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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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magischer Hinsicht. Du bist gereift und hast deinen Horizont erweitert.«
    »Was ich jemals über den Weltenkreis wissen wollte, hätte ich auch von den Büchern der Magischen Bibliothek Griams erfahren können. Ich hätte auf all diese Erfahrungen gut und gern verzichten können.«
    »Wie du meinst. Wir reden ein andermal weiter.« Sie ging fort, weg von der Seekröte, deren gewaltige Paddelarme sich immer wieder unruhig bewegten. An Land verströmte das Tier einen Gestank nach Fäulnis und Erbrochenem. Der Unterleib, bleich und von zahlreichen Parasiten besetzt, wurde beständig mit Wasser abgespritzt. Übernächtigt wirkende Krötentreiber verließen ihre in den Panzer getriebenen Behausungen und machten sich heißhungrig über dampfend warme Suppe her, die ihnen von den Hafenarbeitern Griams gereicht wurde.
    »Es gibt kein anderes Mal!«, rief ihr Pirmen hinterher. »Wir werden uns niemals wiedersehen, Weib!«
    Terca zuckte mit den Schultern, schenkte Herrn Rudynar Pole ein Lächeln und entließ ihn vorerst aus ihrer geistigen Kontrolle. Sie machte sich auf, um das Oceanicum zu erkunden, dieses gewaltige Bollwerk freien Willens und der Anarchie.
    Vielleicht sollte sie sich hier niederlassen, für ein oder zwei Jahrhunderte, bis sich all die Aufregung auf dem Festland gelegt hatte und der Gottbettler Vergangenheit war.

14. Hinter den Magischen Mauern
    Rudynar Pole folgte Pirmen in einigem Abstand und beobachtete dessen linkische Versuche, mit seiner Krücke zurechtzukommen, enthielt sich aber jedweden Kommentars. Er spürte die Verbitterung des jungen Magicus, und er ahnte, dass es derzeit wenig ratsam war, Spott mit ihm zu treiben.
    Der Hafen blieb hinter ihnen zurück und damit auch das übliche Treiben, das mit Handel und Fischfang verbunden war. Über ansteigende Wege näherten sie sich Befestigungen, die den Kern Griams umgaben. Großteils steinerne Bauten wurden von grimmig dreinblickenden Frauen und Männern bewacht. Allesamt waren sie schwer bewaffnet. Misstrauische Blicke folgten Rudynar Pole und Pirmen, wohin auch immer sie sich wandten.
    »Wohin?«, fragte Rudynar Pole den Magicus.
    »Zu den Magischen Türmen. Wohin denn sonst, Tölpel?«
    Herr Rudynar Pole nahm die Beleidigungen seines Begleiters mit der üblichen Gelassenheit hin. Pirmen litt unter den Folgen seiner körperlichen Versehrtheit. Es war kein Wunder, dass er andere, Gesündere, beschimpfte.
    Sie traten durch ein Tor. Metallgespickte Zäune zwangen sie, im Zickzack zu laufen, an gewaltigen Steinmauern entlang und auf ein Holzhaus zu, vor dem eine misstrauisch dreinblickende Frau mit der Statur und dem Körpergewicht einer trächtigen Kuh saß.
    »Was wollt ihr in Griam?«, fragte sie.
    »Zu Meister Larex. Ich bin Pirmen, sein Lehrling.«
    »Kannst du einen Bewohner Griams nennen, der deine Behauptungen bezeugen möchte?«
    »Meister Larex selbst.«
    »Er wird wohl nicht sehr gut gelaunt sein, wenn ich ihn bitte hierherzukommen. Kennst du noch jemanden, den ich nach dir befragen könnte?«
    »Jeden einzelnen Magicus, der auf Griam lebt.«
    »Dann nenn mir einen, der freiwillig hinter den Magischen Mauern hervorgekrochen käme.«
    Pirmen beugte sich so weit vor, wie es ihm seine Krücke erlaubte. »Hör mir gut zu, Weib. Meister Larex erwartet mich. Es geht um Leben und Tod. Um das Ende der Herrschaft des Gottbettlers …«
    Die Dicke gähnte mit demonstrativ weit aufgerissenem Maul. »Es geht eigentlich immer um das Schicksal des Weltenkreises, wenn ein unangemeldeter Gast Zutritt zur Inneren Stadt verlangt. Mittlerweile müssten die Länder rings um die Cabrische See tausendmal oder öfter untergegangen sein, wenn ich daran denke, wie oft ich bereits aufgeblasenen Gockeln wie dir den Durchgang verwehrt habe.«
    »Bezweifelst du meinen Status als Magicus? Möchtest du behaupten, einen Bewohner Griams nicht zu erkennen?«
    »Ich sehe einen Krüppel sowie einen abgetakelten und stinkenden Barbaren, der größer tut, als er eigentlich ist. Dein Dialekt verursacht mir Schmerzen. Ihr beide seid ganz gewiss nicht von hier.«
    »Ich war viele Monde lang auf Reisen und …«
    »Auch diese Ausrede kommt mir sattsam bekannt vor. Und da du ja ein Magicus bist, der stets abgeschieden lebte, hattest du niemals Kontakt mit den normalen Bürgern der Stadt. Kein Krämer könnte deine Glaubwürdigkeit bezeugen, keine Hure die Länge und Form deines Schwanzes bewerten.« Die Dicke entblößte ihr strahlend weißes Gebiss. »Ich würde dir ja wirklich gern

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