Der Gott von Tarot
angemessene Ausstattung folgendes galt: Kaiserin: 1; Gefährtinnen: 3; Mätressen: 9; Gespielinnen oder Konkubinen: 27 und Hilfsnymphen oder Hilfskonkubinen: 81. Auf die Zahlen 3 und 9 achteten insbesondere die Astrologen.
Die ‚Herrinnen des Bettes’ hielten eine regelmäßige Nachtwache; die 81 Zweiten Nymphen oder Zweiten Konkubinen teilten das königliche Lager zu jeweils neunt neun Nächte lang; die 27 Konkubinen 3 Nächte in Gruppen von neun, die neun Mätressen und 3 Gefährtinnen 1 Nacht pro Gruppe und die Kaiserin lediglich eine Nacht.
Diese Vorkehrungen existierten etwa von den frühen Jahren der Tschou-Dynastie (255-112 v. Chr.) bis zum Beginn der Sung-Dynastie (950-1279 A. D.J, als die alte Ordnung zusammenbrach, und zwar, einem zeitgenössischen Schreiber zufolge, aufgrund des zügellosen und heftigen Kampfes der nicht weniger als 3000 Damen im Palast. Selbst wenn man poetische Übertreibungen in Rechnung stellt, wird doch deutlich, daß die Insassen der ‚Inneren Kammer’ zur Zeit der Sung-Dynastie sogar noch weniger zu tun hatten als zuvor, und die Tage müssen so trübsinnig gewesen sein, daß – Nervenzusammenbrüche an der Tagesordnung waren. Als ein Ergebnis dessen, sagt die Legende, wurde im Jahre 1120 von einem Mitglied des chinesischen Kaiserharems das Kartenspiel erfunden, als ein Zeitvertreib, die allgegenwärtige Langeweile zu überwinden.
Roger Tilley, Die Geschichte des Kartenspiels
Am nächsten Morgen begleitete Pfarrer Siltz Bruder Paul auf einem Erkundungsrundgang. „Ich glaube, Sie sind gut zu Fuß“, bemerkte er. „Wir haben keine Maschinen und keine Lasttiere hier, und das Gelände ist schwierig.“
„Ich denke, ich werde damit fertig“, gab Bruder Paul zurück. Nach dem gestrigen Erlebnis mit den Animationen nahm er alles, was sein Gastgeber ihm sagte, recht ernst – aber es war wenig wahrscheinlich, daß die Gegend allein ihn unterkriegen würde.
Er hatte nicht gut geschlafen. Der Dachboden war recht bequem gewesen, mit einer Matratze, gefüllt mit duftenden Holzspänen, und schöner Wandtäfelung (fast hatte er erwartet, die Wurzeln des Grases vom Dach hier sehen zu können), aber immer wieder waren die Erscheinungen in seinen Gedanken aufgetaucht. Hätte er wirklich selber ein körperliches Bild formen können, sogar eine menschliche Gestalt, wenn er nicht bis zum Vorüberziehen des Sturmes getrödelt hätte? Wenn ein Mensch ein Schwert aus einem inneren oder Kartenbild zu formen vermochte – konnte er es dann auch benutzen, um damit seine Begleiter umzubringen? Sicher handelte es sich um Massenhypnose! Aber Dekan Brown hatte den Kelch belebt und nicht die vier Münzen!
Er schüttelte den Kopf. In angemessener Zeit würde er die Wahrheit schon herausfinden. Das war sein Auftrag. Zuerst die Wahrheit über die Animationen, dann diejenige über Gott. Weder Intuition noch Raterei würden ihm helfen; er mußte zu den harten Tatsachen vordringen.
In der Zwischenzeit kam es ihm in den Sinn, sich mit diesem Ort und den Menschen vertraut zu machen, denn das Geheimnis lag vielleicht hier statt in den Erscheinungen selber. Trotz seiner nächtlichen Zweifel fühlte er sich am Morgen besser, fähiger, mit allem fertig zu werden. Wenn Gott direkt für diese Manifestationen verantwortlich war, was hatte ein Mensch dann zu fürchten? Gott war gut.
Als sie aus dem Dorf aufbrachen, hielt sie ein kleiner, drahtiger Mann auf. Sein Körper war tiefgebräunt; vielleicht aber hatte er auch wie Bruder Paul verschiedene Rassen unter seinen Ahnen. Sein Gesicht war tief durchfurcht, wenn er auch nicht älter als fünfzig Jahre zu sein schien. „Ich komme
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