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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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dem Zeug schlucken wollte.
    Sie blieb ruhig, und es blieb ihr auch nichts anderes übrig. Sie hatte die Unterstützung der Zwerge gewollt, also musste sie auch die Gegebenheiten in ihrem Reich hinnehmen.
    »Vorn beim Fallgitter links!«, rief ihr der Kleine zu.
    Terca machte eine Ansammlung metallener Streben aus. Sie griff zu, hielt sich irgendwo, irgendwie fest und zwängte ihren Leib nach links, durch eine Lücke im gemauerten Gestein. Dort befand sich eine Art unterirdischer Weg, der wohl für die Kloakenreiniger gedacht war.
    »Gut gemacht, junge Hexe!«, lobte der Zwerg, ließ sich an ihr vorbeitreiben, reichte ihr die Hand und half ihr, über mehrere ausgetretene Stufen aus dem Güllefluss zu steigen. »Die meisten Menschen geraten in den Tiefen seltsamerweise in Panik. Sie sind recht merkwürdig. Sie bevorzugen die Weiten des grässlichen grellen Himmels und fühlen die beruhigende Wirkung des Gesteins nicht.«
    »Wir sind sehr verschieden, du und ich, Herr Zwerg. Darf ich deinen Namen wissen?«
    »Dramir rief mich mein Herr, als ich erwachte und ich mir meines Selbst bewusst wurde.«
    »Dramir … Dieser Name hat einen guten Klang. Er hört sich sehr alt an.«
    »Ich habe vergessen, die Jahrtausende zu zählen, zumal ich viele von ihnen verschlafen habe.«
    »Kann es sein, dass wir uns früher schon einmal über den Weg gelaufen sind, Herr Dramir?«
    »Möglich wäre es, aber ich würde mich nicht mehr daran erinnern. Ihr Menschen langweilt mich.« Dann wies er sie an: »Nach rechts, die Stufen hoch.«
    Terca tastete sich eine Wand entlang, die sich trocken anfühlte. Sie hatte das Gefühl, nicht weit von der Erdoberfläche entfernt zu sein. Ihre Sinne sprachen an. Sie fühlte die Präsenz mehrerer Magicae. Allerdings war das Wesensmuster Pirmens nicht darunter.
    »Du weißt, wo sich Larex’ Turm befindet?«, fragte sie den Zwerg.
    »Selbstverständlich. Wir haben ihn gebaut, wie wir überhaupt einen Großteil Griams errichtet haben – und dies nach wie vor tun. Gäbe es uns nicht, wäre das Oceanicum längst auseinandergebrochen.«
    »Ihr leistet hervorragende Arbeit.«
    »Danke, junge Hexe.«
    Dramir führte sie weiter. Rings um sie wurde es heller. Terca meinte, am Ende des Ganges Tageslicht auszumachen. Doch das musste eine Täuschung sein. Oben herrschte finsterste Nacht.
    Schatten bewegten sich beinahe lautlos. Die Zwerge verhielten sich ungewöhnlich ruhig. Es war, als wollten sie ihre Anwesenheit niemandem verraten. Womöglich fürchteten sie die Macht der Magicae, die angeblich auch tief ins Erdreich reichte.
    »Hier!«, sagte Dramir und deutete auf einen Aufstieg, der von Dunkelpflanzen derart überwuchert war, dass man die Steigleiter kaum noch sehen konnte. »Wir haben vor einigen Jahren einen Erdpfropfen angebracht, etwa fünf Mannslängen hoch, den wir entfernen müssen. Es dauert nicht lange …«
    In diesem Moment strömten von überall her kleine kartoffelgesichtige Gestalten herbei und stürzten übereinander, denn jeder der Zwerge wollte die Leiter als Erster emporsteigen. Nach einigem Gezischel und Gegrunze war die Hackordnung geklärt. Dramir kletterte an dritter Stelle empor, ein sicheres Zeichen dafür, dass er in der Gemeinschaft der Zwerge eine hohe Position einnahm.
    Man machte Terca Platz, als sie selbst nach den Sprossen griff. Aus unerfindlichen Gründen gaben sich die Kleinen freundlicher, als sie es von ihnen gewohnt war. Terca stieg empor, vorsichtig und leise. Über ihr wurden Geräusche laut. Stimmen. Eine davon gehörte zweifelsfrei Rudynar Pole. Terca fühlte ihr altes Herz rascher schlagen. Sie war … froh. Glücklich, dass der Hohe Herr noch lebte.
    Sie erreichte die letzte Sprosse und hievte sich auf einen Absatz hoch, der gerade mal drei Handbreit maß. Sie richtete sich auf und hielt mit Mühe das Gleichgewicht, während die Zwerge links und rechts von ihr unruhig von einem Bein aufs andere traten.
    »Was nun?«, fragte sie Dramir mit leiser Stimme.
    »Es gibt mehrere Zugänge zum Magischen Turm, von denen Larex nichts weiß. Meine Stammleute werden sich verteilen und aus dem Dunklen heraus angreifen. Du, ich und unsere stärksten Schachtgräber«, er deutete auf mehrere recht muskulöse Zwerge, »werden für das notwendige Durcheinander sorgen, sodass du deine Freunde in Sicherheit bringen kannst.«
    »Hüte dich vor Larex. Er soll über große Kräfte verfügen.«
    »Solche, die bei uns nur bedingt greifen, wie du weißt.«
    »Dennoch würde ich vorsichtig

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