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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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zitiert: »›Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen! Hast du nicht gesehen, wie dein Herr mit den Leuten des Elefanten verfuhr? Hat Allah ihren Plan nicht scheitern lassen?‹«
    »Im Jahr der Geburt des Propheten Mohammed zog der christliche König Abraha von Al-Yemen, der sich selbst als König von Saba bezeichnete, mit seinen Elefanten gegen Mekka. Der äthiopische Negus wollte die Kaaba zerstören, nachdem die Mekkaner die Kathedrale in Sanaa geschändet hatten. König Abraha sandte ein Heer nach Mekka, um die Kaaba dem Erdboden gleichzumachen. Sein Kriegsvolk wurde vernichtet.«
    Bedlay nickt langsam. »Das Andenken an diesen Kreuzzug gegen Mekka wird im heiligen Koran bewahrt.«
    »König Abraha ist gescheitert.«
    »Ja.«
    »Ich werde nicht scheitern.«
    »Nein, wohl nicht.«
    »Wenn dein Nachfolger als Sultan von Adal mir mit dem Segen des Sultans von Ägypten den heiligen Djihad erklärt, werde ich Mekka angreifen und erobern. So wahr mir Gott helfe.« Zara Yakob deutet in Richtung der allerheiligsten Lade jenseits des Schlachtfelds. Wie durch ein Wunder ist sie unversehrt. »Gott ist auf meiner Seite.«
    Bedlay nickt ernst.
    »Es gibt keinen Sieger außer Gott! Und wer die Schlacht verliert, verliert nicht nur seine Macht, sein Reich, seinen Ruhm, seine Ehre, sondern auch sein Leben.«
    Bedlay senkt den Blick.
    »Mein Bruder, Kaiser Yeshaq, hat gegen deinen Vater, Sultan Saad ad-Din, gekämpft und ihn hinrichten lassen. Dessen Söhne, deine Brüder, flohen nach Al-Yemen. Als Sabr, Mansur und Djamal zurückkehrten, um als Sultane den Thron von Adal zu besteigen, hat mein Bruder sie vernichtet.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und nun bin ich Kaiser und du Sultan. Mein Vasall, der mir die Treue schwor und mich verriet. Der sein Schwert gegen mich erhob und mir den Djihad erklärte, obwohl der Prophet Mohammed es ausdrücklich verboten hat. Sag mir, mein Freund, der aus irregeleitetem Glauben zu meinem Feind geworden ist, was soll ich mit dir tun?«
    Stumm fällt Ahmed Bedlay vor dem Neguse Negest auf die Knie, nimmt langsam seinen Helm mit dem ledernen Nackenschutz ab, stützt seine Arme auf dem Boden ab, um einen festen Halt zu haben, presst seine schweißnasse Stirn in die aufgewühlte Erde und verneigt sich tief vor seinem einstigen Lehnsherrn.
    Einige verhaltene Atemzüge lang starrt Zara Yakob auf ihn hinab. Dann gibt er Konstantin ein Zeichen.
    Der Byzantiner zieht sein Schwert und tötet den Sultan von Adal mit einem einzigen kraftvollen Hieb.
    »Bedlay hatte recht, Euer Majestät«, bestätigt Konstantin, als er sein Schwert in die Scheide zurückschiebt. »Es war ein glänzender Sieg!«
    Bedlays Kopf liegt vor Zara Yakobs Füßen. Der Kaiser hebt den Blick und beobachtet, wie hunderttausend Muslime überstürzt fliehen und von den zornentflammten Christen verfolgt und im Blutrausch niedergemetzelt werden. Kein Ungläubiger wird an diesem Tag das verwüstete Schlachtfeld lebend verlassen.
    Es ist Fasika, das Fest der Freude, der Tag der Hoffnung, der Versöhnung und des Friedens.
    Denn an diesem Tag hat Gott den Bund mit seinem auserwählten Volk erneuert.
    Der Kaiser schiebt sein Schwert in die Scheide, schwingt sich in den Sattel. Während ihm der Psalm ›Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre!‹ nicht aus dem Kopf geht, trabt er über das mit Toten und Sterbenden übersäte Schlachtfeld zurück zur Lade des Gottesbundes.

· Yared ·
Kapitel 51
    In Yareds Schlafgemach in der Zitadelle
    2. Miyazya 6945
    19. Dhu’l Hijja 848, 22. Nisan 5205
    Ostersonntag, 28. März 1445
    Kurz vor elf Uhr nachts

    Aufgewühlt kehre ich nach dem Bankett mit meinem Gefolge in die Zitadelle zurück. Obwohl es schon spät ist, bitte ich Benyamin, den Geleitbrief für Solomon zu verfassen. Dann gehe ich in mein Schlafzimmer, um zu packen.
    Ich werde nicht viel mitnehmen. Während meiner Flucht von Timbuktu nach Agadez und Al-Iskanderiya habe ich gelernt, mit wenig auszukommen. Eine schlichte Djellabiya aus saphirblauer Seide, die ich in Betlehem gegen das staubige Gewand eines Kameltreibers eintauschen werde, ziehe ich aus einer meiner Reisetruhen und werfe sie auf das Bett. Dazu zwei Turbantücher in Weiß und Gelb. Die Steinkugel, die ich seit Jahren nicht getragen habe. Und mein Schwert.
    Ich hebe Yehuda Halevis Buch aus der Büchertruhe. Zwischen den Seiten, wo der Dichter schreibt, die Bundeslade liege in einer geheimen Kammer im Tempelberg verborgen, finde ich den gepressten

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