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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Heerführer summte heiter mit.
    Das Haus des Weinhändlers wurde erobert, der schlaftrunkene Hausherr samt seiner Konkubinen gefesselt und für den Transport ins Lager des Heeres vorbereitet. Die Gruppe der Kämpfer zog weiter, nach einem zuvor festgelegten Plan. Sie würden an diesem Tag noch mindestens drei oder sogar vier Häuser des Oberstadt von Poitrea erobern. Auf die Besitzer, allesamt Mitglieder des Hoch- und Geldadels, warteten schlimme Tage. Sie würden sich für ihre Gewissenlosigkeit verantworten müssen und in letzter Instanz dem Henker des Heeres gegenübertreten.
    »Mir scheint, du hattest viel Spaß an der Arbeit«, sagte Pae Loriander, bevor sie sich ihren Leuten anschloss und Metcairn Nife zurückließ.
    »Das Morden hat mir niemals Freude bereitet. Vidal singt nur dann so hell und laut, wenn meine Sache gerecht ist.«
    »Eine jede Kriegspartei beansprucht für sich, auf der Seite der Gerechtigkeit zu stehen.« Die Linke wischte sich achtlos Blut von der Stirn. Sie hatte eine kleine Schnittwunde davongetragen. »Es gibt leider keine Instanz, die beurteilen könnte, wer denn recht hat.«
    »Doch, die gibt es. Den Gottbettler.«
    »Dieser Weinhändler hier würde dir sicherlich widersprechen.«
    »Und du, Pae Loriander? Was meinst du?«
    »Ich habe keine Meinung. Die Worte des Gottbettlers sind bindend für mich.«
    »Und du denkst niemals über seine Entscheidungen nach? Du siehst sie völlig unkritisch?«
    »Wie es sich für eine brave Linke gehört.« Sie grinste ihn an.
    Sie war hübsch, hübsch wie eine Schlange, deren Hautmuster, deren Geschmeidigkeit und Eleganz ihr Opfer in den Bann zog. Ob irgendetwas Menschliches in der Linken steckte, hatte Metcairn Nife nie in Erfahrung bringen können, trotz der Nähe, die einstmals zwischen ihnen bestanden hatte.
    »Deine Leute warten. Mach dich auf den Weg. Die Oberstadt Poitreas soll niemals wieder so sein, wie sie heute ist.«
    »Ja, Heerführer.« Die Linke drehte sich um und ging mit festen Schritten davon.
    Vidal in seiner Hand gab einen letzten, hellen Ton von sich. Es hörte sich an, als wollte ihn das Schwert der Hoffnung warnen, und das nicht zum ersten Mal.
    Metcairn Nife warf einen Blick auf das Haus des Weinhändlers. Teile des Dachs waren eingestürzt, im Vorraum schwelte ein Feuer. Das Tragenetz war zerrissen, einige Haltetaue hingen lose. Es brauchte nicht viel, um es in die Tiefe stürzen zu lassen, dem Söldner hinterher, dem er als erstem gegenübergestanden hatte und der nicht wieder aufgetaucht war.
    Der einzige zurückgebliebene Soldat bewachte die Gefangenen. »Du garantierst mit deinem Leben dafür, dass diese Leute am Leben bleiben, Soldat«, sagte Metcairn Nife zu ihm.
    »Ja, Heerführer.«
    »Wie ist dein Name?«
    »Daewan Mo Brae, Heerführer.«
    »Du stammst aus Mayeur?«
    »Ja, Heerführer.«
    »Du bist einer der wenigen aus der Enklave, die sich dem Heer des Gottbettlers angeschlossen hat. Es hat uns viel Mühe gekostet, Mayeur für unsere Ziele zu gewinnen. Und noch immer ist nicht sicher, ob König Perpesole der Achte tatsächlich auf unserer Seite steht. Er dreht sich wie eine Fahne im Wind. Deine Landsleute sind störrisch und den Ideen des Gottbettlers gegenüber nicht sonderlich aufgeschlossen.«
    »Das stimmt, Heerführer.«
    »Was hat dich hierhergeführt, noch dazu in eine der Eliteeinheiten Pae Lorianders?«
    »Nun … es erschien mir richtig.«
    »Es war also nicht die Aussicht auf Gold, Land oder Abenteuer?«
    »Das widerspräche den Ansichten des Gottbettlers, nicht wahr, Heerführer?«
    Die Frage war mit unsicherer Stimme gestellt, und in ihr äußerte sich das Dilemma, in dem die Soldaten steckten. Sie wollten an die guten Absichten des Gottbettlers glauben und daran, dass sie in seinem Namen das Richtige taten. Doch der Oberste war niemals präsent, ließ sich nie blicken. Ab und an war das Grau rings um sie von größerer Intensität. Doch dieser Eindruck war stets flüchtig. Er kam und ging gleich wieder, ohne sich in der Erinnerung der Soldaten festzusetzen.
    »Du machst deine Sache gut, Daewan Mo Brae. Wenn deine Arbeit hier beendet ist, melde dich in meinem Zelt. Ich möchte mehr über Mayeur und seine Leute erfahren.«
    »Ja, Heerführer.« Wieder ein knappes Nicken, respektvoll und nicht so unterwürfig, wie Metcairn Nife es bei seinen Adjutanten zu hassen gelernt hatte.
    Er ließ den einfachen Soldaten stehen und machte sich auf den Weg zurück ins Zeltlager. Er nutzte Stege, die ihm Pae Loriander

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