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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wahrscheinlich auch den Hurenhäusern einen Besuch abzustatten. Ich habe erlebt, wie er sich benimmt, wenn er zu viel vom Sauren intus hat. Ich befehle dir also, allein in die Stadt zu gehen, Terca, und zu tun, was notwendig ist.«
    Die Hexe lächelte und nickte. »Du hast es gehört, Hoher Herr?«
    Rudynar Pole fühlte sich hilflos. Er wollte sich nichts sagen lassen, und schon gar nicht von diesen beiden kruden Gestalten. An jenem Tag, da er wieder auf die Beine gekommen war und sich daran erinnert hatte, dass die Freiheit das wertvollste Gut eines Mannes war, hatte er sich geschworen, sich niemals mehr unter den Willen eines anderen zu stellen. »Seid ihr sicher, mich mit euren Kräften halten zu können?«
    »Nein«, gestand Terca gelassen. »Aber wir würden es versuchen. Und dir Schmerzen bereiten. Ich könnte deine Brustwunde aufbrechen lassen und ein klein wenig mit Feuer darin herumstochern. Es wäre ein Kampf mit ungewissem Ausgang.«
    »Ich sollte es darauf ankommen lassen, Frau Wicca und Herr Magicus.«
    »Du weißt, dass du mir verpflichtet bist«, sagte die Hexe. »Ich habe dir das Leben gerettet.«
    Rudynar Pole schwieg. Sie ritten seit Wochen nebeneinander her, allesamt angespannt, aneinandergefesselt, aber auch Konkurrenten, weil jeder von ihnen letztendlich seine eigenen Ziele verfolgte, ohne darüber allerdings offen zu sprechen. Ihr Bündnis war fragil, und es würde in nicht allzu ferner Zukunft auseinanderbrechen.
    »Du hast recht. Ich schulde dir etwas«, sagte er und gab sich entspannt.
    »Das kommt mir ein klein wenig zu rasch.«
    »Man brachte mir vor langer Zeit bei, nicht mit Hexen oder Magicae zu streiten.« Rudynar Pole zuckte mit den Achseln. »Können wir jetzt bitteschön das Nachtlager aufschlagen? Mein Arsch fühlt sich an, als hätte ihn jemand stundenlang mit der Kardätsche bearbeitet …«
    Rudynar Pole näherte sich Haimes Stadtzentrum. Dort vorn war das Leben, wie er es so lange vermisst hatte: Es roch nach Pisse und Erbrochenem, nach fettigem und schlechtem Essen, nach Pferdedung und Echsenscheiße. Frauen lachten hysterisch, Männer grölten Lieder über Heldentaten, die sie nie begangen hatten. Manchmal mischten sich die Stimmen von Kindern und Jugendlichen in das allgemeine Durcheinander. Sie beobachteten das Treiben der Älteren und nahmen sie sich als Vorbilder, um sich irgendwann selbst so zu benehmen.
    Er kicherte. Hatten seine beiden Wachhunde denn wirklich geglaubt, ihn aufhalten zu können? Er hatte gewartet, bis Pirmens Atemzüge regelmäßig geworden waren und die Hexe laut zu schnarchen begonnen hatte, dann hatte er sich davongeschlichen, so unauffällig wie ein Furz im Wirbelwind. Wie er es gelernt hatte, vor langer Zeit.
    Die Lichter wurden greller, das Getümmel dichter. Rudynar Pole atmete tief durch. Frische Luft ist schön und gut – aber es schadet auch nichts, von Zeit zu Zeit mit den Vorteilen modernen Lebens in Berührung zu kommen.
    Eine Hübschlerin tauchte vor ihm im Halbschatten auf. Sie drehte ihren lächerlich wirkenden Schirm und schleuderte die Arschbacken während des Gehens von links nach rechts, eine einzige Versuchung für Rudynar Pole, der seit langen Jahren keine Frau mehr gehabt hatte. Und der Schwielen an den Händen hat, die gewiss nicht von der Schwertarbeit herrühren.
    Aber nein. Er hatte nicht allzu viel Geld bei sich, bloß einige Kupfermünzen. Vielleicht konnte er das Zeugs verkaufen, das er seit der Flucht aus dem Turm des Magicus Larex bei sich trug. Das Rüstungsteil hatte ihn dazumal gelockt, doch je länger er die fein ziselierte Maske in seinem Besitz hatte, desto wertloser erschien sie ihm. Hier und jetzt wäre er froh gewesen, sie für einen silbernen Mau an den Mann zu bringen.
    Rudynar Pole ignorierte die anzüglichen Blicke und den Geruch nach billigem Parfum. Er schob sich an der Hure vorbei und trat auf die breite, stark frequentierte Straße, die beiderseits von Fackellichtern erhellt wurde. Er ließ sich von anderen Menschen treiben, die gleich ihm auf der Suche nach Unterhaltung waren: nach Ablenkung vom harten Leben, das sie ansonsten führten.
    Ein Junge bot ihm ein Stück Fleisch an, das wie der Hintern einer fetten Ratte aussah, aber verführerisch gut roch. Er schnippte dem kleinen Wusel eine seiner Kupfermünzen zu, griff nach dem Spieß und biss herzhaft in das krustige Fleisch.
    Ein Hutzelweibchen an einem Stand in der Mitte der Straße verkaufte ihm gesüßte Zitronenlimonade, die ihn nur noch

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