Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
zwischen ihm und der Wand eingeklemmt war. »Saukerl!«, hörte er das Geschimpfe des Kleinen von weit her.
    Sehr gut. Sein Hörvermögen kehrte zurück. Leider aber auch die Schmerzen, die ihn vor allem an die Wunde in seiner Brust erinnerten.
    Er torkelte in den Raum. Exotische Gerüche umfingen ihn. Solche, die er nur vage kannte und die er mit unangenehmen Dingen in Verbindung brachte. Sie machten, dass ihm speiübel wurde.
    Rudynar Pole blickte sich um. Seine Instinkte schlugen an. Hier stimmte etwas nicht. Pirmen hingegen benahm sich wie ein quengelndes Kleinkind, das seinen Vater nach langer Zeit endlich wieder zu Gesicht bekommen sollte. »Weiter hinten!«, rief er, »Larex sitzt meist bei den Öfen!«
    Rudynar Pole torkelte nach vorn. Der Schmerz war kaum noch zu ertragen. Überall strömte Blut aus Dutzenden kleinen wie großen Wunden an seinem Körper. Mit jeder Sekunde, die verstrich und die er sich nicht um die Versorgung all dieser Verletzungen kümmerte, näherte er sich dem Großen Gleichmacher. Womöglich lauerte er bereits irgendwo in den Schatten, sprungbereit, um sich auf ihn zu werfen, sich mit seinen wulstigen Lippen an seinem Mund festzusaugen und ihm die letzten Reste Leben aus der Lunge zu saugen, wie es die Mutter Rudynar Pole in den dunklen Abendstunden in der äußersten Norde immer wieder erzählt hatte.
    Pirmen packte seinen Kopf und zwang ihn, nach rechts zu blicken. Dort war eine Gestalt, die Ähnlichkeit mit den vielen Statuen im Raum hatte, aber durch und durch hässlich war. Diese Statue bewegte sich. Sie erhob sich und stand dann auf wackligen Beinen da, auf Beinen, die aus Holz und Metall bestanden, die miteinander verschraubt waren.
    Dies war zweifellos Larex der Magicus. Er verströmte den Geruch von Macht, von Arroganz, Stärke und von etwas, das Rudynar Pole nicht richtig benennen konnte. Der Mann vor ihm, so schwach und hinfällig er auch auf den ersten Blick wirken mochte, war womöglich noch gefährlicher als Pae Loriander.
    Larex stützte sich auf ein Rollkästchen mit Griffen und schob es vor sich her, auf Rudynar Pole zu. Der Mund des Magicus bewegte sich, und von ganz weit weg hörte der ehemalige Linke eine heisere Stimme, so leise, dass er kaum ein Wort verstand.
    Larex kam näher, rümpfte die krumme Nase und blinzelte ihn aus tränenden Augen an. »Du bist der Goldene!«, krächzte er. »Du kommst mit Krach, mit Explosionen, mit Blut. So wie es die Barbaren tun, statt sich der ruhigen Dinge des Lebens zu erfreuen.«
    »Der Stumme Junge …«
    »Er ist hier, ganz nahe. Und wir werden dich so rasch wie möglich zu ihm bringen.« Der Alte umrundete Rudynar Pole und tätschelte Pirmens Kopf. »Ich hätte niemals geglaubt, dass du es sein würdest, der mir den Goldenen bringt«, sagte er mit kalter und mitleidloser Stimme, ohne sich zu bedanken oder den Kleinen auch nur mit einem Gruß zu bedenken. »Ich habe nie viel von dir gehalten. Aber nun sind eine Menge Dinge in dir erwacht. Kraft. Zorn. Verbitterung. Du hast bessere Anlagen, als ich für möglich gehalten habe. Deine Kräfte wachsen mit jeder Stunde. Interessant, höchst interessant …«
    »Herr, ich bin so froh, dich wiederzusehen«, sagte Pirmen, der die beleidigenden Worte seines Meisters kommentarlos zur Kenntnis nahm. »Wir werden verfolgt! Die Leute des Gottbettlers … Wir mussten gegen sie kämpfen, um hier herabzugelangen …«
    »Ich weiß, ich weiß.« Larex machte eine wegwerfende Geste. »Diese Soldaten sind eine kleine Unannehmlichkeit, die ich sehr bedauere. Sie haben meine Brüder völlig überrascht.«
    »Ich bin nicht sicher, ob Herr Rudynar Pole sie allesamt erledigt hat. Die Überlebenden sind womöglich auf dem Weg hierher. Wir müssen weg von hier, so rasch wie möglich! Der untere Ausgang, ist er frei? Wir sollten ihn nehmen und …«
    Wieder unterbrach der Meister seinen Lehrling. Diesmal zeigte sich echte Überraschung in seinen knittrigen Gesichtszügen. »Du sagtest … dies hier ist Rudynar Pole? Du bist Herr Rudynar Pole? Der ehemalige Linke Metcairn Nifes?«
    »Ja.« Ihm schwindelte. Alles, was eben geschah, dieses sinnlose Geplapper, das Ringen um Worte, es wurde zunehmend bedeutungslos. Ihm war speiübel, und der Raum rings um ihn drehte sich.
    Aus seiner Brustwunde quoll das Blut nur noch zähflüssig und dunkel. Ganz anders, als Blut normalerweise aussah. Woher kam das? Und warum fiel ihm jeder Atemzug so ungeheuer schwer? Und warum hörte sich seine Lunge so sonderbar an?

Weitere Kostenlose Bücher