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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wirkten und dennoch flink genug waren, um die Linke auf einen Tisch auflaufen und beinahe darüberstürzen zu lassen.
    Terca hustete angestrengt und klopfte sich selbst vor die Brust. Wie jemand, der kurz vor dem Erstickungstod stand. Sie krümmte den Leib und spie gelben Schleim, der in Bodennähe im Nebel verschwand. Dann wandte sie sich wieder der schwertschwingenden Feindin zu, die eben einen neuen Anlauf wagte, diesmal langsamer und vorsichtiger. Jener Arm, den Rudynar beinahe abgetrennt hatte, pendelte nutzlos hin und her, doch das schien die Kriegerin nicht wirklich zu beeinträchtigen, und auch die Schmerzen spürte sie offenbar nicht mehr.
    Terca bückte sich, wiederum hustend. Zischend fuhr das Schwert Pae Lorianders über sie hinweg. Die Alte tat so, als kümmerten sie die Angriffe gar nicht, als wäre sie bloß mit sich selbst beschäftigt.
    »Hexenweib!«, knurrte die Linke.
    »Verschwinde von hier und kehre niemals mehr wieder«, bot ihr Terca an, nachdem ihr Hustenanfall ein Ende gefunden hatte. »Geh in die Norde, dorthin, wo es nur noch Eis und nackte Landschaft gibt, oder ersuche um Asyl in einem der südlichen Länder. Aber stell dich mir nicht länger in den Weg.«
    »Du weißt, dass ich das nicht kann.«
    »Natürlich weiß ich das.« Terca tat einen Schritt nach vorn, streckte gemächlich ihre rechte Hand aus und berührte Pae Lorianders Bauch. Die Bewegung wirkte völlig unspektakulär und war recht langsam, doch Rudynar Pole sah, wie die Finger der Alten immer tiefer in den Leib ihrer Feindin glitten. Die Hand verschwand darin, dann der Arm bis zum Ellenbogen. Die Linke stand bloß da, unfähig, sich zu rühren, und musste dulden, dass die Hexe im Inneren ihres Leibes herumfuhrwerkte, Organ für Organ ertastete, sie zerquetschte oder zerriss, Adern und Arterien aufriss und Gedärme verknotete.
    Pae Loriander wollte nach der Hexe greifen; doch ihre Hände fuhren immer wieder an ihr vorbei. Sie agierte wie jemand, der völlig die Orientierung verloren hatte.
    Dunkle Flüssigkeit strömte ihr aus dem Mund, übers Kinn, tropfte auf die Brust, zog schmale Bahnen weiter nach unten, bis sie an Tercas Arm ankam und dort stockte.
    »Du warst eine meiner großen Hoffnungen«, sagte die Alte. »Ich habe dich eine Zeitlang als besonders gelungenes Werkzeug betrachtet. Aber letztlich hast du mich sehr, sehr enttäuscht. Aber lassen wir das. Fühlst du ihn, den Großen Gleichmacher? Ich habe ihn gerufen. Er wird dich nun dorthin begleiten, wo dein Platz ist. Ich vermute, du wirst dich vor einigen Opfern deiner Mordlust verantworten müssen. Mach’s gut, Pae.«
    Die Augen der Linken wurden glasig. Der Arm der Hexe glitt aus ihrem Leib, die Wunde schloss sich wie von selbst. Ein letztes Zittern, ein letztes Aufbäumen, dann fiel die Frau entseelt zu Boden, und ein Schatten schlich leise davon, mit der lange gejagten Beute unterm Arm.
    Kurz zuvor:
    Pirmen fühlte unbändigen Zorn. Nun, da er die Dinge ringsum klar erfasste und in ihm Kräfte tobten, die nach draußen wollten, sollte er sterben, hingerichtet von einem tumben Söldner, indem dieser ihm einen Armbrustbolzen in den Leib jagte? Nein, das durfte nicht geschehen!
    Mit einem Mal roch er die Kleinen. Sie bewegten sich durch die Dunkelheit und durch Erde, die aus Dutzenden Ländern zusammengetragen worden war, um das Fundament Griams zu bilden. Sie kamen, um ihn zu retten, und sie wurden von der alten Vettel begleitet.
    Warum tat sie das? War sie Rudynar Pole zuliebe hier?
    Es scherte ihn nicht. Wichtig war bloß sein Überleben. Es galt, möglichst ruhig zu bleiben, um dann, im entscheidenden Moment, das Richtige zu tun.
    Er sprach langsam, gab sich zornig und verzweifelt und zögerlich. Er bot Larex und Pae Loriander das Bild eines Mannes, der in die Enge getrieben worden war und davon ausging, dass es kein Entkommen mehr gab. Doch in seinem Hinterkopf legte er sich bereits Pläne zurecht. Er verinnerlichte die Räumlichkeiten und versuchte vorauszuahnen, wie Larex auf die Attacke der Zwerge reagieren würde.
    Warum konnte der alte Magicus die Präsenz der Kleinen nicht spüren? Hatten seine Kräfte nachgelassen, oder ging seine Obsession für diesen lächerlich wirkenden Helm so weit, dass er alles rings um sich vergaß?
    Nun musste alles rasch gehen. Pae Loriander gab den Befehl, ihn hinzurichten. Seine Retter, die sich im Untergrund und im Schatten verbargen, warteten immer noch, viel zu lange schon. Pirmen bündelte seine Kräfte und richtete sie

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