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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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natürlichen Wände hatte Terca im Laufe der Jahre abgehauen, geglättet und geweißt. Mehrere Kalksäulen, so dick, dass zwei ausgewachsene Mannsbilder sie nicht mit ihren Armen umfassen konnten, standen in der Mitte, knapp nebeneinander. Sie teilten die Höhle in einen privaten Bereich und in eine Art Saal auf, in dem Terca ihren Geschäften als Herrin der Unterstadt nachging. Dort türmten sich versiegelte Dokumente, Schatullen, Bullen, mit dem Herrschaftssiegel Poitreas versehen, Bücher, Karten, Pergamente, Verträge. Informationen aus allen drei Bereichen der Stadt.
    Terca hatte keinen Blick für diese Schätze. Sie hatten wenig Bedeutung, und sie konnte sie trotz ihres Werts nicht in Geld umwandeln. So lauteten die Regeln, an die sie gebunden war, denen sie sich verpflichtet hatte.
    Sie stiegen zwischen den Kalksäulen in den etwas höher gelegenen Wohnbereich der Höhle. »Aufs Bett!«, wies sie Felita an und deutete auf ein Lager, das augenscheinlich kaum benutzt wurde.
    Ächzend legten sie das junge Mädchen nieder, überprüften die Verbände und deckten sie zu, bevor sie den Raum verließen und zurück in den vorderen Bereich der Höhle schlichen. Terca warf sich in ihren Lieblingsstuhl, dieses massive, mit abgenutztem Schweinsleder bezogene Beutestück aus einem der vielen Bandenkriege, das niemand mehr für sich beansprucht hatte.
    Felita setzte sich ihr gegenüber auf den Boden. Die Frau wirkte reichlich erschöpft, doch das verhärmte Gesicht hellte sich ein wenig auf; sie dachte wohl, dass ihre Tochter und sie das Schlimmste hinter sich hatten.
    »Meine Bezahlung!« Verlangend streckte Terca die Hand aus.
    Felita nickte und griff in ihre Tasche. Sie kramte ein, dann das zweite Goldstück hervor.
    »Und die Felle, die du mir versprochen hast.«
    »Die Hälfte, nicht wahr?«
    »Wir hatten zwei Drittel vereinbart.«
    »Aber natürlich.« Felita lächelte unecht. »Wie konnte ich das bloß vergessen?«
    »Es war sicherlich die Sorge um dein Kind.«
    Terca nahm die Pelze in Empfang. Sie würden sich gut zu Geld machen lassen und ihr eine weitere Woche das Überleben sichern. Damit ich mich von den üblichen Geschäften als Herrin der Unterstadt freikaufen und in die Wand stellen kann, um auf den tödlichen Ruf zu warten.
    »Ich hätte eine Bitte, Terca.«
    Sag es nicht. Bitte behalte deine Worte für dich. Ich flehe dich an … »Ja?«
    »Bevor es … so weit war, habe ich mich mit Gunguelle über ihre Zukunft unterhalten.«
    »Sie wird bald wieder gesund sein und in deiner Heimat einen guten Mann finden.«
    »Aber die Narben … Das Gemauschel, die bösen Gerüchte, die bereits vor unserer Abreise die Runde machten. Der Dorfheiler möchte sich mit uns unterhalten, sobald wir zurückkehren. Er ist ein bösartiges kleines Wiesel, das alles daransetzt, meiner Familie die Ehre abzuschneiden.«
    »Besteche ihn. Oder lass ihn töten.«
    Felita sah sie entsetzt an. »Ihn töten lassen? Er ist den Göttern näher als alle anderen im Dorf.«
    »Dann wird er sich darüber freuen, ihnen noch ein klein wenig näher zu kommen. Ich habe Kräuter, die dabei helfen würden.«
    »Ich könnte niemals jemanden ermorden!«
    »Du bist zu mir gekommen, damit ich deinen ungeborenen Enkel töte. Du hast mich darum angefleht. Ich sehe keinen großen Unterschied zu dem, was ich dir vorschlage.«
    »Aber die Ehre! Die Schande! Schon der Gedanke daran …«
    »Worum wolltest du mich bitten?«, unterbrach Terca die andere Frau, bevor diese zu lamentieren und zu klagen begann.
    »Wir haben uns überlegt, ob Gunguelle eine Weile in Poitrea bleiben und bei dir unterkommen könnte.«
    »Ausgeschlossen.«
    »Aber …«
    »Ich bin keine Ersatzmutter. Ich führe ein seltsames, ein kompliziertes Leben. Ich habe keinen Platz für deine Tochter.«
    »Aber du könntest mir raten, wo ich sie unterbringen sollte?«
    Warum tust du ihr das an? Siehst du denn nicht die Armut rings um dich? Die Verzweiflung, den Dreck, die Gefahren? Warum lässt du dich so sehr vom Glanz des Goldes blenden, vom weißen Marmor und den in feine Tücher gehüllten Herren der Oberstadt? Es sind bloß einige wenige, die es bis dort hinauf schaffen, und deine Tochter wird gewiss nicht dazugehören.
    Laut sagte sie: »Ich könnte es. Aber das Leben in Poitrea ist schwer und entbehrungsreich. Schlimme Dinge passieren hier, Tag für Tag …«
    »Gunguelle ist ein gutes Mädchen! Sie kann putzen oder Botendienste erledigen oder …«
    … oder einem feisten,

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