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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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verdutzt an, legte dann den Kopf weit in den Nacken und lachte herzhaft. »Der Trunkenbold droht mir! Dieses kleine, unbedeutende Geschöpf, das ich wie einen Wurm zertreten könnte!« Abrupt wurde er wieder ernst. »Du solltest froh darüber sein, dass dich mein Meister in einem Stück haben möchte.« Er drehte sich um und deutete Rudynar Pole mit einer herrischen Geste, ihm zu folgen, vorbei an Passanten, die ihn noch immer anstarrten.
    Rudynar Pole ergab sich seinem Schicksal. Er folgte dem vorneweg humpelnden Magicus und dachte über die Warnungen nach, die ihm Terca vor einigen Tagen zugeflüstert hatte.
    Wie hatte sie so gesagt? »Die Verkrüppelungen machen nicht nur, dass Pirmen von nun an seine Körperlichkeit hintanstellen muss und sich ganz auf seine magischen Fähigkeiten konzentrieren wird. Darüber hinaus wird sich sein Charakter ändern. Aus einem lebensbejahenden jungen Mann wird ein verbitterter, bösartiger Kerl werden, der die Menschen und andere Wesen als Vieh ansieht, das man beliebig für seine Zwecke einsetzen kann. Nimm dich vor dem Kleinen in Acht, Rudynar Pole!«
    Er hatte gelacht und die Alte nicht ernst genommen. Schließlich war sie eine Hexe, eine erklärte Todfeindin der Magicae. Er hatte stattdessen gemeint, so etwas wie ein Vertrauensverhältnis zu Pirmen aufbauen zu können. Der Kleine hatte sich während des ersten Teils ihrer gemeinsamen Reise als durchaus passabler Begleiter erwiesen. Doch seit seiner Verstümmelung hatte sich alles zum Schlechteren hin verändert.
    Was wusste er eigentlich über Larex? War er etwa ein ebenso gefühl- und skrupelloser Kerl wie Pirmen?
    »Ich hätte bei meinen Spucknäpfen bleiben sollen«, murmelte er und folgte Herrn Pirmen.
    Die Magischen Türme wirkten aus der Nähe bei Weitem nicht so imposant wie aus der Ferne. Hier und dort hatten Ausbesserungen stattgefunden, vereinzelt fehlten Steine, der Mörtel bröckelte ab. Auch vom Glanz, den Rudynar Pole gemeint hatte zu sehen, war nichts mehr geblieben. Die Türme, sieben an der Zahl, waren durch klobige Mauern miteinander verbunden. Hinter schießschartenartigen Sichtlöchern lugten dunkle Augenpaare hervor.
    Sie folgten eine Weile der Mauer, von einem Turm zum nächsten, und als sie diesen umrundet hatten, sahen sie wenige Schritte vor sich ein schäbiges Tor. Eine Männerstimme schrie Anweisungen.
    Pirmen trat vor den Eingang und stellte sich so hin, dass er durch den Sehschlitz im Tor zu erkennen war. Dann klopfte er in einem komplizierten Rhythmus gegen das Holz und sprach Worte in einer Sprache, die Rudynar Pole unbekannt war.
    »Was willst du?«, fragte jemand. »Wir sind in Klausur, wie vor jedem vollen Mond.«
    »Ich bin es, Herr. Pirmen, ein Lehrling des Magicus Larex. Ich bin von meiner langen Reise zurückgekehrt. Ich habe meinen Auftrag erfüllt und …«
    »Larex ist nicht zu sprechen. Er kümmert sich um die Vorbereitungen für die Mondfeier. Verschwinde und komm in drei Tagen wieder!«
    »Aber …«
    »Hast du mich nicht verstanden, kleiner Krüppel? Hau ab!«
    Das Augenpaar verschwand, der Sehschlitz wurde geschlossen. Pirmen blickte auf das Tor, als wollte er nicht glauben, was eben geschehen war. »Das ist unmöglich!«, brachte er mühsam hervor. »Larex hat sich noch niemals um die Mondfeier gekümmert. Diese Tage des Jahres verbringt er stets in seinem Turm und meditiert, um seine Kräfte zu stärken.«
    »Du hast gehört, was der Mann gesagt hat«, meinte Rudynar Pole. »Wir sollten von hier verschwinden. Ich habe ein seltsames Grummeln im Bauch. Da stimmt etwas ganz und gar nicht. Wir sollten mit Terca reden. Vielleicht weiß sie …«
    »Erwähne den Namen der Hexe niemals wieder in meiner Gegenwart!«, fuhr Pirmen ihn an. »Wir sind nicht auf sie angewiesen. Und jetzt …« Er klopfte erneut gegen die Tür und kippte dabei beinahe nach vorn, als er fast das Gleichgewicht verlor.
    Die Schiebeklappe wurde wieder geöffnet. Ein anderes Augenpaar zeigte sich. Grüne, freundlich dreinblickende Augen. »Du bist Pirmen?«, fragte eine helle Stimme.
    »Ja, Herr. Ich …«
    »Du musst Tartaran, dem alten Brummbär, verzeihen. Er hat’s nicht so mit der Höflichkeit. Doch nun zu dir: Du bist Larex’ Lehrling, und du warst auf der Suche nach dem Lehrmeister für den Stummen Jungen. Richtig?«
    »Richtig«, sagte Pirmen erleichtert.
    »Und du hast ihn wahrhaftig gefunden?«
    »Er steht neben mir.« Er winkte Rudynar Pole näher heran.
    Der tat dem Kleinen widerwillig den

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