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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ha­ben.“
    Bru­der Paul nick­te. Sie stan­den al­so doch nicht so sehr über die­sen Phä­no­me­nen! Wenn sie es über­haupt je­mals ver­sucht hat­ten, einen Men­schen her­bei­zu­ru­fen, dann hat­ten sie noch nicht viel da­mit ex­pe­ri­men­tiert. Er wuß­te, wo er be­gin­nen muß­te. „Aber wenn ich die­se Phä­no­me­ne or­dent­lich un­ter­su­chen soll, muß man mir ge­stat­ten, al­les zu be­le­ben, was in mei­ner Macht steht – und ich wür­de es vor­zie­hen, hier da­mit zu be­gin­nen, un­ter Ih­ren er­fah­re­nen Au­gen.“
    Die an­de­ren tausch­ten miß­bil­li­gen­de Bli­cke aus. Sie moch­ten zu ver­schie­de­nen Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten ge­hö­ren, doch hier stell­ten sie ei­ne ge­wis­se Ein­heit dar. „Ih­re Lo­gik siegt“, sag­te Pfar­rer Siltz schwer­fäl­lig. „Wenn Sie es tun müs­sen, dann bes­ser hier. Wir wer­den da­bei­sein.“
    Bru­der Paul such­te in dem Kar­ten­spiel her­um. Hier war der Na­me des Nar­ren Le Mal, und er war als Hof­narr ge­klei­det. Gänz­lich ab­wei­chend von Wai­tes In­ter­pre­ta­ti­on, nach der der Narr ein ed­ler, un­schul­di­ger Jüng­ling war, der im Be­griff ist, einen Fel­sen her­ab­zu­tre­ten; sym­bo­lisch ge­se­hen das un­ge­heu­re Po­ten­ti­al des Men­schen für Stre­ben und Irr­tum. An­de­re Ver­sio­nen kann­ten einen hin­ter­häl­ti­gen klei­nen Hund, der den Ho­sen­bo­den des Nar­ren zer­fetz­te, so daß man des­sen nack­tes Hin­ter­teil sah: der Gip­fel der Lä­cher­lich­keit. Ei­ne Va­ri­an­te hat­te er ge­se­hen, in der der Narr sich zu ent­lee­ren schi­en. Wahr­schein­lich war es doch das bes­te, die­se Kar­te zu über­ge­hen; ein Ver­such könn­te in der Tat ei­ne Nar­re­tei be­deu­ten.
    Die Ar­ka­ne Eins war der Ma­gier oder Gauk­ler, der sei­ne bil­li­gen Tricks un­ter ei­nem ab­ge­deck­ten Tisch voll­führ­te. In der Or­dens­sta­ti­on war Bru­der Paul manch­mal gen­eckt wor­den – sehr sanft na­tür­lich, denn kein Bru­der wür­de einen an­de­ren be­wußt ver­let­zen – we­gen sei­ner ver­mu­te­ten Nei­gung zu den Kar­ten. Sie kann­ten sei­ne Ver­gan­gen­heit als Kar­ten­kö­nig und hat­ten sei­ne Ge­schick­lich­keit mit al­len me­cha­ni­schen Din­gen sehr wohl be­ob­ach­tet. Bru­der Paul nahm der­ar­ti­ge An­spie­lun­gen gut­mü­tig hin, dank­bar für die Ka­me­rad­schaft, die er nach sei­nem vor­he­ri­gen Le­ben im Or­den ge­fun­den hat­te. Er dach­te von sich selbst gern als von je­mand, der auf der Su­che nach den letzt­end­li­chen Be­grün­dun­gen für das Le­ben war, wie es durch die Ob­jek­te auf dem Tisch aus den Ta­rot­kar­ten sym­bo­li­siert war: Stab, Kelch, Schwert und Mün­ze, die Feu­er, Was­ser, Luft und Er­de, be­zie­hungs­wei­se den all­ge­gen­wär­ti­gen Sym­bo­lis­mus der For­men be­deu­te­ten. Auch in die­ser Ver­si­on hier schweb­te die kos­mi­sche Schlei­fen­li­nie oder lie­gen­de Acht, das Sym­bol der Un­end­lich­keit, wie ein Hei­li­gen­schein über dem Kopf des Ma­gier, und um sei­ne Tail­le schlang sich ei­ne sich in den ei­ge­nen Schwanz bei­ßen­de Schlan­ge: der Wurm Ou­ro­bo­rus, Sym­bol für die Ewig­keit. Al­le Din­ge in Raum und Zeit – das war die Groß­ar­tig­keit des Kon­zep­tes, nach dem die­ser mo­der­ne Ma­gier streb­te. Aber hier, in die­sem Kar­ten­spiel, war er nur ein her­un­ter­ge­kom­me­ner Trick­künst­ler. Nein, auch die ließ er aus.
    Ar­ka­ne Zwei, hier Ju­no be­nannt. In der rö­mi­schen My­tho­lo­gie war Ju­no die Frau Ju­pi­ters und Kö­ni­gin der Göt­ter, Ge­gen­stück der grie­chi­schen He­ra. Sie galt als die Be­schüt­ze­rin der Ehe und der Frau­en. Ihr Vo­gel war der Pfau, der auch in die­sem Spiel vor­han­den war. Hier war sie ei­ne hüb­sche Frau in hell­ro­tem Kleid, mit vol­lem Bu­sen und nack­ten Bei­nen. Aber ei­ne der­ar­ti­ge Ama­zo­nen­ge­stalt wür­de viel­leicht von der männ­lich do­mi­nier­ten Ge­sell­schaft nicht gern ge­se­hen. Be­dau­ernd leg­te er sie fort; selbst in ih­rem be­kann­te­ren Ge­wän­de als Ho­he­pries­te­rin (und be­rüch­tig­te Päps­tin) war sie wohl ei­ne frag­wür­di­ge Wahl.
    Ar­ka­ne Drei, die Herr­sche­rin – ei­ne rei­fe­re

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