Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
ih­ren of­fen­sicht­li­chen Fe­ti­schis­mus aus. Auf der Er­de brauch­ten die Men­schen zum Über­le­ben Was­ser, und fri­sches Was­ser war sel­ten, und den­noch wur­de es nicht ver­ehrt. „Das ist mei­ne Missi­on, so an­ma­ßend es auch klin­gen mag. Ich ver­mu­te, Sie schät­zen sie nicht sehr.“
    Be­un­ru­higt blick­te Siltz von sei­ner We­be­rei auf. „Ha­be ich das ge­sagt?“
    „Nein, das ist nur mein Ein­druck. Sie brau­chen sich nicht mit mir dar­über zu un­ter­hal­ten, wenn Sie nicht wol­len.“
    „Ich wür­de mich sehr gern dar­über un­ter­hal­ten“, ent­geg­ne­te Siltz. „Aber der Ver­trag ver­bie­tet es. Wenn Ih­nen mei­ne Hal­tung dies ver­mit­telt, dann bin ich kein an­stän­di­ger Gast­ge­ber und muß mich um ein an­de­res Quar­tier für Sie küm­mern.“
    Was si­cher­lich nicht son­der­lich di­plo­ma­tisch wä­re! „Wahr­schein­lich las­se ich mich von falschen Schlüs­sen lei­ten. Da­für muß ich mich ent­schul­di­gen“, sag­te Bru­der Paul.
    „Nein, Sie sind ein in­tel­li­gen­ter und sen­si­bler Mensch. Ich wer­de ver­su­chen, die­se Fra­ge an­zu­ge­hen, oh­ne den Ver­trag zu ver­let­zen.
    Ich ha­be in der Tat et­was ge­gen Ih­re Ge­gen­wart hier, aber das hat in kei­ner Wei­se et­was mit Ih­rer Per­son oder In­te­gri­tät zu tun. Ich glau­be le­dig­lich, es ist ei­ne Fra­ge, die nicht auf die­se Wei­se be­ant­wor­tet wer­den kann. Sie wer­den ge­wiß einen Gott ent­de­cken, der Ih­ren per­sön­li­chen Vor­stel­lun­gen ent­spricht, aber des­sen Über­ein­stim­mung mit dem wirk­li­chen Gott zu­fäl­lig sein kann. Ich hiel­te die An­ge­le­gen­heit lie­ber un­ge­klärt, um nicht einen Irr­tum als Er­geb­nis zu er­hal­ten. Aber ich zäh­le da zur Min­der­heit. Man hat Sie her­bei­ge­ru­fen, und das Los, in sei­ner Weis­heit, hat Sie in mein Haus ge­führt, wo ich Ih­nen die Missi­on auf ge­nau die Wei­se er­leich­tern wer­de, als ob ich sie un­ter­stütz­te. Das ver­langt mein Gott von mir.“
    „Ich glau­be, un­se­re Vor­stel­lun­gen von Gott kön­nen nicht all­zu weit aus­ein­an­der lie­gen“, mein­te Bru­der Paul. „Ich fin­de Ih­re Hal­tung völ­lig lo­bens­wert. Aber las­sen Sie mich einen Aspekt ver­deut­li­chen: Die Er­de hat mich her­ge­schickt, nicht die Ko­lo­nie Ta­rot. Wir auf der Er­de sind dar­an in­ter­es­siert, ob der Gott von Ta­rot echt oder der Phan­ta­sie von ir­gend je­man­dem ent­springt. Auch wir auf der Er­de pas­sen dar­auf auf, daß nicht ei­ne Per­son, die sich ei­ner Sa­che ver­schrie­ben hat, da­durch blind ge­gen­über der Wahr­heit wird, wie im­mer sie auch aus­sieht. Ich be­zweifle, ob ich die­ser Missi­on wert bin, doch ich ha­be fest vor, mei­ne per­sön­li­chen Mei­nun­gen so weit wie mög­lich her­aus­zu­hal­ten, um je­ne Wahr­heit zu si­chern, wenn sie mir auch nicht ge­fällt. Ich fin­de nicht, daß ihr Ko­lo­nis­ten ir­gend­ei­nen Teil mei­nes Be­richts ak­zep­tie­ren müßt oder eu­er Le­ben da­durch be­ein­flus­sen las­sen soll­tet. Ich bin in der Tat un­si­cher be­züg­lich Ih­rer Hin­wei­se auf die ver­schie­de­nen Göt­ter. Ge­wiß gibt es nur einen ein­zi­gen Gott.“
    Pfar­rer Siltz lä­chel­te trau­rig. „In­dem Sie mich so be­ru­hi­gen, brin­gen Sie mich an die Gren­ze mei­ner Kom­pro­miß­be­reit­schaft. Ich muß Sie mit den Ein­zel­hei­ten der re­li­gi­ösen Ge­bräu­che hier ver­traut ma­chen und Sie bit­ten, groß­zü­gig ge­gen­über dem Man­gel an Ob­jek­ti­vi­tät zu ver­fah­ren, wenn Sie einen sol­chen be­mer­ken. Wir sind ei­ne Ko­lo­nie der Schis­ma­ta, von Split­ter­sek­ten. Vie­le von uns wa­ren sich über den wah­ren Cha­rak­ter von Ta­rot im kla­ren, be­vor wir von der Er­de hier­her wan­der­ten, und ein je­der von uns sah dar­in die po­ten­ti­el­le Rea­li­sie­rung von Gott – un­se­rer je­wei­li­gen, be­son­de­ren Vor­stel­lung von Gott, wenn man so will. Das scheint je­den­falls auf die schwächs­ten Sek­ten den stärks­ten Reiz aus­ge­übt zu ha­ben, zu­min­dest auf die zah­len­mä­ßig kleins­ten. Da­her woh­nen hier nur we­ni­ge Ka­tho­li­ken, Mo­ham­me­da­ner, Bud­dhis­ten oder Kon­fu­zia­ner, hin­ge­gen vie­le

Weitere Kostenlose Bücher