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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Stadt ringsum mittlerweile bis zu seiner Mitte aufgeschüttet wurde!«
    Rudynar Pole unterdrückte einen Fluch. Er musste Kraft sparen. Er bekam kaum noch richtig Luft, und seine Wunden, vor allem die an der Brust, schmerzten immer heftiger.
    »Mach endlich!«, schrie Pirmen.
    Rudynar Pole gehorchte, nahm die Stufen nach unten, verfluchte seine alten Knochen. Er hörte, wie die Söldner über ihm in den Turm eindrangen, hörte das Splittern von Holz, ihr wütendes Schreien und dann …
    Ein ohrenbetäubendes Krachen. Er wurde wie von einer Titanenfaust getroffen nach unten geschleudert, von einer Feuerlohe verfolgt. Er wollte sich an einem schmiedeeisernen Ring an der Steinwand festhalten und griff daneben, wurde in die Tiefe geweht, während ihn eine unsägliche Hitze einholte, die ihm Bart und Augenbrauen versengte, sein Gesicht verbrannte und Blasen auf seiner Haut entstehen ließ, bis die Feuerlohe kleiner und kraftloser wurde, aufgesogen von irgendeinem Kamin und nach oben getragen. Womöglich würde irgendwo aus dem Turm eine gewaltige Stichflamme weit in den Himmel schießen und die Bevölkerung Griams aus ihrer Beschaulichkeit reißen.
    Waren die Soldaten des Gottbettlers noch am Leben? Nein, unwahrscheinlich. Dennoch sagte ihm sein Instinkt, dass er weiter nach unten musste. Pirmens Mund befand sich unmittelbar neben seinem Ohr und brüllte etwas, das er nicht verstand. Aber er wusste ohnedies, was zu tun war. Er musste tiefer hinab, immer tiefer, auf der Suche nach Larex.
    Und was würde geschehen, sobald er ihn gefunden hatte?
    Ich hatte gehofft, diese schlechte Angewohnheit, den Helden zu spielen, längst abgelegt zu haben. Helden sind Idioten, und meist haben sie ein relativ kurzes Leben, dachte Rudynar Pole, bevor er den Abstieg fortsetzte . Das ist ja wohl auch einer der Gründe, warum ich das Amt als Linker ohne Wehmut hinter mir gelassen habe.
    Die völlige Stille wurde von einem Bimmeln abgelöst, das anfänglich monoton und langweilig klang, nach und nach aber schmerzlich laut wurde. Rudynar Pole vermochte sich kaum noch auf seine Umgebung zu konzentrieren, auf die Treppe, die sich schier endlos in die Tiefe schraubte und die sich um ihn zu drehen schien. Sein Gleichgewichtssinn war verlorengegangen. Das menschliche Paket auf seinem Rücken war auch nicht sonderlich hilfreich bei diesem Abstieg in die tiefsten Tiefen Griams. Es schlug aus, schimpfte und beleidigte ihn. Dabei schien die Stimme von weit her zu kommen, war kaum hörbar.
    Die Wände ringsum glänzten feucht. Salzkristalle klebten am Stein. Seltsame Tierchen, blass und mit kaum ausgebildeten Augen, krochen darüber hinweg. Es roch nach Moder und nach Fäulnis. Viermal passierte Rudynar Pole Ausstiege aus dieser endlos wirkenden Spirale, viermal bedeutete ihm Pirmen, den Weg nach unten fortzusetzen.
    Endlich erreichten sie den letzten Absatz – und standen vor einer gemauerten Wand. Es ging nicht weiter.
    Pirmen verlagerte sein Körpergewicht und brachte Rudynar Pole dazu, sich ein klein wenig nach rechts zu neigen. Der Kleine tippte gegen einige Steine – und daraufhin schob sich ein Teil der Wand rumpelnd zur Seite. Dies hier war zweifellos das Werk eines höchst begabten Magicus.
    Rudynar Pole trat in einen Raum, der an einen Thronsaal gemahnte und so gar nicht zur bedrückenden Enge und der Kargheit des Turms passte. Ringsum hingen und lagen Dinge, die von Reichtum zeugten. Wertvolle Teppiche und Tücher, Kästen voll Silbermünzen, Edelsteinketten, wie sie die Häupter von Königen schmückten, Statuen und Figuren aus purem Gold, Pokale, sorgfältig ziseliert und mit Einlegearbeiten versehen, und auf hölzernen Halterungen Schwerter und andere Waffen, deren Wert Rudynar Pole viel besser als alles andere einzuordnen vermochte. Drei von ihnen, so stellte er mit gehörigem Bauchgrimmen fest, gehörten zu den Ewigen Waffen, zu einer Auswahl an Kriegswerkzeugen, mit deren Hilfe man weit überlegene Heere bezwingen und Schlachten gewinnen konnte.
    Vidal, das Schwert Metcairn Nifes, gehörte ebenfalls zu diesen insgesamt elf Kriegsinstrumenten, und wenn man bedachte, was der Heerführer und ehemalige Freund mit nur dieser einen Klinge angerichtet hatte, konnte man sich ausrechnen, welchen immensen Wert dieser Fund besaß.
    Rudynar Pole lehnte sich gegen die Wand, erneut befiel ihn Schwindel, und erst das Zappeln des Körpers auf seinem Rücken erinnerte ihn daran, dass Pirmen noch da war, dessen ausgemergelter, verkrüppelter Körper

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