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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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auf einen der Kleinen. Er hieß Dramir. Wenn er das Kommando gab, würden seine Landsleute nicht weiter zögern und ihm folgen. Also brachte er den Zwerg dazu, die entscheidenden Worte zu rufen.
    Erde brach rings um ihn auf, Steine flogen durch die Gegend, wie von Riesen geschleudert. Die allgemeine Verwirrung war groß, so, wie Pirmen es erhofft hatte.
    Larex war sein Gegner. Ihn musste er neutralisieren, bevor diese seine überragenden Kräfte einsetzte und daranging, alles ringsum zu vernichten, was das Oceanicum Griam in den Untergang ziehen würde. Also dachte Pirmen an die alten Worte, die er verinnerlicht und sich bereitgelegt hatte, sprach sie mit der notwendigen Betonung und bündelte alle Kraft, die seit Neuestem in ihm steckte, in einen Verteidigungszauber.
    Larex scheiterte an seinem Versuch, ein Chaos auszulösen. Seine Hände wollten sich nicht so bewegen, wie er es gerne gehabt hätte, und eiserne Klammern bohrten sich in seine Lippen, sodass er keinen Ton mehr hervorbringen konnte.
    Es war ein Triumph sondergleichen. Er, der stets missachtete Lehrling, überflügelte den Meister-Magicus! Gewalten, die in ihm tobten, verbanden sich mit einem Zorn, dem Larex nichts entgegenzusetzen hatte. Er musste bloß noch …
    Larex riss den Mund trotz der Klammern auf. Blut und Fleisch spritzten davon, doch das kümmerte den Alten nicht. Er schleuderte Pirmen einen bitterbösen Fluch entgegen, der in seinen Leib fuhr und machte, dass Pirmen keine Luft mehr bekam, während sich seine Innereien schmerzhaft zusammenzogen.
    Der Meister-Magicus flüchtete. Er machte sich davon wie der Feigling, der er stets gewesen war. Um sich in der Dunkelheit zu verkriechen und von dort aus weiterhin todbringende Bösartigkeiten über den Bewohnern Griams auszuschütten.
    Er flüchtete, also war er geschwächt …
    Pirmen fand zur inneren Ruhe zurück. Er hatte in den letzten Wochen so viel eingebüßt und gleichzeitig so viel gewonnen, dass ihm diese zusätzlichen Schmerzen nichts anhaben konnten. Er zwang sie kraft seines Geistes nieder und machte, dass sie sich auflösten. Sie wurden bedeutungslos, wie auch der magische Nebel, der ihn umgab und der Larex’ Spuren verwischen sollte.
    Diese kleinen Zaubertricks nützen dir nichts, alter Mann. Ich rieche dich und weiß, wo du dich versteckst.
    Pirmen humpelte Larex hinterher. Entlang leergefegter Tischreihen, vorbei an uralten Uniformen, Hängebildern, Waffen, nur mühsam gebändigten Büchern, die nun, angesichts der entfesselten Gewalten, umso deutlicher nach Freiheit verlangten. Durch die Gänge eines Labyrinths, von dem nur die wenigsten Geschöpfe wussten, selbst die Zwerge nicht.
    Larex stieß Drohungen aus. Er rief Explosionen hervor und heuchelte Selbstsicherheit. Doch er stank nach Furcht. Selbst aus größerer Entfernung waren diese Ausdünstungen zu riechen. Der Meister, der stets Kontrolle über alles hatte haben wollen, was ihn umgab, musste improvisieren und sich eines Lehrlings erwehren, den er selbst ausgebildet hatte.
    Pirmen holte auf. Trotz seiner körperlichen Unzulänglichkeiten bewegte er sich rasch wie der Wind, getragen vom Willen zu töten. Sein Fuß berührte kaum einmal den Boden. Der Wunsch zu gehen, zu laufen, genügte, damit er sich seinem Lehrer beständig näherte.
    Er durchschritt das letzte magische Tor. Die Schutzmaßnahmen, die ihn daran hindern sollten, erschienen ihm lächerlich. Er wischte sie mit einer einzigen Handbewegung beiseite und trat in den Raum, in dem sich Larex noch sicher wähnte.
    »Du kannst mich nicht aufhalten, alter Mann«, sagte er und schnippte mit den Fingern. Die Wände begannen zu leuchten. Sie zeigten einen vor Angst bibbernden Larex, der sich dem Stummen Jungen zu Füßen geworfen hatte.
    »Pirmen, du verstehst nicht …«
    »Und ob ich verstehe, Herr. Du hast mich ausgenutzt und missbraucht. All deine Schlechtigkeit hast du an mir ausgelassen, um mich zu verderben und mich nach deinen Vorstellungen zu formen.«
    »Ich wollte doch nur …«
    »Hör auf!« Pirmen konzentrierte seine Kräfte auf einen ganz bestimmten Punkt nahe Larex’ Herzen. So, wie er es gelehrt bekommen hatte. »Tut es weh? Fühlst du, wie die Kälte nach dir greift?«
    Larex wand sich. Vergebens versuchte er, dem Schmerz auszuweichen und seinerseits Pirmen zu attackieren. Seine Kräfte waren nichts im Vergleich zu dem, was in seinem ehemaligen Lehrling heranwuchs und bald zur vollen Blüte gelangen würde. Hier und jetzt musste sich Pirmen

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