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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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verbunden«, erklärte Pirmen und zeigte dabei ein Lächeln, wahrscheinlich das erste, seitdem er von den Männern des Gottbettlers in Teile gehackt worden war. »Es existiert ein Steinsockel, der ausgebessert und stetig verbreitert werden muss, denn auch die Insel wächst immer mehr in die Breite und in die Höhe. Wir Magicae tragen unseren Teil dazu bei, dass Griam kaum noch erschüttert werden kann.«
    »Und was spielen die Leute vom Kleinen Volk für eine Rolle?«
    »Sie sind dafür verantwortlich, dass dieses Bauwerk hält. Sie arbeiten im Inneren und bewohnen Kavernen mit Zugängen zu den tiefsten Bereichen des Sockels. Sie unterstützen die Taucher und schleusen sie dort aus, wo Reparaturen oder Zubauten notwendig sind.«
    »Wie kann ein Taucher in einer Tiefe von mehreren Hundert Lauf überleben?«
    »In meinen früheren Lehrjahren war ich für derlei Kleinzeugs zuständig«, sagte Pirmen, nicht ohne Stolz. »Ich schuf Blasen rings um die Arbeiter, die sie für eine Weile mit Luft versorgten. Und mit Licht. Du musst wissen, dass es in den Tiefen des Meeres dunkler ist als … als …«
    »Als im Arsch eines Gottes«, vollendete Rudynar Pole.
    »So drastisch hab ich’s nicht ausdrücken wollen, aber der Vergleich hat etwas für sich.«
    Sie schwiegen und gingen weiter nebenher durch die engen Gassen Griams. Allerorts herrschte geschäftiges Treiben. Rudynar Pole wurde rasch klar, dass auf dem Oceanicum nichts verschwendet wurde. Man sammelte Abfälle und brachte sie zu Sammelstellen. Straßenstaub wanderte eimerweise auf mit Flugnetzen bedeckte Haufen. Viele Bewohner trugen Bekleidung aus bunten Lumpen – und dies mit ungewohntem Stolz, wie auch die Kloakenreiniger ihr Gewerbezeichen offen vor sich hertrugen.
    »Wir sollten uns darüber unterhalten, was nun mit mir geschieht.« Rudynar Pole streifte mit den Fingern über die steinernen Wände eines Hauses.
    »Ich liefere dich bei Larex ab.« Pirmen hielt inne und holte tief Atem. Der Schweiß von der ungewohnten Anstrengung des Fußmarschs tropfte ihm von der Stirn. »Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich weiß allerdings, dass dich mein Meister sehnsüchtig erwartet. Er hält hohe Stücke auf den Mann mit den goldenen Augen.«
    »Dann mag er mich mehr als ich mich selbst.«
    Der Kleine setzte seinen Weg fort. »Ich bin froh, dass ich dich los bin«, sagte er. »Und ich möchte dich niemals mehr wiedersehen.«
    »Gibst du mir etwa die Schuld daran, was geschehen ist, Kleiner Herr?«
    »Natürlich!« Pirmen blieb wieder stehen und wandte ihm das Gesicht zu. Schwarze Wölkchen umkränzten seinen Kopf, blanker Hass stand in seinen Augen. »Deinetwegen musste ich Griam verlassen!«, schrie er, ohne sich um die verdutzten Blicke anderer Passanten zu kümmern. »Deinetwegen musste ich in die verfluchte Kälte der Norde vordringen! Deinetwegen gerieten wir in diesen Hinterhalt! Ich würde dich auf der Stelle töten, wärst du nicht so wichtig für meinen Meister!«
    »Du solltest mehr auf deine Worte achten, Kleiner Herr. Ich habe dir immerhin das Leben gerettet.«
    »Und ich habe dich aus deinem Elend befreit!«
    »Du hast mir lediglich geholfen, weil dein Meister es so wünschte. Ich hingegen …«
    »Erzähl jetzt bloß nicht das Märchen von deiner Uneigennützigkeit, Trunkenbold! Du bist doch bloß hier, weil du dir Bares erhoffst. Goldstücke, die du in Wein und Sauren investieren kannst. Etwas anderes interessiert dich nicht! Es wundert mich, dass du die letzten Tage überlebt hast, ohne nach einem Krug zu schreien oder zu winseln, du verkommenes Stück Dreck!«
    Zwei der Wölkchen trieben auf Rudynar Pole zu. Er ließ es geschehen, dass sie ihn berührten, in seinen Verstand eindrangen und Bilder des Schreckens in ihm erzeugten. Solche, die einmal mehr seine Schuldgefühle weckten und ihn wünschen ließen, wieder ein Kind zu sein, frei von allen Makeln, unbelastet von all den schlimmen Dingen, die er im Laufe seines Lebens getan hatte.
    Als Rudynar Pole wieder die Augen öffnete, lag er am Boden. Speichelfäden hingen aus seinem Mund, rings um ihn standen Menschen und gafften ihn ratlos an.
    »Du solltest das nicht mit mir machen, Herr Pirmen«, ächzte er und rappelte sich hoch. Vor seinen Augen drehte sich alles.
    »Ach ja? Warum nicht?« Der Kleine umrundete ihn auf seiner Krücke, die Rudynar Pole für ihn in schweißtreibender Arbeit gefertigt hatte.
    »Es könnte dir schlecht bekommen. Womöglich vergesse ich meine gute Erziehung.«
    Pirmen sah in

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