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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Leute kümmern. Unter ihnen wird nicht weniger getuschelt. Sieh zu, dass du wenigstens sie unter Kontrolle hältst.«
    »Aber …«
    »Ich dulde kein weiteres Aber!«, brüllte Metcairn Nife. »Mach dich an die Arbeit, Rechter!«
    Marmer Dunne wollte erneut widersprechen, überlegte es sich dann, lenkte sein Pferd zur Seite weg und verließ den Pulk der hoffärtigen Ordonnanzen, Adjutanten und Generäle, in dessen Zentrum sich Metcairn Nife befand.
    Die fahrende Burg der Magicae befand sich unmittelbar vor ihnen. Die Turmspitzen des dunklen Gebäudes schwankten hin und her, die Zugochsen trotteten gemächlich dahin. Eine Wolke hing beständig über dem unheimlichen Bau, Fliegen sonder Zahl folgten ihm.
    Die Sibyllen befanden sich in Wagen mit blickdichten Wänden. Unheimliche Laute drangen daraus hervor, wurden immer lauter. Mit ein wenig Fantasie hätte man sie für Gelächter halten können. Doch die Lichtblitze, die unter den Stoffbahnen hervorzuckten, entzogen sich jeglicher Erklärung.
    Beide Gruppen wurden von starken Soldaten-Kontingenten begleitet und nach den Seiten hin beschützt. Metcairn Nife bezweifelte jedoch, dass die Bewaffneten die Magicae und Sibyllen besser beschützen konnten als die sich selbst.
    Weiter vorn zogen Kontingente des Kleinen Volkes und der Malekuften dahin, Nachtkrappen flatterten erregt über den Bannern mit der goldenen Faust. Söldnerfamilien ergaben weitere Farbtupfer im geordneten Durcheinander der Heeresteile, so wie auch die Gruppe der Älteren zur Vielfalt des Heereszugs beitrug.
    Hunderte Gedanken schwirrten Metcairn Nife im Kopf herum, so wie immer. Diese Ansammlung von Individuen und Gruppen in einem Gleichgewicht zu halten, ohne dass es Tag für Tag zu Auseinandersetzungen kam, diese Aufgabe nahm den Großteil seiner Zeit in Anspruch. Und nun, da der Platz zu seiner Linken verwaist war, hatte er noch viel mehr Arbeit zu erledigen.
    Eine Sibylle näherte sich ihm. Sie ging zu Fuß, und dennoch hielt sie problemlos mit seinem Schlachtross Mimar mit. Die Militärs rings um Metcairn Nife wichen zur Seite, sobald sie ihrer ansichtig wurden.
    »Der Gottbettler erwartet, dass du dich beeilst«, sagte sie.
    »Ich tue mein Bestes.«
    »Das ist nicht genug. Er verlangt, dass du von heute an in zwanzig Tagen die Grenze zur Blume von Oriath überschreitest.«
    »Das ist Wahnsinn!«
    »Es ist notwendig. Das Heer muss in voller Stärke angerückt sein, bevor ihn der Stumme Junge und seine Begleiter angreifen.«
    »Ich habe es noch immer nicht verstanden, Wanderfrau. Der Gottbettler zieht alle seine Heereskräfte zusammen, um sie gegen einige wenige Leute antreten zu lassen?«
    »Es handelt sich um keine … Leute«, widersprach die Sibylle. »Es ist niemals zuvor im Weltenkreis vorgekommen, dass sich Macht in seiner pursten Form auf einige wenige Wesen konzentrierte und diese noch dazu zusammenfanden.«
    Auf einmal packte sie das Sattelhorn und schwang sich auf den Rücken des Pferdes, direkt vor ihm, mit einer flinken Bewegung, zu der kein Mensch fähig war. Sie war ihm nun ganz nahe, ihr Hintern rieb gegen seinen Schritt, sie roch nach Minze und nach anderen Kräutern, und in ihrer Stimme klang etwas mit, das ihn innerlich zum Vibrieren brachte. Er fühlte, wie ihm die Hose eng wurde, während die Sibylle den Kopf wandte und ihm zuflüsterte: »Stell dir die Kraft der Sonne während der Mittagsstunden vor und addiere die Mächte des Hasses sowie der Liebe. Zu guter Letzt füge eine Portion Wahnsinn hinzu. Das Ergebnis ist das, was wir von unseren Feinden zu erwarten haben. Kräfte, größer als alles, was du bisher gekannt hast, gesteuert und unterstützt von zwei Trieben, die beide derart unberechenbar sind, dass weder die Magicae noch wir voraussagen können, was als Nächstes geschehen wird.«
    »Sie sind und bleiben Lebewesen. Du kannst sie nicht mit Naturgewalten vergleichen.«
    Die Sibylle tastete nach hinten und rieb ihm den Schwanz. So fest, dass Metcairn weder zu atmen noch zu denken vermochte. Sie erzeugte Lust und Schmerz zugleich.
    »So fühlt es sich an, wenn drei dieser Mächte zusammenwirken und sich der vierten annehmen. Allerdings ist die vierte nicht so kümmerlich wie dein Anhängsel, sondern – wie gesagt – eine Sonne.«
    Die Sibylle drückte ein letztes Mal zu und sprang dann wieder vom Pferd. Sie ließ ihn gerade noch rechtzeitig in Ruhe. Ein klein wenig länger, und er, der bislang unumstrittene Heerführer, hätte vor den Augen seiner Begleiter in die

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