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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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erwiderte den Blick des Händlers. »Auch ich würde unsere kleinen … Missverständnisse gerne für alle Zeiten aus der Welt räumen.«
    »Sehr gut.« Balthazar klatschte in die Hände, und der Kahlkopf, beinahe eine kleinere Kopie des Händlers, tauchte wie aus dem Nichts auf, mit zwei Flaschen dunklen Weins in der Hand. »Dann lasst uns mit dem Sauren anstoßen. Auf die Welt, wie sie ist, und darauf, wie sie einstmals war.«
    Terca nahm ein Glas. Es war geschafft. Balthazar war in gewissem Sinne ein Ehrenmann und würde sie nach Griam bringen lassen. Über die Folgen dieses Handels wollte sie jetzt nicht nachdenken. Ihr Schicksalsweg war ohnedies vorgezeichnet. Yankelas hatte ihn gewiesen.
    Der Kapitän ließ das Schiff losmachen und segelte zurück, der Dämmerung entgegen. Man hatte sie wortlos abgesetzt, mehr als zwanzig Seemeilen vom Ufer entfernt, das Terca trotz des Kriegs nun weitaus sicherer erschien als die Löcher, in denen sie nun hockten.
    »Ich scheiß mir gleich in die Hose«, sagte Herr Rudynar Pole. Sein Kopf und seine Schultern ragten aus dem Loch neben dem ihren hervor, sein Gesicht war schweißbedeckt und blass, und mit unstetem Blick sah er sich um. »Bist du dir sicher, dass uns dein Freund Balthazar nicht reingelegt hat?«
    »Es gibt keine bessere und schnellere Möglichkeit, in eine der Treibenden Städte zu gelangen, als mithilfe einer Schwimmkröte.« Terca streckte die Nase in den Wind und atmete die frische Luft, die ihr nach dem Gestank nach Pech und fauligem Fisch an Bord des Seglers wohltat.
    »Ich sitze im Inneren einer Schwimmkröte … brr!« Rudynar Pole schüttelte sich, und Pirmen, den er sich auf den Rücken gebunden hatte, wurde heftig gebeutelt. »Ich habe gerüchteweise von diesen Monstren gehört, aber niemals geglaubt, dass sie tatsächlich existieren.«
    »Und ob. Wenn man sie kontrollieren kann, sind sie die besten Gefährten des Seemanns. Doch man sagt, dass nur einer von drei Krötentreibern die Ausbildung eines Tiers überlebt.«
    Terca sah sich um. Das Loch, in dem sie steckte, war in den Oberpanzer des Tiers geschnitten worden. Sie stand auf einer feuchten, glibberigen Masse, die an Gelatine erinnerte. War die Sonne mal nicht von Wolken verhangen und leuchteten ihre Strahlen ins Innere, erkannte man dicke Stränge, durch die Blut floss. Die Seekröte kümmerte sich nicht um ihre Passagiere, von denen Terca etwa zwanzig rings um sich ausmachte. Sie waren für die Meeresbewohner so bedeutungslos wie die Möwen, die zwischen ihren Panzerrillen nach Nahrung pickten.
    Terca stand auf und beugte sich weit zur Seite, um über die Panzerwölbung hinweg einen Blick auf den rechten hinteren Paddelfuß zu erhaschen. Er war etwa so lang wie fünf aneinandergereihte Menschen. Wenn die vier voluminösen Beine ins Wasser platschten, spritzte es hoch auf, und über die Reisenden ergoss sich ein Sprühregen.
    Terca überlegte, ob sie tiefer in die Höhlung unterhalb des Panzers kriechen sollte. Dort gab es geschützte Flecken, in denen sie von wortkargen Seemännern Tee und gepökelten Fisch serviert bekam. Doch sie verzichtete darauf. Dieser atemberaubende Ausblick war das Salz in Gesicht und Haar allemal wert.
    »Für wen arbeiten die Krötentreiber?«, rief ihr Rudynar Pole zu.
    »Sie sind niemandem verpflichtet, sehr zum Ärger der Herrscher der fünf Oceanica. Sie sind stolz auf ihre Unabhängigkeit. Allerdings geben sie sich äußerst ungern mit Landbewohnern wie uns ab, sondern viel lieber mit ihresgleichen.«
    »Mit Piraten, Halsabschneidern, Mördern und Vergewaltigern, die über Inseln und Archipele im Süden der Cabrischen See herrschen?«
    »Ich würde nicht zu laut über derlei Dinge sprechen. Die Krötentreiber mögen recht wortkarg sein, aber sie haben bekanntermaßen gute Ohren«, mahnte Terca. »Möchtest du wissen, was sie mit Passagieren machen, die sie als unhöflich erachten?«
    »Sie schmeißen sie über Bord, nach guter alter Seemannsmanier.«
    »Dazu sind sie viel zu höflich. Aber sie quartieren dich um. In einen Körperteil der Seekröte, in den niemals die Sonne scheint und den du dir mit Parasiten und Würmern teilen darfst. Ganz abgesehen von den mehrmaligen … Entladungen täglich, deren Gestank du über Wochen hinweg nicht aus der Haut bekommst.«
    »Ich widerrufe hiermit meine Worte über diese netten und aufmerksamen Leute«, rief Herr Rudynar Pole eilig.
    Terca grinste in sich hinein. Dieser Bursche war an das Leben an Land gewöhnt und glaubte

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