch ver­feu­ern, müs­sen ih­re Mö­bel und Stütz­bal­ken ver­bren­nen oder ster­ben, und wenn sie so­viel ver­bren­nen, daß der Schnee ihr Haus zum Ein­sturz bringt, müs­sen sie eben­falls ster­ben.“
    „Kann man nicht Tun­nel durch den Schnee gra­ben, um in das nächs­te Haus zu ge­lan­gen und mit den Nach­barn zu tei­len?“
    „Wenn die Nach­barn zu­fäl­lig den glei­chen Glau­ben ha­ben.“ Der Mann run­zel­te die Stirn. Bru­der Paul ver­mu­te­te ei­ne wei­te­re Kom­pli­ka­ti­on die­ser Ge­sell­schaft. Fa­mi­li­en mit ver­schie­de­ner Re­li­gi­on wür­den ih­re Vor­rä­te nicht tei­len, selbst wenn es dar­um ging, Le­ben zu ret­ten? „Je­ne, die mehr neh­men als das ih­nen zu­ge­wie­se­ne Holz, brin­gen das Le­ben an­de­rer in Ge­fahr. Auf die­sem Pla­ne­ten gibt es kei­ne To­dess­tra­fe – au­ßer für Holz­dieb­stahl. Der Baum des Le­bens darf nicht be­lei­digt wer­den!“ Das Ge­sicht des Pfar­rers war rot an­ge­lau­fen; er fing sich je­doch wie­der und mä­ßig­te sei­nen Ton. „Wir be­fin­den uns hier in ei­ner schwie­ri­gen Si­tua­ti­on; es ist ei­ne gu­te Welt, aber auch ei­ne rau­he. Wir sind nicht eins im Glau­ben und kön­nen ein­an­der kaum ver­trau­en, ge­schwei­ge denn, die lä­cher­li­chen re­li­gi­ösen Ge­bräu­che des je­weils an­de­ren be­grei­fen. Das ist der Grund, warum Ih­re Missi­on so wich­tig ist. Sie sol­len ent­schei­den, wel­cher Gott der wah­re Gott von Ta­rot ist.“
    Bru­der Paul be­gann, die­se Ver­bin­dung zwi­schen Gott und Holz zu ak­zep­tie­ren. Oh­ne Holz wür­den die­se Men­schen nicht über­le­ben, und das wuß­ten sie auch. Aber das reich­te nicht als Be­grün­dung für

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