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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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und mäch­ti­ge­re Frau als die vor­an­ge­gan­ge­ne. In vie­len Kar­ten­spie­len war die Pries­te­rin ei­ne Jung­frau, wäh­rend die Herr­sche­rin die Mut­ter­fi­gur be­deu­te­te. Hier saß sie auf ih­rem Thron; in an­de­ren Spie­len stand der Thron in ei­nem Wei­zen­feld. War es wirk­lich sie ge­we­sen, die er ge­se­hen hat­te, als er aus der Kap­sel stieg – nur vor we­ni­gen Stun­den? Wenn dem so war, dann woll­te er sie nicht hier in al­ler Öf­fent­lich­keit her­bei­ru­fen. Er wür­de sie lie­ber al­lein tref­fen, denn sie hat­te et­was für ihn sehr An­zie­hen­des. Leg sie ab, zu­min­dest für den Au­gen­blick.
    Ar­ka­ne Vier, der Herr­scher, Ge­gen­stück zur Herr­sche­rin, Sym­bol welt­li­cher Macht, saß auf sei­nem vier­e­cki­gen Thron, die Bei­ne zur Zahl Vier ge­kreuzt, in der rech­ten Hand ein Zep­ter in Form ei­nes ägyp­ti­schen Ankh oder Le­bens­kreu­zes, in der Lin­ken den Reichs­ap­fel. Er re­prä­sen­tier­te die Herr­schaft von Ver­stand über Ge­fühl, des Be­wußt­seins über das Un­be­wuß­te. Ja, das war ein gu­tes Sym­bol für die­se Si­tua­ti­on! Die Kar­te der Macht.
    Wenn er auch die mit­tel­al­ter­li­che Kar­te in Hän­den hielt, stell­te er sich den­noch die Ver­si­on des Or­dens vor. Der vor ihm lie­gen­de Herr­scher, den er be­le­ben woll­te, war ein mit­tel­al­ter­li­cher Mon­arch mit ei­nem großen, ge­wölb­ten Schild, das ein we­nig Ähn­lich­keit mit dem höl­zer­nen Be­cher hat­te, mit dem man sich hier ge­gen den Sturm schütz­te, so­wie ein Szep­ter, dem nur drei Spit­zen fehl­ten, um zum Drei­zack zu wer­den. Pfar­rer Siltz hät­te für ihn gut Mo­dell ste­hen kön­nen!
    Bru­der Paul kon­zen­trier­te sich. Er fühl­te sich un­be­hag­lich; viel­leicht hat­te er so lan­ge zu ei­ner Ent­schei­dung ge­braucht, weil er wuß­te, daß sei­ne Klug­heit auf dem Spiel stand. Es muß­te einen Trick ge­ben, den die Ko­lo­nis­ten kann­ten und der die Be­le­bun­gen so re­al er­schei­nen ließ; of­fen­sicht­lich war er da­zu nicht in der La­ge.
    Wie vor­her­seh­bar ge­sch­ah nichts. Was im­mer ei­ne Er­schei­nung auch sein moch­te, es funk­tio­nier­te nicht bei je­dem. Was be­deu­te­te, es war in der Tat ein Trick. „Es scheint nicht zu funk­tio­nie­ren“, sag­te er mit ei­ner ge­wis­sen Er­leich­te­rung.
    „Er­lau­ben Sie mir einen Ver­such; viel­leicht brau­chen Sie nur die An­lei­tung“, sag­te Pfar­rer Siltz. Er nahm die Kar­te und kon­zen­trier­te sich.
    Nichts ge­sch­ah.
    „Der Sturm hat nach­ge­las­sen“, sag­te De­kan Brown. „Die Ani­ma­ti­ons­wir­kung ist vor­bei.“
    Al­so war die Kraft hin­ter den Be­le­bun­gen zu­fäl­lig ver­schwun­den. Nichts konn­te mehr be­wie­sen wer­den, ob auf die ei­ne oder die an­de­re Wei­se. Bru­der Paul sag­te sich, daß er da­mit hät­te rech­nen müs­sen.
    Und doch war er ent­täuscht. Es wä­re zu wun­der­bar ge­we­sen, um wahr zu sein, und hier stand er, viel­leicht um die Bla­se zum Plat­zen zu brin­gen – aber was für ei­ne un­glaub­li­che Macht die Ani­ma­tio­nen be­deu­ten wür­den, wenn sie nur echt wä­ren! Kör­per­li­che Ob­jek­te, die – aus der Vor­stel­lungs­kraft ent­ste­hen!
    Nun gut. Er war hier, um die Rea­li­tät zu prü­fen. Es war nicht sei­ne Sa­che, nur zu hof­fen oder zu phan­ta­sie­ren.



 
5
In­tui­ti­on
     
    Nur ge­le­gent­li­che Be­schäf­ti­gung und nie­mals mehr wäh­rend ei­nes gan­zen Le­bens war das, zer­fres­sen­de Krebs­ge­schwür’ im Le­ben der Kö­ni­gin­nen und Kon­ku­bi­nen ei­nes öst­li­chen Ha­rems. Un­end­li­che Lan­ge­wei­le – wenn man der einen Quel­le glaubt, und Reiz­bar­keit auf­grund von un­end­li­cher Lan­ge­wei­le, wenn man der an­de­ren Glau­ben schenkt – be­wirk­ten, daß der Ha­rem zur Wie­ge des Kar­ten­spiels wur­de.
    Bei der ers­ten Le­gen­de heißt es, ‚die in­ne­re Kam­mer’ ei­nes chi­ne­si­schen Kai­ser­pa­las­tes ha­be die Ge­burt der Kar­ten ge­se­hen. Die dort ein­ge­schlos­se­nen, Ver­schlei­er­ten’ wa­ren zahl­reich, da der Kai­ser nicht nur ei­ne Frau be­saß, son­dern ein re­gel­rech­tes Schlaf­zim­mer­per­so­nal, für des­sen vor zwei­tau­send Jah­ren

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