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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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wel­che, de­ren Glau­ben lau­tet, Un­gläu­bi­ge zu ver­nich­ten“, sag­te Siltz. „Wir hal­ten un­ser Dorf hier für si­cher, aber für an­de­re Dör­fer kön­nen wir kei­ne Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Wir wer­den Sie na­tür­lich in den Gren­zen un­se­rer Mög­lich­kei­ten be­schüt­zen – aber es ist bes­ser, in die­ser An­ge­le­gen­heit ei­nig zu sein.“
    „Ja, das schät­ze ich sehr.“ Trau­rig schüt­tel­te Bru­der Paul den Kopf. Un­gläu­bi­ge ver­nich­ten? Das klang für ihn nach fa­na­ti­schem Mord. In was für ein Schlan­gen­nest hat­te man ihn ge­bracht? Da­vor hat­te ihn nie­mand ge­warnt; of­fen­sicht­lich wuß­ten die Zu­stän­di­gen auf der Er­de nur we­nig über die ge­sell­schaft­li­chen Phä­no­me­ne auf ih­ren Ko­lo­ni­en. Er konn­te es sich nicht leis­ten, sich auf die ma­ge­ren In­for­ma­tio­nen zu ver­las­sen. „Aber wenn die meis­ten Sek­ten hier an einen christ­li­chen Gott glau­ben – der auch der jü­di­sche und mo­ham­me­da­ni­sche ist, ob man ihn nun Jahwe oder Al­lah nennt – warum be­steht dann das Be­dürf­nis, ihn nä­her zu spe­zi­fi­zie­ren?“
    „Das ist ge­nau die Fra­ge, die ich auch schon zu be­ant­wor­ten ver­sucht ha­be“, ent­geg­ne­te Pfar­rer Siltz. „Wir sind ei­ne un­ge­wöhn­lich ei­fer­süch­ti­ge, zu­sam­men­ge­wür­fel­te Kul­tur, wir auf dem Pla­ne­ten Ta­rot. Ih­re In­ter­pre­ta­ti­on Got­tes un­ter­schei­det sich ge­wiß von mei­ner, und un­se­re bei­den un­ter­schei­den sich von der der atheis­ti­schen Kir­che. Wer will be­haup­ten, wel­che Sek­te am wahr­haf­tigs­ten Got­tes Wil­len wi­der­spie­gelt? Es muß un­ter uns ei­ne Grup­pe ge­ben, die Gott lie­ber hat als die an­de­ren, wenn Er auch die an­de­ren um die­ser einen wil­len to­le­riert – und die­se ei­ne müs­sen wir be­stim­men. Viel­leicht hat Gott uns das har­te Win­ter­kli­ma be­stimmt, um uns zu zwin­gen, uns ihm mehr zu­zu­wen­den, wie der Gott der Ju­den ih­nen den Man­gel be­scher­te, um sie vom Irr­weg ab­zu­brin­gen. Wir al­le hän­gen von der Groß­zü­gig­keit des Baum des Le­bens ab, und so müs­sen wir letzt­end­lich den Baum­gott ver­eh­ren, auch wenn wir die­sen Gott nicht mö­gen und viel­leicht auch nicht die Sek­te, die Gott aus­er­wählt hat. Ob wir Ihn nun den Gott nen­nen oder auch nur einen von vie­len, spielt kaum ei­ne Rol­le; wir müs­sen Ihn an­re­den, wie Er es dik­tiert. Und das wer­den wir auch tun. Aber zu­nächst müs­sen wir ob­jek­tiv fest­stel­len, wie wir uns am an­ge­mes­sens­ten die­sem Gott nä­hern.“
    Puh! Die Ko­lo­nis­ten nah­men die An­ge­le­gen­heit viel erns­ter als die Wis­sen­schaft­ler auf der Er­de. „Das kann ich aber nun wirk­lich nicht leis­ten“, sag­te Bru­der Paul vor­sich­tig. „Für mich ist Gott al­les; Er be­güns­tigt kei­ne ein­zel­ne Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft. In die­sem Sin­ne ist der Hei­li­ge Or­den der Vi­si­on auch kei­ne Sek­te; wir su­chen le­dig­lich nach der Wahr­heit, die Gott ist, und wir mei­nen, daß die Form un­wich­tig ist. Wäh­rend wir Je­sus Chris­tus als Sohn ver­eh­ren, ver­eh­ren wir eben­so Bud­dha, Za­ra­thustra und die an­de­ren großen re­li­gi­ösen Ge­stal­ten; ei­gent­lich sind wir doch al­le Kin­der Got­tes. Wir wol­len al­so le­dig­lich her­aus­fin­den, ob sich Gott über­haupt hier ma­ni­fes­tiert; wir wol­len ihn nicht kon­trol­lie­ren und nicht an­neh­men, daß ei­ner re­li­gi­ösen Sek­te et­was un­ter­scho­ben wird.“
    „Gut ge­sagt! Aber ich den­ke, daß Gott das letz­te Wort ha­ben wird. Er wird Sei­nen Wil­len auf Sei­ne Wei­se kund­tun, und Sie wer­den – ent­spre­chend der Mei­nung der Mehr­heit der Ko­lo­nie, die ich in Fra­ge stel­le – die­sen Wil­len re­flek­tie­ren. Gott ist Macht; nie­mand von uns kommt da­ge­gen an, noch wür­den wir das wol­len.“
    Bru­der Paul war sich nicht si­cher, ob er zwi­schen sich und dem Pfar­rer ei­ne fest Ver­stän­di­gungs­grund­la­ge ge­bil­det hat­te, doch er fand die Dis­kus­si­on an­re­gend. Doch es war auch an der Zeit, mehr in die prak­ti­schen De­tails zu ge­hen. „Ich wüß­te gern mehr über die räum­li­chen Ge­ge­ben­hei­ten

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